Als Tudor 2022 die Black Bay Pro auf den Markt gebracht hat, erfüllte sich für viele Fans der Marke der Wunsch nach einer Uhr mit GMT-Funktion und einem 39 Millimeter Gehäuse. Ob die Black Bay Pro tatsächlich der lang ersehnte Volltreffer ist und welchen Makel die Rolex-Schwester leider auch bei diesem Modell nicht hinter sich lassen konnte, erfährst du im heutigen Review.
Eine neue Tudor Black Bay 58 GMT – mit dieser Hoffnung blickten vor zwei Jahren viele Uhrenliebhaber in Richtung der “Watches & Wonders”. Das der Schweizer Hersteller die Fähigkeit besitzt, Zeitmesser mit GMT-Komplikation zu bauen, hatte er schließlich schon mit der Vorstellung der Black Bay GMT bewiesen. Doch wieder einmal war diese mit einem Durchmesser von 41 Millimetern und einer Höhe von 14,8 Millimetern für viele Handgelenke zu groß. Anstatt die Black Bay 58 Reihe zu erweitern, brachte Tudor dann jedoch die Black Bay Pro heraus. Zunächst war die Freude der Uhrengemeinde groß, doch schnell folgte auch ein Stück weit die Ernüchterung. Aber der Reihe nach. Blicken wir zunächst auf die technischen Daten, denn bei genauem Hinsehen bekommst du hier schon eine erste Antwort.
Lehrstunde: Zahlen, Daten und Fakten
Uhrwerk
Werk: Automatik
Kaliber: MT5652 mit Chronometer-Zertifizierung
Gangreserve: 70 Stunden
Funktionen: GMT
Kalender: Datum
Gehäuse
Material: Edelstahl
Durchmesser: 39 mm
Lug-to-Lug: 47,5 mm
Dicke: 14,7 mm
Gehäuseboden: Edelstahl
Wasserdichtigkeit: 200 Meter
Krone: verschraubt
Lünette: Edelstahl
Glas: Saphirglas
Farbe: schwarz
Stundenskala: Indizes
Zeigermaterial: Edelstahl
Zeigerfarbe: Silber
Material: Edelstahl
Farbe: Silber
Anstoßbreite: 20 mm
Schließe: „T fit“-Sicherheitsfaltschließe mit Schnellverstellung
Zeitreise: Die Geschichte der Tudor Black Bay Pro
Wie es für die Black Bay Kollektion üblich ist, stellt auch die Pro eine Hommage an frühere Tudor- und Rolex-Referenzen dar. Konkret erinnert dieses Modell an die 1952 von Hans Wilsdorf vorgestellte Oyster Prince. Sie war als Funktionsuhr gedacht und sollte ihre Fähigkeiten noch im Erscheinungsjahr unter Beweis stellen können. So kam der Zeitmesser an den Handgelenken von 30 Teilnehmern einer zweijährigen British North Greenland Expedition zum Einsatz, die von der Royal Navy durchgeführt wurde.
Die Oyster Prince gilt als die erste wasserdichte Armbanduhr von Tudor mit Selbstaufzug. Aus diesem Grund entschied sich Wilsdorf dafür, die Expeditionsmitglieder mit ihr auszustatten. Schließlich bot sich ihm damit eine ausgezeichnete Möglichkeit, seine neue Uhr unter dem extremen Klima der Arktis auf ihre Robustheit zu prüfen. Was das Design angeht, so haben die Tudor Oyster Prince und die Black Bay Pro allerdings nicht allzu viel gemein.
Diesbezüglich orientiert sie sich an einem ganz besonderen Modell von Rolex: der ersten Explorer II mit der Referenz 1655. Sie wurde von 1971 bis 1984 herstellt und ist das Design-Vorbild der Tudor Black Bay Pro. Schon auf den ersten Blick gibt es zwischen beiden Uhren einige Parallelen: etwa die feststehende Edelstahllünette mit 24-Stunden-Skala oder der orangene GMT-Zeiger. Die Familienzugehörigkeit ist in jedem Fall offensichtlich.
Augenblick: Design und Verarbeitung
Wie eben schon erwähnt, orientiert sich das Design der Tudor Black Bay Pro sehr stark an dem der ersten Rolex Explorer II mit der Referenz 1655. Angesprochen hatte ich auch schon die wundschöne vertikal satinierte Edelstahllünette sowie den gelben GMT-Zeiger. Neben diesen Gemeinsamkeiten weist die Uhr aber dennoch eine ganz eigene DNA auf. Dazu tragen alleine schon die Tudor typischen Snowflake-Zeiger bei, die mit einer leicht gelblichen Super-LumiNova ausgestattet sind und bei Dunkelheit grün leuchten. Das trifft auch auf die Stundenmarkierungen zu, die ohne Umrandung auskommen und aus Monoblock-Keramik gefertigt sind. Dieses Material bezeichnet die Verbindung von Keramik und Leuchtmasse, denn Tudor ist es gelungen, beides zu verschmelzen und so einen einmaligen Look zu erzeugen.
Das Design der Tudor Black Pro ist darüber hinaus von vielen Merkmalen geprägt, die schon von anderen Modellen dieser Kollektion bekannt sind. Angefangen beim mattschwarzen Zifferblatt über die griffige Krone mit der Tudor-Rose im Relief, bis hin zum verschraubten und komplett satinierten Edelstahlarmband im Oyster-Stil mit Fake-Nieten an den Seiten. Hinzu kommt ein gewölbtes Saphirglas und ein Datum auf 3 Uhr. Gelungen ist auch das Gehäusefinish. Während die Oberseite der Uhr gebürstet ist, sind die Flanken poliert. Die ebenfalls polierte Kante ist ein weiteres Indiz für den Vintage-Charme, den dieser Zeitmesser ausstrahlen soll.
Was die Verarbeitungsqualität der Black Bay Pro angeht, so gibt es überhaupt keinen Grund zu klagen. Tudor gehört zu Rolex, was zu jedem Zeitpunkt spürbar ist. Die Uhr erlaubt sich schlicht keine Schwächen und bietet für einen Listenpreis von 4.210,00 Euro Perfektion in ungeahntem Maße. Jedes Detail verkörpert den Qualitätsanspruch, dem es auch bei der renommierten Schwestermarke entsprechen müsste. Die Uhr ist schlussendlich lediglich in einem leicht auf die Marke angepassten Stil verarbeitet, der nicht schlechter, sondern nur anders ist. Natürlich muss dir dieser Stil gefallen. Wem er jedoch gefällt, der bekommt mit der Black Bay Pro einen extrem hochwertigen Zeitmesser. Erhältlich ist er neben dem Edelstahlarmband auch an einem Hybridband aus Kautschuk und Leder, sowie einem schwarzen Textilarmband.
Unruhstiftung: Das Werk der Tudor Black Bay Pro
Wie mittlerweile üblich bei Tudor arbeitet auch unter dem Gehäuseboden der Black Bay Pro ein Automatik-Manufakturkaliber des hauseigenen Werksproduzenten Kenissi. Hierbei handelt es sich um das MT5652, das extra für dieses Modell entwickelt worden ist. Neben 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und wochenendsicheren 70 Stunden Gangreserve bietet es auch eine Silizium-Spiralfeder zum Schutz vor Stößen und Magnetismus sowie eine COSC-Zertifizierung. Eine maximale Gangabweichung von -4/+6 Sekunden pro Tag ist somit garantiert, was für ein mechanisches Uhrwerk einem guten Wert entspricht.
Eine weitere Besonderheit des MT5652 ist die GMT-Komplikation. Im Falle der Tudor Black Bay Pro sprechen wir von einer “true GMT”, was nichts anderes bedeutet, als das sich der Stundenzeiger separat vor- und zurückstellen lässt, wodurch die exakte Zeit auch beim Eintritt in eine andere Zeitzone und der Anpassung der Stundenmessung nicht verloren geht. In dieser Preisklasse ist eine solche Funktion noch immer eine Besonderheit. Eine Datumskomplikation rundet die beeindruckenden technischen Daten des Werkes obendrein ab.
U(h)rgefühl: So trägt sich die Tudor Black Bay Pro
Am Handgelenk schlägt sich die Tudor Black Bay Pro hervorragend, was auch an ihrem angenehmen Lug-to-Lug von nur 47,5 Millimetern und dem Gehäusedurchmesser von 39 Millimetern liegt. Diesen einen besagten Minuspunkt gibt es aber doch und der betrifft wieder einmal die Bauhöhe. 14,7 Millimeter! Zum Vergleich: Die Black Bay 58 hat eine Höhe von 11,9 Millimetern und die Pelagos 39 sogar gerade einmal 11,8 Millimeter. Dieser Unterschied ist ohne Zweifel spürbar, selbst wenn er angenehmer zu ertragen ist, als etwa bei der Black Bay 41 Heritage. Einen Dealbreaker würde ich die Höhe dennoch nicht nennen. Wer mit ihr klarkommt, wird keine Probleme haben. Eine echte Alternative zu einer möglicherweise noch kommenden Tudor Black Bay 58 GMT ist sie aufgrund dessen aber eben nicht.
Was den Tragekomfort und die Bedienung angeht, lässt die Tudor Black Bay Pro keine Wünsche offen. Das Edelstahlarmband, das sich von 20 auf 16 Millimeter verjüngt, ist unglaublich bequem. Obendrein ist bei der Uhr die flexible “t-Fit”-Schließe verbaut, wodurch sich das Band ohne Werkzeug und in fünf Stufen um bis zu acht Millimetern verkürzen oder verlängern lässt. Dieses Feature ist tatsächlich sehr praktisch und bequem. Eine Freude ist aber auch das Aufziehen und Einstellen der Uhrzeit und des Datums. Die verschraubte Krone lässt sich sehr gut greifen und vermittelt ein extrem hochwertiges Gefühl was die Mechanik betrifft. Dazu zählt auch das Justieren des GMT-Zeigers. Für ein Rundum-Sorglos-Paket sorgt schlussendlich die Wasserdichtigkeit von 200 Metern, die die Tudor Black Bay Pro zur perfekten Alltagsuhr macht.
-4/+6 Sekunden: Meine Meinung zur Tudor Black Bay Pro
Die Tudor Black Bay Pro ist eine echte GMT-Uhr, die im Bezug auf ihre Wurzeln eigentlich gar keine GMT-Uhr sein möchte. Schließlich richtete sich die erste Rolex Explorer II, der sie optisch nachempfunden ist, nicht an Reisende, sondern an Abenteuer und Höhlenforscher, die zwischen der Tages- und Nachtzeit unterscheiden können mussten. Genau dieser kleine Unterschied macht für mich den Charme dieses Zeitmessers aus. Einmal an den Arm geschnallt, katapultiert sie mich zurück in die 1970er-Jahre, als die Welt noch eine ganz andere und eine Armbanduhr kein Luxusgegenstand, sondern ein notwendiges Werkzeug war.
Während das Original, die Rolex Explorer II Referenz 1655, auf dem Gebrauchtmarkt heute über 19.000 Euro kostet, bekomme ich mit der Tudor Black Bay Pro ein kleines Stück dieser beeindruckenden Geschichte für weit weniger als 5.000 Euro. Hinzu kommt, dass sie keine reine Hommage ist, sondern durch die Snowflake-Zeiger und die Indizes aus Monoblock-Keramik eine eigene Identität besitzt. Wer sich mit der etwas überdimensionierten Bauhöhe anfreunden kann, bekommt mit der Tudor Black Bay Pro eine charismatische Toolwatch der Extraklasse, die für jedes Abenteuer bereit ist.
Wie gefällt dir die Tudor Black Bay Pro? Teile deine Meinung mit der ALTHERR Community und mir unter diesem Beitrag in den Kommentaren. Wenn du selbst einmal eine Tudor an deinem eigenen Handgelenk erleben möchtest, dann schicke uns eine Email an [email protected]. Die Kolleginnen und Kollegen in Berlin beraten dich gerne persönlich.
Luca Cordes
Kannst du dich noch an deine allererste Armbanduhr erinnern? Bei mir war es eine Scout mit einem wunderschönen blauen Zifferblatt. Ich war vielleicht zwölf oder 13 Jahre alt und liebte diese Uhr. Ich trug sie immer und zu jedem Anlass – bis sie mir während des Sportunterrichts gestohlen wurde. Vielleicht ist in genau diesem Verlust meine spätere Leidenschaft für das Sammeln von mechanischen Uhren begründet. Doch genug mit den Geschichten aus meiner traurigen Kindheit ;-)
Mein Name ist Luca Cordes, ich bin 31 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und lebe seit mittlerweile mehr als sieben Jahren in Berlin. Hier arbeite ich als Business Ghostwriter, Medientrainer, Autor und Berater. Bei ALTHERR bin ich für den Bereich „Text“ verantwortlich und werde dich ab sofort mit erstklassigen Inhalten rund um die Welt der Uhren versorgen. Jede Woche kannst du dich auf Neuvorstellungen, Reviews und viele weitere spannende Themen im ALTHERR Magazin freuen.
Weißt du, worüber ich mich freuen würde? Wenn du einen Kommentar unter meinen Beiträgen hinterlässt, wir in den Austausch treten und auch hier den sowieso schon starken Community-Gedanken von ALTHERR fortführen! Ich empfinde es als großes Glück, unsere Begeisterung für Luxusuhren gemeinsam ausleben zu können. Und wie sagte einst schon der Philosoph Albert Schweitzer: „Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“
In diesem Sinne freue ich mich von dir zu lesen!
Wenn du mehr über meine Arbeit bei ALTHERR erfahren und wissen möchtest, mit welchen spannenden Uhren ich mich gerade beschäftige, dann folge mir auf Instagram @hestyleswatches.
Dein Luca
Super Bericht, weiter so!
Ich habe sie gestern gekauft. Wesentlich bequemer und unauffälliger als meine Rolex Sub.
Könnte meine Lieblingsuhr werden, absolut alltagstauglich.