Spricht man über die Heilige Dreifaltigkeit oder auch die Großen Drei, meint man drei Marken, die der Schweizerischen Uhrmacherei allesamt nachhaltig ihren Stempel aufgedrückt haben. Die Hersteller führen Zeit ihres Bestehens das Rudel an, setzen stetig Maßstäbe und glänzen durch die Vereinigung von Traditonsreichtum und zeitgemäßem Fortschritt. Sie sind zum Inbegriff von Luxus und feinem Handwerk geworden.
Bevor ich in separaten Beiträgen einen detaillierteren Einblick in die Historie der einzelnen Marken gebe, liefere ich hier zunächst einen prägnanten Überblick über Patek Philippe, Vacheron Constantin und Audemars Piguet im einzelnen und erläutere den Mythos der Holy Trinity etwas genauer.
Patek Philippe
Das Gründungsdatum von Patek Philippe datiert sich zurück ins Jahre 1839. Ursprünglich – wie viele weitere Firmen auch – begann Patek Philippe mit der Herstellung von Taschenuhren. Durchbrüche konnten jedoch schon damals erzielt werden, wie beispielsweise ein schlüsselloses Aufzugssystem, welches den Vorläufer zur heutigen Aufzugskrone darstellte, wie wir sie heute an Armbanduhren finden.
Viele Patente häuften sich über die Jahre an, darunter ein ewiger Kalender für Taschenuhren oder der erste Jahreskalender. Heute mag Patek Philippe den meisten Menschen eher aufgrund des Erfolges ihrer Modelle Nautilus und Aquanaut im Gedächtnis sein, diese sind jedoch in Relation zu den wirklichen Meisterwerken des Hauses uhrmacherisch kaum von Bedeutung.
Die Aushängeschilder von Patek Philippe sind nach wie vor die großen Komplikationen, sogenannte Grand Complications. Platz finden diese in verschiedenen Modellen quer durch den Katalog. Alle Uhrwerke und die Mehrzahl deren Teile werden in-house von Patek gefertigt und von Hand veredelt. Als Zeichen besonderer Hingabe schuf der Hersteller zudem das sogenannte Patek-Philippe-Siegel, welches den Zeitmessern herausragende Qualität bescheinigt.
Vacheron Constantin
Vacheron Constantin ist die älteste Manufaktur der Heiligen Dreifaltigkeit und eine der ältesten Uhrenmanufakturen weltweit. Gegründet im Jahre 1755 produzierte Uhrmacher Jean-Marc Vacheron zunächst Stand- und Taschenuhren. Die erste uhrmacherische Komplikation, sowie das erste guillochierte Zifferblatt sind ihm zuzuschreiben. Hingabe zur Veredelung von Uhrenteilen geht also auf das Konto von Vacheron Constantin. Als im Jahre 1819 der Enkel Vacherons die Zusammenarbeit mit Francois Constantin begann, war dies der Startschuss für eine wahre Erfolgsgeschichte.
Die Marke, welches sich durch das Malteserkreuz seit 1880 erkenntlich macht, rühmt sich – ähnlich wie Patek Philippe und Audemars Piguet – zurecht mit bahnbrechenden Entwicklungen. Zu diesen zählt beispielsweise die erste amagnetische Uhr, das flachste Handaufzugskaliber (1955), das flachste Minutenschlagwerk (1992) oder die komplizierteste mechanische Uhr, die es jemals gab (2015).
Diese Referenznummer 57250 beherbergte die irrsinnige Anzahl von 57 Komplikationen. Die heute bekannteste Kollektion ist die der Overseas. Sie verfügt über eine Vielzahl von Modellen welche neben schlichten Dreizeigern unter anderem Chronographen, Weltzeit-Komplikationen, Mondphasen oder Tourbillons verbaut. Ein eigenes Departement mit Namen Les Cabinotiers ist zudem exklusiv mit der Fertigung hochkomplexer Einzelstücke für Individualkund:innen beauftragt.
Audemars Piguet
Die jüngste Marke im Bunde der Heiligen Dreifaltigkeit ist Audemars Piguet. Gegründet im Jahre 1875 durch Herrn Audemars und Herrn Piguet ist die Manufaktur auch heute noch in Familienbesitz. Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Royal Oak im Jahre 1972 dominierte Audemars Piguet den Markt mit feinen, detailverliebten Armbanduhren an Lederbändern, welche durch handgearbeitete Teile und kompromisslose Finissage begeisterten.
Ähnlich wie Patek Philippe und inzwischen auch Vacheron Constantin, konnte sich Audemars Piguet der immer größer werdenden Beliebtheit von Sportuhren aus Edelstahl – deren Grundstein sie mit ihrer Royal Oak legten – nicht entziehen. Anders als die verbleibenden zwei Hersteller im Bunde forcierte Audemars Piguet jedoch eben jene Kollektion nahezu exklusiv und stützt heute ihr Image auf der Royal Oak und ihrem geländetauglicheren Verwandten, der Royal Oak Offshore. Es ist jedoch nicht zu vernachlässigen, dass auch AP nach wie vor für gehobene Uhrmacherkunst steht.
Im Jahre 1992 übernahm Audemars Piguet die Manufacture d’Horlogerie Renaud et Papi SA, welche heute unter dem Namen APRP (Audemars Piguet Renaud et Papi) für die Entwicklung und Fertigung der komplexesten und feinsten Mechanismen für die gehobensten Kreationen von Audemars Piguet verantwortlich ist.
Die Bildrechte liegen beim Urheber und sind unter den Bildern entsprechend verlinkt.
Severin Giesswein
Severin Giesswein ist seit Frühjahr 2020 als freier Mitarbeiter für ALTHERR tätig. Hauptberuflich in der Medizin beschäftigt, verfasst er in regelmäßigen Intervallen den ALTHERR Sekundenstopp – eine Übersicht über alle Neuigkeiten der Uhrenindustrie und moderiert als Host die zugehörige ALTHERR Sprechstunde live auf YouTube. Seine Begeisterung für Armbanduhren teilt er zudem auf Instagram unter @derwerkstudent.