Es muss nicht immer „Swiss Made“ sein. Dieses Statement leitet ebenfalls meinen heutigen ALTHERR-Gastbeitrag ein. Innerhalb des vorherigen Beitrages blieb es mit der Stadt Glashütte aus deutscher Sicht heimisch. Konkret hatte ich mich mit der NOMOS Glashütte Club Automat ONYX Limited Edition beschäftigt.
Heute aber reisen wir gemeinsam nach Japan, wo das Streben nach Perfektion & Uhrmacherkunst miteinander in Einklang gebracht worden sind. Das Endresultat: Grand Seiko. Der Ruf Grand Seikos eilt dieser Manufaktur weltweit voraus. Ohne Casio, Citizen oder Orient zu Nahe treten zu wollen, so sind die Brands Seiko, aber vor allem Grand Seiko in meinem japanischen Kopf auf dem Siegertreppchen fest verankert. Star der heutigen Veranstaltung ist die Grand Seiko Sport SBGE257. Viel Spaß beim Lesen!
Hochwertige Uhren sind für mich am Ende des Tages gleichzusetzen mit einem Kunstobjekt, unter anderem aufgrund der traditionsreichen Uhrmacherei, die sich hinter hinter jedem einzelnen Zeitmesser verbirgt.
Aus diesem Grund bin ich stets daran interessiert, wie die Brands ihre eigene Modelle interpretieren. Welche Intention verfolgten die Designer bei ihrer Kreation? Wie wendet sich der Bereich Marketing & Sales an seine Zielgruppe? Mit welcher Story wird versucht Interessenten in den Bann des vorgestellten Zeitmessers zu ziehen?
Im Falle der Grand Seiko Sport SBGE257 steht der wunderschöne, satte Grünton des Zifferblattes im Mittelpunkt und sollte dabei gleichzeitig eine der 2.000 Moosarten wiederspiegeln, die in der japanischen Natur zu finden sind. In der japanischen Kultur versteht man Moos als etwas Ewiges. Deshalb wird es auch für Bonsai verwendet, um das Gefühl zu vermitteln, dass die Zeit unaufhaltsam voranschreitet. Dieses Gefühl möchte Grand Seiko auch durch die gleitende Bewegung des Spring Drive-Sekundenzeigers vermitteln, der kontinuierlich und geräuschlos über das Zifferblatt gleitet.
Wie sagt man doch so schön: „Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck.“ Das gilt für mich persönlich auch beim Thema Uhren. Mein erster Eindruck, den ich über die Grand Seiko Sport SBGE257 gewinnen konnte, war geprägt von dem gestochen scharfen Sekundenzeiger. Das makellose Schweben über das Zifferblatt hat mich ehrlich beeindruckt. Ein wahres Erlebnis, man vergisst unweigerlich die Zeit, verliert sich beim Zuschauen.
Die Grand Seiko Sport SBGE257 ans Handgelenk geschnallt, entgegnete mir ein harmonisches Bild. Fließende Übergänge, keine harten Kanten, ein durchweg geschwungenes Profil. Gleichzeitig fielen mir die wertigen 172 Gramm am Handgelenk auf. Apropos Handgelenk: Meins misst ca. 17.5 cm. Standardmaß. Das Gehäuse besteht aus Edelstahl und verfügt über einen kompakten Durchmesser von 40.5 mm. Die Uhr ist 20 bar wasserdicht. Positiv aufgefallen sind mir die weiteren Dimensionsangaben durch Grand Seiko, während dies andere Manufakturen oftmals vermissen lassen. Das Gehäuse selbst ist 14.7 mm hoch, weist eine Länge auf von exakt 48.7 mm.
Den nächsten Blick, durch das doppelt gewölbte Saphirglas (zwecks Entspiegelung auf der Innenseite beschichtet) widmete ich dem wunderschönen, einheitlichen Grünton auf Zifferblatt, kratzfester Keramik-Lünette und Rehaut (Der Rehaut ist der über das ebene Zifferblatt hinaus erhöhte Rand einer Uhr. Umgangssprachlich kann man ihn sicherlich auch als „Innenring“ betiteln).
Für einige mag die Farbe Grün eine reine Trenderscheinung sein. Selbst bin ich davon überzeugt, dass sich grüne Blätter auch künftig vermehrt durchsetzen werden. Für mich ist Grün das neue Blau. Beispielsweise befindet sich in meiner Sammlung eine grüne OMEGA Seamaster Aqua Terra (Ref.: 220.10.41.21.10.001). Hingegen muss ich gestehen, dass ich beim #bluewatchmonday nichts vorzuweisen habe. Übrigens: Treue ALTHERR Community Mitglieder haben bereits festgestellt, dass Benedict ebenfalls eine grüne Aqua Terra besitzt und wir somit Aqua Terra Brüder im Herzen sind.
Für Grand Seiko sind Form und Funktion untrennbar miteinander verbunden. Der GMT-Zeiger ist gelb, so dass er sich vom Zifferblatt abhebt und sich auch in seiner Form von den anderen drei Zeigern unterscheidet.
„GMT” steht für Greenwich Mean Time und verwendet als vierten Zeiger auf dem Zifferblatt neben dem Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger einen 24-Stunden-Zeiger (GMT-Zeiger). Die Buchstaben GMT sind in demselben Gelbton gehalten, um eine sofortige visuelle Verbindung herzustellen. In meinem Fall würde die Anschaffung eines GMT-Modells keinen Sinn ergeben.
Beruflich bin ich auf mehr als eine weitere Zeitzone angewiesen und nehme das Handy zur Hilfe, zumal der Zeitpunkt des Wechsels von Sommer,- auf Winterzeit auch zeitverzögert und nicht synchron von statten geht.
Next Step: Licht aus! Taschenlampe an! Zum Modell passend hat sich Grand Seiko an grüner, leuchtender Lumibrite Farbe bedient, und zwar auf den Stundenindizes bei 12, 3, 6 sowie 9 Uhr. Ebenfalls mit Lumibrite benetzt wurden der Stundenzeiger, Minutenzeiger bzw. die Pfeilspitze des GMT-Zeigers.
Als nächsten Schritt bei der Uhrenanalyse halte ich das Objekt der Begierde ganz nah ans Ohr und schließe die Augen in einem ruhigen Raum, um das Uhrwerk zu hören. Für mich meist ein beruhigendes Geräusch. Nicht ohne Grund hat sich der Begriff „Glockenspiel“ bei der Marke mit der Krone bereits weit verbreitet. Im Falle der Grand Seiko Sport SBGE257 bleibt dieses Erlebnis leider unbefriedigt. Still ruht das japanische Uhrwerk.
Auffällig in meinen Augen ist auch die Position der Krone auf 4-Uhr und erinnert automatisch an ein Heliumventil einer Taucheruhr. Diese ist bewusst aus Sicherheitsgründen bei vier Uhr eingelassen.
Das fünfreihige Armband erinnerte mich in seiner Machart umgehend an meine OMEGA Speedmaster Professional Moonwatch (Hesalit, Ref.: 311.30.42.30.01.005). Allerdings fällt bei genauerer Betrachtung der feine, hochglanzpolierte Übergang bei der Grand Seiko Sport SBGE257 von der Außenreihe hin zur Seitenfläche der Glieder auf. Auch sind die Hochglanzreihen zwei sowie vier bei der Moonwatch etwas feiner, bei der Grand Seiko dagegen etwas grober gehalten.
Der Bandanstoß beträgt 20mm. Das Armband verjüngt sich im Verlauf auf 18mm hin zur Sicherheitsfaltschließe. Diese bietet dem Träger eine Feinverstellung von gleich vier Rastpositionen. Praxistipp an diejenigen, die zu Hause kein Uhrmacherwerkzeug griffbereit zur Verfügung haben. Um weder das Band noch die Schließe zu verkratzen, ist eine Verstellung ebenfalls via Zahnstocher möglich. Nach ein wenig Übung funktioniert dies nach meiner Erfahrung recht gut, auch ohne dass die Zahnstocher wie am Anfang weiter abbrechen. Viel Erfolg beim Training.
Auch ein schöner Rücken kann entzücken. Im heutigen Fall wurde die Rückansicht fest verschraubt und mit einem Löwenmotiv versehen.
Wie wir alle wissen und unterschreiben würden, kommt es auf die inneren Werte an und die sind im Falle der Grand Seiko Sport SBGE257 nicht von schlechten Eltern: Das Spring Drive Kaliber 9R66 mit einer Gangreserve von ca. 72 Stunden (3 Tage) und einer durch Grand Seiko selbstbewussten Ganggenauigkeitsangabe von +/- 15 Sekunden pro Monat (durchschnittlich +/- 1 Sekunde pro Tag).
Im Jahr 2006, nur zwei Jahre nach der Fertigstellung des Kalibers 9R65, wurde mit dem Kaliber 9R66 das erste 9R Spring Drive Uhrwerk mit GMT-Funktion von Grand Seiko vorgestellt. Ihr fragt euch was das 9R Spring Drive Uhrwerk so besonders macht? Spring Drive ist eine der großen Innovationen in der Geschichte der modernen Uhrmacherkunst, denn sie besitzt ein federgetriebenes Uhrwerk mit modernster elektronischer Technologie, das ohne Batterien oder andere externe Energiequellen auskommt. Ihre einzige Kraftquelle ist eine Hauptfeder, die eine Reihe von Zahnrädern antreibt. Ein Rotor, der am Ende dieser Zahnräder angeschlossen ist, erzeugt eine kleine elektrische Ladung, die eine elektronische Schaltung und einen Quarzoszillator aktiviert.
Dieses Kaliber verfügt über eine sogenannte Power-Reverse-Funktion. Auf dem Blatt findet ihr diese positioniert zwischen acht und neun Uhr. Als Einkäufer in der Automobilindustrie erinnert mich das Design verwirrenderweise mehr an eine Tankanzeige.
Das sekundengenaue Einstellen der Uhrzeit wird durch den Sekundenstopp (Anhalten des Sekundenzeigers) ermöglicht. Hinweis: Die Atomuhr leistet hier seine Dienste.
Auf der 4-Uhr Position findet sich die Datumsanzeige wieder, sprich das Werk bietet eine Kalenderfunktion. Spannend dabei finde ich die kalendergekoppelte Funktion zur Zeitunterschiedskorrektur. Der Kalender ist so konstruiert, dass er in Abhängigkeit von den Bewegungen des Stundenzeigers arbeitet. Falls vor / nach Mittag nicht richtig eingestellt ist, ändert sich der Kalender deshalb um 12 Stunden versetzt.
Diese Uhr ist mit einem automatischen Aufzugsmechanismus ausgestattet (und zusätzlichem Handaufzug). Die Aufzugsfeder kann durch die natürliche Bewegung des Arms ausreichend aufgezogen werden, wenn die Uhr am Handgelenk getragen wird. Darüber hinaus kann die Aufzugsfeder auch durch Drehen der Krone aufgezogen werden. Die gespeicherte Energie können Sie an der Gangreserve-Anzeige ablesen.
Ihr seht diese Uhr bereits förmlich an eurem Handgelenk oder findet sie interessant? Ihr möchtet sie in bewegten Bildern genießen? Kein Problem. Gerne lade ich euch an dieser Stelle ein, mein extra für euch produziertes YouTube Video anzuschauen. Lasst diesen Beitrag auf euch wirken, gießt euren Bonsai und dann sehen wir uns in wenigen Minuten hier im Video wieder.
Über den Autor:
Mein Name ist Marc aka MARCZEITPUNKT. Ich bin 32 Jahre alt, glücklich verheiratet, stolzer Vater und Vollzeit berufstätig als Einkäufer in der Automobilindustrie. Als Teil der ALTHERR-Community bin auch ich leidenschaftlich interessiert an hochwertigen Armbanduhren und habe das Vergnügen redaktionelle Gastbeiträge auf der ALTHERR-Plattform zu publizieren.
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Felix Janner
Hey Freunde, ich bin Felix! Meine Reise bei ALTHERR hat im Jahr 2020 als Freelancer begonnen. Angefangen habe ich damit, Artikel für das Magazin zu schreiben sowie den Instagram-Account von ALTHERR zu führen. Mittlerweile habe ich eine Ausbildung im E-Commerce angefangen und meine Aufgaben sind deutlich vielfältiger. Dennoch hält es mich nicht davon ab, hin und wieder mal einen knackigen Artikel für euch zu verfassen.