Von Panerai einst als Teil der Luminor-Kollektion vorgestellt, hat sich die Submersible längst von ihrem großen Vorbild emanzipiert und ist heute als eine der vier Hauptkollektionen fest im Programm der Marke verankert. Doch welche Stärken und Schwächen bringt Panerais kompromissloseste Sportuhr tatsächlich mit? Dieser Frage gehen wir in diesem Review nach!
Im Team von ALTHERR diskutieren wir immer wieder über spannende Themen, Uhrenmarken und Modelle, die wir dir hier im Magazin näherbringen können. Kürzlich sprach ich mit den Kollegen Benedict Schweiger und Joshua Walczuch über Panerai und machte den Vorschlag, neben der Radiomir und der Luminor auch einen Blick auf die Submersible zu werfen. Nicht ohne Grund, denn nachdem mich der Berliner Kollege Thomas Dreblow mit der IWC Portofino angefixt hatte und ich dank Benedict zuvor schon zum Grand Seiko Fan geworden war, hegte ich die Hoffnung, bei der Submersible nicht erneut schwach zu werden. Ich liebe klassische und elegante Zeitmesser. Was kann mir eine moderne Sportuhr da schon anhaben! Tja, was soll ich sagen… Es kam wieder einmal anders. Aber beginnen wir am Anfang der Geschichte, denn heute schauen wir uns die Panerai Submersible mit der Referenz PAM02223 genauer an.
Lehrstunde: Zahlen, Daten und Fakten
Uhrwerk
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Werk: Automatik
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Kaliber: P.900
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Gangreserve: 72 Stunden
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Funktionen: kleine Sekunde
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Kalender: Datum
Gehäuse
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Material: Edelstahl
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Durchmesser: 42 mm
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Gehäuseboden: Edelstahlboden
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Wasserdichtigkeit: 300 Meter
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Glas: Saphirglas
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Farbe: weiß
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Stundenskala: Indizes
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Zeigermaterial: Edelstahl
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Zeigerfarbe: schwarz
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Material: Kautschuk
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Farbe: schwarz
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Schließe: Dornschließe
Zeitreise: Die Geschichte der Panerai Submersible
Die Entstehungsgeschichte der Submersible geht auf das Jahr 1998 zurück, in dem Panerai eine Uhr mit diesem Namen als Teil der Luminor-Kollektion auf den Markt brachte. Schon damals hatte sie in Anlehnung an die lange Tradition in der Herstellung von Taucheruhren eine Wasserdichtigkeit von 300 Metern und auch den Kronenschutzbügel erbte sie. Im Gegensatz zu den Modellen Radiomir und Luminor verfügte die Submersible jedoch über eine einseitig drehbare Tauchlünette, die die Dauer des Tauchgangs präzise anzeigen konnte. Dieses Feature erlaubte es der Uhr, sich als die moderne Toolwatch aus dem Hause Panerai zu positionieren. Erst 2019 verließ die Submersible jedoch die Luminor-Familie und wurde zu einer eigenen Kollektion.
Doch schon lange vor der Emanzipation der Submersible nutzte Panerai dieses Modell, um mit innovativen Materialen zu arbeiten. So präsentierten die Italiener 2011 die Luminor Submersible 1950 3 Days Automatic Bronzo. Es war die erste Uhr des Herstellers mit einem bronzenen Gehäuse, das mit zunehmender Tragezeit eine eigene und individuelle Patina entwickelte.
Ein weiterer Meilenstein war die Vorstellung der Panerai Submersible Titanio 3 Days (Referenz: PAM01305), die erstmals ein 47 Millimeter großes Gehäuse aus Titan besaß. 2015 folgte dann ein Modell mit einem Gehäuse aus dem neuartigen Material Carbotech, das auf Carbonfaser-Basis entstanden ist und in der Uhrenbranche erstmals von Panerai verwendet wurde. Der Vorteil: Es ist leichter als Titan und stärker als Edelstahl. Zudem hat es eine einzigartige Struktur, wie das Beispielbild zeigt.
2020 gelang Panerai mit der Präsentation eines Submersible-Gehäuses aus BMG™ (Referenz: PAM00692) ein weiteres Highlight. Die Abkürzung steht für “Bulk Metallic Glass” – eine glasartige Legierung, die u.a. Zirkonium, Kupfer, Aluminium, Titan und Nickel enthält und erstaunlich kratzfest ist. Nur ein Jahr später setzte die Marke mit der Submersible eLab-ID™ erneut ein wichtiges Zeichen und betont die eigene Zusammenarbeit mit der Ozeanografischen Kommission der UNESCO. Das besagte Modell war eine Konzeptuhr mit dem laut Panerai “höchsten Anteil an recyceltem Material aller Zeiten.” Die Submersible bleibt sich ihrem experimentellen Charakter somit treu und es wird bestimmt nicht die letzte Variante sein, die uns Uhrenliebhaber zum Staunen bringt.
Augenblick: Design und Verarbeitung
Das Design der Submersible besitzt einerseits eindeutig die DNA von Panerai, bietet andererseits aber auch viele spannende Details, an denen das Auge hängenbleibt. Da ist das kissenförmige, satinierte Gehäuse und der imposante Kronenschutzbügel – beides Elemente, die das Erscheinungsbild des Herstellers und seiner Uhren prägen. Dann ist da aber auch das matte, schneeweiße Zifferblatt mit einem Datum auf 3 Uhr und einer kleinen Sekunde auf 9 Uhr, das ein echter Hingucker ist. Die skelletierten Zeiger (!) sind, genau wie die applizierten Indizes, in schwarz gehalten und mit weißer Super-LumiNova ausgestattet. So entsteht ein schöner Kontrast, der die Ablesbarkeit der Uhrzeit zusätzlich erleichtert. Die einseitig drehbare Edelstahllünette weist eine Tauchskalierung auf und ist ebenfalls satiniert. Die Bürstung ist schön ausgeführt und offenbart eine feine Struktur, die man gerne anschaut. Um die Zahlen auf der Lünette zu entdecken, wirst du aber eventuell eine Sekunde länger brauchen, denn diese sind recht klein geraten und können mitunter schnell übersehen werden.
Und wo wir gerade bei der Lünette sind, möchte ich auch den einzigen wirklichen Minuspunkt, der mir an der Panerai Submersible aufgefallen ist, nicht unerwähnt lassen. Für meinen Geschmack hat die Lünette beim Drehen zu viel Spiel und auch die Lünettenaction klingt nicht so hochwertig, wie ich das bei einer Uhr mit diesem Preisschild eigentlich erwarten darf. Ist das Meckern auf hohem Niveau? Vielleicht. Wenn ich aber sehe, welche Qualität beispielsweise die Lünetten von Tudor aufweisen, dann ist Kritik gerade auch im Hinblick auf den Preisunterschied in meinen Augen schon gerechtfertigt. Ich hoffe sehr, dass Panerai hier bei Gelegenheit noch einmal nachbessert, denn ansonsten ist die Verarbeitungsqualität der Uhr hervorragend. Toolwatches kann die einst in Italien gegründete Manufaktur einfach herausragend gut.
Im Line-Up von Panerai ist die Submersible in vielen verschiedenen Varianten erhältlich. Neben der heute vorgestellten Version gibt es die Uhr auch mit 44 Millimetern und 47 Millimetern im Durchmesser, am Edelstahlarmband und mit verschiedenen Zifferblattfarben. Das Highlight der Kollektion sind aber zweifelsohne die Varianten aus Carbotech und Goldtech. Noch einmal zu Erinnerung: Bei ersterem Material handelt es sich um einen Kunststoff auf Basis von Carbonfaser, der so in der Uhrmacherei bislang nur von Panerai eingesetzt wird. Goldtech dagegen besitzt anders als normales Gold einen Kupfer- und einen Platinanteil. So entsteht einerseits ein warmer Rotton, anderseits aber auch ein erhöhter Oxidationsschutz, der die Lebensdauer der Uhr erhöht. Eine Übersicht aller Submersible-Modelle aus dem ALTHERR Shop findest du hier.
Unruhstiftung: Das Werk der Panerai Submersible
Angetrieben wird diese Variante der Panerai Submersible vom hauseigenen Manufakturwerk P.900. Es besteht aus 171 Bauteilen, verfügt über einen Automatikaufzug und eine Gangreserve von 72 Stunden. Somit läuft die Uhr, ohne getragen zu werden, problemlos ein ganzes Wochenende weiter. Im Alltag ist das tatsächlich ein Luxus, den du garantiert schnell zu schätzen wissen wirst. Mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet das Kaliber außerdem mit einer für mechanische Zeitmesser üblichen Schlagzahl und ist obendrein mit der Incabloc®-Stoßsicherung ausgestattet, die die Lagerzapfen der Unruh vor Stößen schützt. Einen Blick auf das P.900 gewährt dir der Hersteller bei dieser Uhr jedoch nicht und setzt folgerichtig auf einen Edelstahlboden. Da wir es hier mit einer Toolwatch zu tun haben und das Werk auch nicht allzu sehr verziert ist, halte ich diese Entscheidung für nachvollziehbar. Der Zuverlässigkeit und Präzision tut sie jedenfalls keinen Abbruch.
U(h)rgefühl: So trägt sich die Panerai Submersible
Am Arm trägt sich die Panerai Submersible zu meiner großen Überraschung unglaublich angenehm. Das kissenförmige Gehäuse mit einem Durchmesser von 42 Millimetern erscheint sehr ausgereift und für viele Handgelenke perfekt proportioniert. Einen großen Beitrag zum Tragekomfort leisten auch die Hörner, die bei diesem Modell, etwa im Vergleich zur Luminor, ein wenig kürzer geraten sind und die Uhr insgesamt kompakter wirken lassen. Die Höhe von … hält sich ebenfalls im Rahmen und sorgt dafür, dass unsere heutige Referenz nicht ganz so monströs daher kommt, wie es manch andere Panerai tut. Ich kann dir die Submersible daher ab einem HGU von 16,5 Zentimetern empfehlen. Solltest du sehr breite Handgelenke haben, kannst du außerdem auch immer noch zu einem Modell mit 44 Millimetern im Durchmesser greifen.
Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch das schwarze Kautschukarmband, dass nahe den Bandanstößen eine Struktur aufweist. Wahrscheinlich soll diese zu einer verminderten Schweißentwicklung zwischen Haut und Material beitragen. Optisch präsentiert es sich passend zum Modell extrem sportlich, lässt aber gleichzeitig die Bequemlichkeit am Arm nicht vermissen. Die Dornschieße ist massiv gearbeitet und gibt keinen Anlass zum zweifeln an der Sicherheit. Hier hat Panerai einen großartigen Job gemacht, denn ich kann mir die Submersible trotz all meiner Vorstellungskraft nicht an einem anderen Strap ausmalen.
Machen wir es kurz: Das Tragen dieser Uhr war schlicht die reinste Freude und schon nach kürzester Zeit fühlte sich die Panerai Submersible wie ein Teil von mir an. Ich bin mir sicher, du kennst dieses besondere Gefühl und wirst deshalb auch wissen, dass das längst nicht bei jedem Zeitmesser der Fall ist. Einen extrem hochwertigen Eindruck hat zudem der für die Luminor und Submersible obligatorische Kronenschutzbügel hinterlassen. Ihn zu öffnen und über die Krone die Uhrzeit oder das Datum einzustellen, ist eine zugleich technische und äußerst maskuline Besonderheit, die unter den traditionsreichen Schweizer Luxusuhrenherstellern so nur Panerai zu bieten hat.
-4/+6 Sekunden: Meine Meinung zur Panerai Submersible
Jetzt ist es also doch wieder passiert: Neben der Grand Seiko Shunbun und der IWC Portofino steht nun also auch die Panerai Submersible auf meiner persönlichen Wunschliste. Nach einem halben Jahr bei ALTHERR würde ich es tatsächlich als das größte Privileg bezeichnen, dass ich mich während meiner Arbeit immer wieder auch mit Uhren beschäftigen darf, die eigentlich nicht meinem Geschmack entsprechend und in die ich mich mit der Zeit manchmal dann trotzdem verliebe. Diese Momente zeigen mir immer wieder, dass auch ich noch ganz am Anfang meiner Uhrenreise stehe und das ich mich auf noch so vieles freuen kann. Für mein Portemonnaie gilt das vielleicht nur begrenzt, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Die Panerai Submersible hat sich ihren Platz auf dieser Liste aber definitiv verdient. Sie interpretiert die Geschichte der Luminor auf eine moderne und radikale Art neu und entledigt sich auf ihre ganz eigene Weise den klassischen Elementen dieser deutlich älteren Kollektion, der sie entsprungen ist. Dabei macht die Uhr fast nichts falsch und überzeugt, einmal abgesehen von der Lünette, auf ganzer Linie. Hätte ich einen Wunsch bei Panerai frei, so würde ich der Submersible noch einen winzigen Farbklex spendieren – vielleicht einen orangenen Sekundenzeiger. Jetzt reden wir aber über Details, die definitiv eine Frage des individuellen Geschmacks sind. Zuschlagen würde ich bei diesem Zeitmesser aber auch so, denn mehr Toolwatch geht wirklich nicht.
Wie gefällt dir die Panerai Submersible? Schreib mir deine Meinung in die Kommentare unter diesem Beitrag und tausche dich mit der ALTHERR-Community und mir aus. Wenn du die heute vorgestellte Uhr selbst einmal anprobieren möchtest, dann sende uns eine Email an [email protected]. Die Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Köln beraten dich gerne.
Luca Cordes
Kannst du dich noch an deine allererste Armbanduhr erinnern? Bei mir war es eine Scout mit einem wunderschönen blauen Zifferblatt. Ich war vielleicht zwölf oder 13 Jahre alt und liebte diese Uhr. Ich trug sie immer und zu jedem Anlass – bis sie mir während des Sportunterrichts gestohlen wurde. Vielleicht ist in genau diesem Verlust meine spätere Leidenschaft für das Sammeln von mechanischen Uhren begründet. Doch genug mit den Geschichten aus meiner traurigen Kindheit ;-)
Mein Name ist Luca Cordes, ich bin 31 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und lebe seit mittlerweile mehr als sieben Jahren in Berlin. Hier arbeite ich als Business Ghostwriter, Medientrainer, Autor und Berater. Bei ALTHERR bin ich für den Bereich „Text“ verantwortlich und werde dich ab sofort mit erstklassigen Inhalten rund um die Welt der Uhren versorgen. Jede Woche kannst du dich auf Neuvorstellungen, Reviews und viele weitere spannende Themen im ALTHERR Magazin freuen.
Weißt du, worüber ich mich freuen würde? Wenn du einen Kommentar unter meinen Beiträgen hinterlässt, wir in den Austausch treten und auch hier den sowieso schon starken Community-Gedanken von ALTHERR fortführen! Ich empfinde es als großes Glück, unsere Begeisterung für Luxusuhren gemeinsam ausleben zu können. Und wie sagte einst schon der Philosoph Albert Schweitzer: „Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“
In diesem Sinne freue ich mich von dir zu lesen!
Wenn du mehr über meine Arbeit bei ALTHERR erfahren und wissen möchtest, mit welchen spannenden Uhren ich mich gerade beschäftige, dann folge mir auf Instagram @hestyleswatches.
Dein Luca