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Sinn Spezialuhren: Helmut Sinns Vermächtnis in der Uhrmacherkunst

June 10, 2024 | Lesedauer: 5 Minuten
Autor: Peter Schober | 2 Kommentare | oacsspl

Im letzten Beitrag haben wir uns die neuen Modelle der 903 Kollektion von Sinn angesehen. Wenn du dir diesen Beitrag noch einmal durchlesen möchtest, habe ich ihn dir hier verlinkt. In diesem Beitrag werden wir uns mit dem Werdegang des Gründers Helmut Sinn beschäftigen und welche Innovationen Sinn den Uhrenenthusiasten von heute bietet.

Über den Werdegang von Helmut Sinn

Helmut Sinn, der auch unter dem Spitznamen “der schnelle Helmut” bekannt war, wurde am 3. September 1916 in Metz geboren und verstarb am 14. Februar 2018 im Alter von 101 Jahren in Frankfurt am Main. Sinn war Pilot, Luftfahrtsachverständiger, Fluglehrer und Unternehmer.

In der Nähe seines Geburtsortes befand sich der Flugplatz Speyer. Durch diesen entwickelte er bereits früh als Kind eine Begeisterung für Flugzeuge. Mit 18 Jahren lernte der schnelle Helmut das Segelfliegen und flog unter anderem das Trainings-Segelflugzeug Grunau-9. Von 1936 bis 1938 erwarb er alle Pilotenlizenzen bei der Luftwaffe und wurde folglich zum Kriegsdienst verpflichtet.

Nach dem Ende des Krieges konnte Helmut Sinn aufgrund eines Flugverbots und gesundheitlicher Probleme nicht mehr fliegen und suchte daher nach neuen Einkommensquellen. Er entschloss sich kurzerhand, in der Uhrenbranche Fuß zu fassen und Einsatzuhren zu bauen, da dies weder viel Platz noch Material benötigte.

Breitling Avenger

Der Grundstein für Sinn Spezialuhren wurde gelegt

In den 1950er Jahren begann Sinn schließlich damit, Flugzeug-Borduhren zu entwickeln und herzustellen. Schlussendlich gewann er eine Ausschreibung der Bundeswehr gegen das etablierte Unternehmen Junghans. Im Laufe der Jahre fanden auch zivile Fluggesellschaften Interesse an den Uhren von Sinn, und so wurden in den 1970er Jahren mehrere Boeing-Maschinen der Lufthansa mit seinen Borduhren ausgestattet. Folgende Flugzeuge wurden unter anderem mit Sinn-Borduhren ausgestattet:

  • F-104G Starfighter
  • F-4E Phantom
  • Eurofighter
  • Boeing 707, 727 & 737

1961 gründete er die Uhrenmanufaktur Helmut Sinn Spezialuhren in Frankfurt-Rödelheim. Diese stellte zunächst Uhren für Fluglehrer bzw. Piloten her und produzierte später hochwertige Chronographen. Was zur damaligen Zeit außergewöhnlich war, war die Wahl des Vertriebsweges der Uhren. Sinn hatte sich dazu entschlossen, die Uhren direkt an den Endkunden zu vertreiben und auf einen Zwischenhandel zu verzichten. Durch diesen Vertriebsweg konnte eine wettbewerbsfähige Preisgestaltung erzielt werden.

Bildquelle: Sinn
Bildquelle: Sinn

1994 verkaufte Helmut Sinn das Unternehmen an Lothar Schmidt, der ebenfalls auf eine mehrjährige Berufserfahrung in der Uhrenbranche zurückblicken konnte. Heute begeistert Sinn immer wieder durch neue Innovationen und Technologien, die in ihren Uhren zum Einsatz kommen.

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1 | TEGIMENT-Technologie

Eine der atemberaubendsten Innovationen im Unternehmen Sinn ist die sogenannte TEGIMENT-Technologie. Diese wurde erstmals 2003 in Basel vorgestellt und lässt seitdem zahlreiche Uhrenenthusiasten staunen, denn die Technologie bietet eine enorme Verbesserung der Kratzfestigkeit der Uhr.

Möglich gemacht wird dies durch eine spezielle Härtung der Oberfläche. Während herkömmlicher 316L-Edelstahl, der für die meisten Zeitmesser verwendet wird, eine Härte von 220 HV (Härte nach Vickers) aufweist, hat tegimentierter Edelstahl einen Härtegrad von 1.200 HV. Dies entspricht somit in etwa dem sechsfachen Härtegrad von ungehärtetem 316L-Edelstahl.

Das hierbei verwendete Verfahren nennt sich Kolsterisieren. Hierbei wird eine beachtliche Menge Kohlenstoff in das Material diffundiert. Dies sorgt in weiterer Folge für Druckspannungen in der Oberfläche, was die hohe Oberflächenhärte zur Folge hat.

Sinn UTC mit Tegiment Technologie in Nahaufnahme
Bildquelle: Sinn

2 | Ar-Trockenhaltetechnik

Beim nächsten innovativen Verfahren des Unternehmens handelt es sich um die Ar-Trockenhaltetechnik. Diese Technik trägt dazu bei, dass das Innere der Uhr in einem nahezu völlig trockenen Zustand verbleibt. Damit verhindert man nicht nur den Alterungsprozess im Inneren der Uhr, sondern auch das Anlaufen des Deckglases nach einem Kälteschock.

Die Ar-Trockenhaltetechnik besteht aus drei Elementen:

Die Trockenkapsel bildet das Kernstück der Technik. Die mit Kupfersulfat gefüllte Kapsel bindet die Luftfeuchte im Inneren des Gehäuses. Ein kleines Sichtfenster zeigt, wie sehr die Kapsel gesättigt ist und ob diese getauscht werden muss.

Sinn U2 mit Ar Technologie und Sichtfenster auf Trockenkapsel
Bildquelle: Sinn - U2 mit Sichfenster auf Trockenkapsel

EDR-Dichtungen tragen dazu bei, dass das Eindringen von Luftfeuchtigkeit deutlich reduziert werden kann. Die extrem diffusionsreduzierenden Dichtungen reduzieren das Eindringen von Luftfeuchtigkeit im Vergleich zu Dichtungen aus Nitril auf ein Viertel.

Eine Füllung aus Schutzgas bildet den Abschluss der Technologie. Hierbei wird der Zeitmesser mit Schutzgas gefüllt, was dazu beiträgt, die eingeschlossene Feuchte nach der Montage zu verdrängen. In weiterer Folge muss somit nur nachdiffundierte Feuchte von der Trockenkapsel absorbiert werden.

Sinn Ar Trockenhaltetechnik Kapseln auf Werktisch
Bildquelle: Sinn

3 | HYDRO-Technik

Wir haben euch bereits in der Vergangenheit die U50 Hydro von Sinn präsentiert. In diesem Beitrag sind wir auch genauer auf die HYDRO-Technologie eingegangen. Wenn du dir diesen Beitrag noch einmal durchlesen möchtest, habe ich ihn dir hier verlinkt.

Kurzum: Durch die Lagerung des gesamten Uhrwerks, Zifferblatts und der Zeiger in einer speziellen Flüssigkeit wird eine Verspiegelung unter Wasser verhindert. Dem Träger wird es somit ermöglicht, die Uhrzeit in einem sehr flachen Winkel abzulesen.

Bildquelle: Sinn

4 | DIAPAL-Technologie

Bei der letzten Technologie, die wir uns in diesem Beitrag genauer ansehen möchten, handelt es sich um die DIAPAL-Technologie. Während die zuvor beschriebene Ar-Trockenhaltetechnik dafür sorgt, die Alterung des Öls zu verhindern, reicht der Gedanke hinter der DIAPAL-Technologie noch weiter. Der Grundgedanke hinter der Technologie liegt darin, spezielle Materialpaarungen zu verwenden, welche keine Schmierung für die reibungslose Zusammenarbeit benötigen.

Sinn begann bereits 1995 mit der Forschung an dieser Technologie. Bei einer herkömmlichen Hemmung ist es erforderlich, Öl zu verwenden, um die Reibung zwischen der Rubinpalette und dem Ankerrad zu verringern. Erste Schritte waren somit der Austausch der Rubinpalette durch eine Diamantpalette. Diese Kombination funktionierte bereits ohne den Einsatz von Schmierstoffen, jedoch waren die Schwingungsweiten in keinem akzeptablen Bereich. Nach schlussendlich fünf Jahren voller intensiver Tests mit verschiedensten Materialpaarungen konnte im Jahr 2000 das erste Patent angemeldet werden. Die Serienreife erlangte schließlich eine Nanotechnologie, welche erstmals in der Sinn 756 DIAPAL zum Einsatz kam.

Longines Hydroconquest
beworbener Magazin-Beitrag

Fazit zu Helmut Sinn & Sinn Spezialuhren

Helmut Sinns Werdegang und die daraus entstandenen Innovationen in der Uhrenbranche sind beeindruckende Beispiele für Ingenieurskunst und unternehmerischen Mut. Vom Kriegspiloten zum erfolgreichen Uhrenhersteller – Sinns Lebensweg zeigt, wie Leidenschaft und Durchhaltevermögen zu bahnbrechenden Entwicklungen führen können.

Die von ihm gegründete Marke Sinn Spezialuhren hat durch technologische Fortschritte wie die TEGIMENT-Technologie, Ar-Trockenhaltetechnik, HYDRO-Technik und DIAPAL-Technologie Maßstäbe in der Uhrenindustrie gesetzt. Diese Innovationen bieten nicht nur eine außergewöhnliche Robustheit und Langlebigkeit, sondern auch eine bemerkenswerte Präzision und Zuverlässigkeit.

Unter der Führung von Lothar Schmidt bleibt Sinn weiterhin ein Synonym für Qualität und Innovation, das Uhrenenthusiasten auf der ganzen Welt begeistert.

Wie gefällt dir die Marke Sinn? Hast du bereits ein Modell in der Sammlung? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

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Peter Schober

Hallo zusammen, mein Name ist Peter, und ich liebe es, in die faszinierende Welt der Uhren einzutauchen. Uhren sind für mich nicht nur schlichte Zeitmesser; vielmehr vereinen sie für mich die perfekte Symbiose aus Kunst, Technik und persönlichem Stil.

Ob es sich um Vintage-Modelle mit ihrem nostalgischen Charme handelt oder um moderne Kreationen, die Innovation und Ästhetik verbinden – jede Uhr erzählt ihre eigene Geschichte. Die Handwerkskunst, die in der Herstellung steckt, fasziniert mich genauso sehr wie die Vielfalt der Designs.

Uhren sind für mich nicht nur Accessoires; sie sind Zeitzeugen unseres Lebens. Der Blick auf mein Handgelenk erinnert mich nicht nur an die Tageszeit, sondern auch an besondere Momente, die ich mit bestimmten Uhren verbinde. Diese emotionale Verbindung vertieft meine Leidenschaft für Uhren noch mehr.

2 Comments

  1. Ich persönlich finde die Geschichte von Sinn sehr spannend! Sehr interessant finde auch den Einsatz der Tegiment Technologie und zu welcher Härte diese Technologie beiträgt. 🤔

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