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Maurice Lacroix Firmengeschichte

May 14, 2021 | Lesedauer: 5 Minuten
Autor: Severin Giesswein | 0 Kommentare | oacsspl

Ähnlich wie die Geschichte vieler, heute bekannter, Schweizer Uhrenmarken beginnt auch die von Maurice Lacroix bescheiden. Ende des 19. Jahrhunderts in einer umgebauten Scheune auf dem Grundstück des Elternhauses wurde die erste … Oh, Sekunde! Gar nicht wahr! Die Entstehungsgeschichte von Maurice Lacroix ist nämlich eben alles andere als gewöhnlich und weicht gänzlich von der klassischen Historie der meisten anderen Uhrenmarken ab.

Und genau das macht es spannend und besonders erzählenswert. 

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Ein wenig reicht der geschichtliche Hintergrund jedoch zurück, weshalb es sich lohnt, ihn in einigen Sätzen näher zu erläutern. Als internationale Firma zum Handel mit Seidenware wurde Desco von Schulthess (Akronym von De Schulthess & Co.) im Jahre 1889 in Zürich gegründet. Spezialisiert wurde sich bei Desco insbesondere auf den asiatischen Markt. Um das Geschäftsfeld zu erweitern wurde mit dem Ende des zweiten Weltkrieges der Handel mit Luxusuhren in die Vertriebsstrategie aufgenommen. Bereits im Jahre 1946 war Desco der größte Repräsentant Schweizer Luxusuhren in den fernöstlichen Ländern und weitete seine Strukturen weltweit aus.

Richtungsweisend war das Jahr 1975. Zu dieser Zeit erschütterte die Quarzkrise die Schweiz und trieb viele alteingesessene Firmen an den Rand des Ruins und oft sogar über diesen hinweg. Günstigen Quarzuhren aus Japan konnte man in puncto Präzision, Massenanfertigung und Preis nicht das Wasser reichen. Zudem galten batteriebetriebene Uhren fortan als „in“ und zeitgemäß und verdrängten traditionelle Schweizer Uhrmacherkunst nahezu vollständig von der Bildfläche. Diese schwierige Zeit war es jedoch, welche in Dr. Peter Brunner – dem Präsidenten des Verwaltungsrats von Desco – eine Vision aufkeimen ließ. Mit dem festen Ziel vor Augen den Ruf, die Würde und das Erbe seiner geliebten Schweiz zu retten, kaufte er bereits 1961 einen Assemblage-Betrieb für die Fertigung von Private-Lable-Uhren im jurassischen Saignelégier. Dr. Brunner witterte eine Chance in einer Situation welche viele Menschen zum Todesstoß der Schweizer Uhrmacherkunst erklärt hatten. So wurde schließlich das Jahr 1975 zur Geburtsstunde von Maurice Lacroix.

Bildquelle: Maurice Lacroix

Wie ein Phoenix aus der Asche stemmte sich die junge Firma gegen die scheinbar überwältigende Übermacht aus Fernost und begann mit der Produktion eigener Luxusuhren unter dem Dach der Desco Luxury Holding AG innerhalb der Maurice Lacroix Holding AG. Um konkurrenzfähig zu sein fertigte man auf Hochtouren ebenfalls Uhren mit Quarzantrieb. So nahm man den gegensätzlichen Weg wie die meisten anderen Schweizer Mitbewerber: Man begann mit der Herstellung von Quarzuhren und nahm erst später Zeitmesser mit automatischen Antrieb in den Produktkatalog auf. All dies zeugt von Mut und Waghalsigkeit und ist bis heute eine wichtige Säule und Teil des Erfolgsrezeptes von Maurice Lacroix.

Schon damals stach die junge Marke Maurice Lacroix sowohl unter den Quarzuhren, als auch unter vielen anderen Konkurrenten mit automatischen Antrieben hervor. Aufwendig verarbeitete Zifferblätter vermittelten eine weit höhere Budgetklasse als diese, in welcher die Uhren tatsächlich angeboten wurden. Ein Zeitmesser für 299 DM sah aus, wie ein solcher für 1000 DM und aufwärts. In den 1980er Jahren baute sich Maurice Lacroix ein solides, internationales Vertriebsnetz auf – so wurde auch in Deutschland (Pforzheim) eine Zentrale des Unternehmens eröffnet. Den nächsten Schritt ging man bei Maurice Lacroix im Jahre 1989, in welchem der Schweizer Gehäuseproduzent Queloz SA aufgekauft wurde, bei welchem zuvor für viele renommierte Hersteller, so beispielsweise Omega, Gehäuse produziert worden war.

Bildquelle: Maurice Lacroix

Über die kommenden Jahre fasste Maurice Lacroix festen Fuß im internationalen Uhrengeschehen und wagte 1990 den ersten Schritt in Richtung mechanischer Uhren, nachdem vorher ausschließlich Zeitmesser mit Quarzantrieb angeboten worden waren: die Masterpiece Kollektion entstand. Sie wurde ein Verkaufserfolg und zentrierte Maurice Lacroix im Schweizer Uhrenkosmos. Ein Markenzeichen waren unter anderem veredelte Uhrwerke, welche sich durch einen geöffneten Gehäuseboden aus Glas bewundern ließen. Darin war Maurice Lacroix mitunter Vorreiter.

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Der Beginn der 2000er Jahre war holprig für die noch relativ junge Firma. Trotz des großen und stetig zunehmenden Erfolgs fehlte eine klare Positionierung. Die entscheidenden Schritte in Richtung der eigenen, vollständig integrieren Manufaktur wurden nicht ausreichend an Kunde*innen und Freund*innen der Marke transportiert. Die Entwicklung von anspruchsvollen Komplikationen, wie Tourbillons oder Memory-Funktion waren höchst beeindruckend, konnten aber nicht den ihnen gebührenden Weg zu den Endkonsument*innen finden. Gefertigt wurden die entsprechenden Teile im eigenen Werk in Montfaucon in der Nähe von Saignelégier.

Bildquelle: Maurice Lacroix

Auch konnte sich Dr. Brunner nicht mit seinen Kindern auf die Fortführung der Marke einigen, weshalb Maurice Lacroix im Jahre 2011 in großen Teilen an die Schweizer DKSH verkauft wurde. Zuvor war Maurice Lacroix im Jahre 2001 bereits von der Desco losgelöst und ein eigenständige juristische Einheit geworden.

Als moderner Durchbruch gilt das Jahr 2016, in welchem Maurice Lacroix die Aikon in ihren Produktkatalog aufnahm. Basierend auf der „Calypso“ – einem Erfolgsmodell vergangener Tage – war diese Kreation ein Beispiel für offene Innovationskultur. War sie zunächst als Quarzmodell erschienen, so wurde sie bald – 2018 – auch als Automatikversion vorgestellt und kürzlich um Modelle der noch belastbareren Aikon Venturer Modelle ergänzt. Ebenfalls einen Namen machte sich Maurice Lacroix, indem sie Modelle, welche sich keiner überragenden Beliebtheit erfreuten stark rabattiert anboten, um so Kund*innen jeder Budgetklasse zu ermöglichen, einen Einstieg in die Welt der Schweizer Luxusuhren zu erhalten. Leider erhielt dieses tolle Entgegenkommen vielfach einen negativen Beigeschmack.

Bildquelle: Maurice Lacroix

Zunehmend erhalten Uhren von Maurice Lacroix Einzug in die Uhrensammlungen vieler neuer und auch erfahrener Sammler. Robuste Bauweise, anspruchsvolle Verarbeitung, Blick für Details, sowie attraktive Preis-Leistungs-Verhältnisse haben der Marke im jüngsten Verlauf eine beachtliche Reputation eingebracht. Auch die „Friends of the Brand“ Kampagne holt die Kund*innen unmittelbar ins Boot und gibt so der Firma ein facettenreiches Gesicht, anstatt mit klassischen Markenbotschaftern zu werben. Das technische Know-How wird außerdem stetig erweitert und bringt spannende Modelle hervor, welche Maurice Lacroix eine weltweit wachsende Beliebtheit beschert.

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Heute umfasst das Unternehmen eine überschaubare, doch sehr innige Mitarbeiteranzahl. Getreu dem eigenen Motto „Erfolg ist eine Reise, kein Ziel“ blickt die Marke stets nach vorne. Besonderen Wert legt man auf ein umgängliches, legeres, freundliches und ungezwungenes Betriebsklima, denn nur so entstehen Ideen, welche die Marke vorwärts bringen. Krawatten, rauen Umgangston oder lange Dienstwege findet man bei Maurice Lacroix nicht. Kundenanfragen werden vielfach vom CEO der Marke persönlich empfangen und bearbeitet. So wird ein exzellenter Kundensupport gewährleistet, welche die Marke auszeichnet. Denn nur ein starkes Team schafft eine starke Marke mit ebenso starken Produkten.

Bildquelle: Maurice Lacroix

Auch uns beim Juwelier ALTHERR verbindet eine langjährige Geschichte und Freundschaft mit der Marke Maurice Lacroix. So wurde sie die erste hochwertige Schweizer Uhrenmarke, welche vor der Zusammenführung mit dem Juwelier ALTHERR im Sortiment von Chronoline erhältlich war.

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Severin Giesswein

Severin Giesswein ist seit Frühjahr 2020 als freier Mitarbeiter für ALTHERR tätig. Hauptberuflich in der Medizin beschäftigt, verfasst er in regelmäßigen Intervallen den ALTHERR Sekundenstopp – eine Übersicht über alle Neuigkeiten der Uhrenindustrie und moderiert als Host die zugehörige ALTHERR Sprechstunde live auf YouTube. Seine Begeisterung für Armbanduhren teilt er zudem auf Instagram unter @derwerkstudent.

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