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Die berühmten Uhrwerke von Grand Seiko

August 14, 2023 | Lesedauer: 5 Minuten
Autor: Luca Cordes | 0 Kommentare | oacsspl

Wer sich Grand Seiko nähert, der begegnet unweigerlich auch den technischen Innovationen, die der japanische Hersteller seit seinen Anfängen forciert hat. Einen hohen Stellenwert im Hause, in dem Perfektion in allen Belangen großgeschrieben wird, hatte schon immer die Entwicklung von eigenen Manufakturkalibern. Mittlerweile gibt es zahlreiche unterschiedliche Versionen dieser winzigen Wunderwerke, weshalb der Fokus auf den drei wirklich legendären Kalibern liegen soll, die die Faszination der Marke mitbegründet haben.  

Nahaufnahme des Grand Seiko Kalibers 9S85 vor schwarzem Hintergrund
Bildquelle: Grand Seiko

Das Grand Seiko Kaliber 9S

Eines davon ist das Kaliber 9S, das im Jahr 1998 vorgestellt worden ist und einen Meilenstein in der Geschichte von Grand Seiko markiert. Es ist schon damals ausgelegt auf eine hohe Ganggenauigkeit und Robustheit und wird bis heute stetig weiterentwickelt. Hier zeigt sich auch der technologische Anspruch, den die Uhrenmanufaktur verkörpert. So kommt bei der Herstellung des 9S Kalibers die MEMS-Technologie (Micro-Electro-Mechanical Systems) zum Einsatz. „MEMS ist eine hochentwickelte Halbleiter-Fertigungstechnologie, die die Herstellung von Leichtbauteilen mit extremer Präzision und Toleranzen von einem tausendstel Millimeter ermöglicht“, erklärt Grand Seiko selbst. 

 

Ein Hemmungsrad beispielsweise, das mit MEMS produziert worden ist, ist 5 % leichter als herkömmliche Hemmungsräder. Obendrein sorgt das System für eine bessere Rückhaltung der Schmiermittel, wodurch die Haltbarkeit der Hemmung erhöht wird. Zum Erfolg des 9S Kalibers tragen aber auch neue Spron-Legierungen bei, die von Grand Seiko selbst entwickelt werden. Als Spron wird eine Kobalt-Nickel-Legierung für Federn bezeichnet, die eine grandiose Festigkeit, Elastizität sowie eine hohe Hitze- und Korrosionsbeständigkeit bietet. Für das High-Beat-Kaliber 9S85 etwa ist fünf Jahre lang an einer neuen Spron-Legierung getüftelt worden.  

 

Seit 2009 kommt „Spron 610“ darin zum Einsatz und sorgt für eine höhere Ganggenauigkeit und eine bessere Widerstandsfähigkeit der Spiralfelder gegen Stöße und Magnetismus. Das 9S Uhrwerk sorgt darüber hinaus für die Minimierung der Temperatureinflüsse auf die Unruh, wodurch die Präzision mit Hilfe eines vierten Armes (anstatt zwei oder drei) langfristig erhalten bleibt. Wie akribisch Grand Seiko an seinem 9S Kaliber arbeitet, zeigt, dass jede Kerbe eines Zahnrades in Japan einzeln von einem der hauseigenen Handwerker poliert wird. Die Gründe: Eine effiziente Übertragung der Energie der Hauptfeder, sowie die Reduzierung von Reibung und die Steigerung der Lebensdauer eines jeden Bauteils. Das Kaliber 9S repräsentiert bis heute die Basis, auf der alle mechanischen Uhren im Sortiment von Grand Seiko technisch aufbauen.

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Nahaufnahme des Grand Seiko Kalibers 9F vor schwarzem Hintergrund
Bildquelle: Grand Seiko

Das Grand Seiko Kaliber 9F

Höchste Ansprüche stellt Grand Seiko auch an das Quarzkaliber 9F. Der breiten Öffentlichkeit präsentiert worden ist es erstmals im Jahr 1993. Es „definiert die Quarzuhr neu und bietet eine höhere Leistung und eine längere Lebensdauer. Es ist eine Quarzuhr, die den Namen Grand Seiko verdient.“ Im Gegensatz zu „normalen“ Quarzwerken wird das 9F nicht automatisiert montiert, sondern komplett von Hand zusammenbaut. Allein dafür sind zwei erfahrene Uhrmacher notwendig. Während einer für das Uhrwerk verantwortlich ist, kümmert sich der andere um die Feinheiten der Datumsschaltung und das Einschalen des Uhrwerkes.  

 

Für die Datumsschaltung hat sich Grand Seiko damals außerdem noch etwas Besonderes einfallen lassen. Das 9F Kaliber verwendet einen Federhebelmechanismus, der für die unmittelbare Umschaltung verantwortlich ist. „Durch diesen Mechanismus baut das Antriebsrad der Datumsanzeige beim Drehen Spannung in der Hebelfeder auf und gibt die gespeicherte Energie frei, wenn es die Position der Nockenscheibe erreicht. Dadurch wird das Kalenderrad in nur 1/2.000stel Sekunde vorwärtsgetrieben.“  

 

Mit einer vermeintlichen Kleinigkeit schafft es Grand Seiko hier erneut, Uhrenliebhaber zu beeindrucken. Gleiches gilt auch für die Zeiger des 9F Kalibers, die länger und breiter sind als die üblichen Zeiger von Quarzuhren und bis zum Rand des Zifferblattes reichen. Erreicht wird dieses Novum durch ein größeres Drehmoment, das durch einen Doppelimpuls-Schrittmotor erzeugt wird, der kräftig genug ist, um die schweren Zeiger anzutreiben. Die Batterielaufzeit wird trotz des erhöhten Energieaufwandes mit drei Jahren angegeben.

 

Und dann ist da noch das Backlash Auto Adjustment-System, das so typisch Grand Seiko ist. Die hauseigenen Konstrukteure haben sich daran gestört, dass bei normalen Quarzwerken die Bewegung des Sekundenzeigers zu ungenau ist und nicht jede Markierung getroffen wird. Das passiert, weil die Zahnräder in einem Uhrwerk in der Regel ein wenig Spiel für ihre Bewegung benötigen, was zu einem Nachschwingen des Sekundenzeigers nach dem Sekundensprung führt. 

 

Das 9F besitzt diesen Makel dank des von Grand Seiko entwickelten Backlash Auto Adjustment-Systems nicht. „Durch ein zusätzliches Regulierungsrad, das mit einer Feder ausgestattet ist, wird das Spiel zwischen den Rädern des Räderwerkes ausgeglichen und ein Nachschwingen verhindert. Aufgrund der Verwendung eigens gezüchteter, besonders stabiler Quarzkristalle bietet das 9F eine außergewöhnliche Präzision von +/-10 Sekunden pro Jahr.

Breitling Avenger
Nahaufnahme des Grand Seiko Kalibers 9R während der Montage vor hellbraunem Hintergrund
Bildquelle: Grand Seiko

Das Grand Seiko Kaliber 9R

Das Kaliber 9R steht heute wie wohl kein anderes für die Marke Grand Seiko. Es ist das Spring Drive Werk des japanischen Herstellers und stellt mit der Einführung 2004 einen der bedeutendsten technischen Fortschritte in der jüngeren Geschichte der Uhrmacherei dar. Grand Seiko hat es als einziger Hersteller geschafft, ein System zu entwickeln, dass die besten Eigenschaften von Quarz und Automatik vereint. Spring Drive kombiniert einen mechanischen Aufzug mit einem Quarzoszillator, was dazu führt, dass der Sekundenzeiger weder springt noch zittert – sondern gleitet.

 

Spring Drive ist ein einzigartiges Uhrwerk, welches das hohe Drehmoment einer mechanischen Uhr mit der hochpräzisen Steuerung durch einen integrierten Schaltkreis einer elektronischen Uhr verbindet.“ Angetrieben wird das 9R wie jedes andere mechanische Werk auch von einer Hauptfeder, die die Unabhängigkeit von einer Batterie garantiert. Die Energie wird durch das Aufziehen der Krone oder das Tragen am Handgelenk gespeichert und auf die Zahnräder übertragen, sodass sich die Zeiger durch das hohe Drehmoment höchst gleichmäßig über das Zifferblatt bewegen.  

 

Garantiert wird das Zusammenwirken durch ein extra für Spring Drive entwickeltes Tri-Synchro-Regulationssystem. Es nutzt drei Arten von Energie mit dem Ziel, die beweglichen Teile zu regulieren und Synchronität herzustellen: 1. mechanische Energie, dessen Erzeugung vergleichbar ist mit der Funktionsweise eines Fahrraddynamos. 2. elektrische Energie, mit der ein Quarzoszillator und ein interner Schaltkreis aktiviert wird, der ein präzises Taktsignal überträgt. Und 3. elektromagnetische Energie, die den Gang reguliert, die präzise Bewegung der Zeiger sicherstellt und notfalls das Gleitrad ausbremst, wenn es zu schnell arbeitet.  

 

„Durch das harmonische Miteinander dieser drei Energieformen kann die Geschwindigkeit der sich entspannenden Hauptfeder reguliert werden und ermöglicht so die äußerst präzise Zeitdarstellung.“ Die Worte „präzise Zeitdarstellung“ sind an dieser Stelle vielleicht sogar noch untertrieben, erreicht Grand Seiko mit der Spring Drive Technologie doch eine herausragende Gangabweichung von nur einer Sekunde pro Tag und eine Gangreserve von bis zu acht Tagen.  

 

Die 9S, 9F und 9R Kaliber bilden stets die technische Grundlage für die verschiedenen Werke von Grand Seiko. Hinterlasse gerne einen Kommentar und teile deine Meinung zu Grand Seiko mit der ALTHERR-Community und mir.

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Luca Cordes

Kannst du dich noch an deine allererste Armbanduhr erinnern? Bei mir war es eine Scout mit einem wunderschönen blauen Zifferblatt. Ich war vielleicht zwölf oder 13 Jahre alt und liebte diese Uhr. Ich trug sie immer und zu jedem Anlass – bis sie mir während des Sportunterrichts gestohlen wurde. Vielleicht ist in genau diesem Verlust meine spätere Leidenschaft für das Sammeln von mechanischen Uhren begründet. Doch genug mit den Geschichten aus meiner traurigen Kindheit ;-)

Mein Name ist Luca Cordes, ich bin 31 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und lebe seit mittlerweile mehr als sieben Jahren in Berlin. Hier arbeite ich als Business Ghostwriter, Medientrainer, Autor und Berater. Bei ALTHERR bin ich für den Bereich „Text“ verantwortlich und werde dich ab sofort mit erstklassigen Inhalten rund um die Welt der Uhren versorgen. Jede Woche kannst du dich auf Neuvorstellungen, Reviews und viele weitere spannende Themen im ALTHERR Magazin freuen.

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In diesem Sinne freue ich mich von dir zu lesen!

Wenn du mehr über meine Arbeit bei ALTHERR erfahren und wissen möchtest, mit welchen spannenden Uhren ich mich gerade beschäftige, dann folge mir auf Instagram @hestyleswatches.

Dein Luca

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