Über die Geschichte von Longines ließe sich problemlos ein ganzes Buch verfassen. Der im Jahr 1832 gegründete Schweizer Hersteller gilt heute als die älteste eingetragene Uhrenmarke im internationalen Register der World Intellectual Property Organization (WIPO). Wer einen Blick in die lange Historie von Longines wirft, der taucht ein in eine faszinierende Welt, die von Tradition, Innovation und Pioniergeist geprägt ist.
Die Anfänge von Longines ab 1832
Auguste Agassiz (links im Bild) war derjenige, der ab 1832 den Grundstein für die heute unter dem Namen Longines bekannte Uhrenmarke legte. So gründete der Uhrmacher zusammen mit anderen Kollegen zunächst ein Atelier in dem Schweizer Dorf Saint-Imier, in dem die einzelnen Komponenten einer Uhr zusammengebaut wurden.
Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle jedoch, dass die Produktion der Komponenten selbst noch zu Hause bei den jeweiligen Uhrmachern stattfand. Das änderte sich erst unter Agassiz Neffe Ernest Francillon (rechts im Bild), der das Atelier im Jahr 1852 übernahm. Er gilt bis heute als Visionär, gründete er doch eine Fabrik unter dessen Dach schließlich all die talentierten Kunsthandwerker zusammenarbeiteten. Francillon schuf zudem ein mechanisches Produktionssystem, welches höchste Qualität gewährleisten sollte.
Der Name Longines ging übrigens aus dem Feld hervor, auf dem die Fabrik errichtet und im Jahr 1867 eingeweiht wurde. Die Menschen in Saint-Imier nannten es “Es LONGINES”, was Francillon dazu inspirierte, seinem Unternehmen den Namen Longines zu geben. Bis jetzt ist die Uhrenmarke ihrem Standort treu geblieben, auch wenn das Fabrikgebäude mehrfach umgebaut und erweitert worden ist.
Zum Vergleich: So sieht der Unternehmenssitz von Longines heute aus. Gehen wir aber noch einmal zurück in die Anfangsjahre. Schon früh versuchte Francillon seine Uhren gegen Fälschungen zu schützen und versah jedes einzelne Exemplar deshalb mit einer Seriennummer, dem Markennamen sowie dem Logo – der geflügelten Sanduhr. Dieses veränderte sich über die Jahre hinweg mehrfach. Den Markennamen Longines und die geflügelte Sanduhr registrierte der Firmenchef früh und stellte beides im Jahr 1889 beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) vor.
Longines Pioniergeist in der Uhrmacherei
Nun werfen wir aber endlich einen Blick auf die ersten Zeitmesser aus dem Hause Longines. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist schlicht unglaublich, wie viele Innovationen diese Marke der Uhrenindustrie gebracht hat. Sie alle hier aufzugreifen, ist unmöglich. Die wichtigsten Meilensteine schauen wir uns aber natürlich an. Den ersten bildet ein Taschenchronograph aus dem Jahr 1878.
Das Kaliber 20H war der erste von Longines produzierte Mechanismus, der für eine genaue Zeitmessung eingesetzt wurde”, heißt es auf der unternehmenseigenen Website. Das Gehäuse der von diesem Kaliber angetriebenen Stoppuhr besaß eine Gravierung, die das Motiv eines Jockeys auf einem Pferd zeigte. Nicht ohne Grund, wurden diese Uhren doch zumeist auf amerikanischen Pferderennbahnen eingesetzt. Ein Foto des ersten Taschenchronographen habe ich nicht gefunden. Das Werk ist hingegen abgebildet (s. Foto).
Die erste Taschenuhr mit zwei Zeitzonen geht ebenfalls auf das Konto von Longines. 1908 stellte der Hersteller dieses Modell mit zwei Minuten- und Stundenzeigern vor, das in Konstantinopel entwickelt wurde und dabei helfen sollte, die türkische Zeit in die westliche Zeit umzurechnen. Die Anmeldung eines Patents auf diesen Mechanismus erfolgte in 1911.
Eine der ersten Armbanduhren weltweit präsentierte der Hersteller im gleichen Jahr. Das Modell war für russische Piloten vorgesehen und basierte auf dem hauseigenen Kaliber 19.73N.
Kurzer Hinweis: Ab jetzt wird die Qualität der von Longines zur Verfügung gestellten Fotos merklich schlechter. An deinen Augen liegt das aber nicht 😉 Vorenthalten möchte ich sie dir dennoch nicht.
1913 überraschte Longines schließlich mit dem ersten kompakten Chronographenkaliber für eine Armbanduhr. Das 13.33Z besaß einen Durchmesser von 29 Millimetern und kam in einer ähnlichen Ausführung bei den zwei Atlantik-Überquerungen der amerikanischen Flugpionierin Amelia Earhart in den Jahren 1928 und 1932 zum Einsatz.
Im Jahr 1925 brachte Longines eine weitere große Innovation auf den Markt, die manch ein Uhrensammler vielleicht eher mit Rolex in Verbindung gebracht hätte. Fakt ist jedoch, dass die erste Armbanduhr mit einer zweiten Zeitzone von der Marke mit der geflügelten Sanduhr stammte. Gedacht für Funker auf Schiffen half die Zulu-Time dabei, die Ortszeit in die universelle Weltzeit umzurechnen. Zu dem auffälligen Zifferblatt-Design schreibt der Hersteller: “Die beiden roten Keile zeigen die Zeiten der Funkstille an, die für Notrufe reserviert waren.”
1925 war auch das Jahr, in dem Longines den ersten Armbandchronographen mit zwei Drückern und Flyback-Funktion vorstellte. Er war zur präzisen Messung von Flugphasen entwickelt worden und sollte das Starten von neuen Flugphasen bei hoher Geschwindigkeit vereinfachen. Deshalb der Flyback-Mechanismus, der das Zurücksetzen und Beginnen einer neuen Zeitmessung mit einer einzigen Betätigung des Drückers ermöglichte.
Springen wir ins Jahr 1936. Damals präsentierte Longines einen Chronographen mit dem Kaliber 13ZN. Diese Uhr entsprach dem ersten Serienchrono mit Flyback-Funktion und stellte eine echte technische Innovation dar, die sich die Schweizer Uhrenmanufaktur auch patentieren lies.
Ein Jahr später legte man direkt nach – mit dem ersten wasserdichten Chronographen. Dank besonderer pilzförmiger Drücker konnte kein Wasser in das Gehäuse eindringen. Erneut ließ sich Longines diesen Mechanismus patentieren.
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte von Longines ereignete sich im Jahr 1954. Mit der Conquest-Kollektion wurde die erste Produktfamilie des Herstellers eingeführt und am 3. April 1954 registriert.
Die zweite Produktfamilie von Longines folgte mit der eleganten Flagship Kollektion nur drei Jahre später. Stilprägend für diese Modelle war laut des Herstellers selbst “ein Medaillon mit einer auf dem Gehäuseboden eingravierten Karavelle”.
Das Jahr 1959 brachte eine Uhr hervor, die vielen Sammlern bis heute Freude macht: die Rede ist von der Longines Legend Diver, die damals jedoch noch nicht so hieß. Die charakteristische innenliegende Lünette, die über eine zweite Krone bedient werden kann, besaß die Taucheruhr aber schon damals. Mit einer Wasserdichtigkeit von 120 Metern wurde sie ihrer Aufgabe zudem gerecht.
Ebenfalls 1959 schuf die Schweizer Marke eine rechteckige Uhr, die mit dem Kaliber 360 ausgestattet war. Das Hochfrequenzwerk mit 36.000 Halbschwingungen pro Stunde gewann 1961 den ersten und zweiten Platz in einem Wettbewerb um die genauste Uhr, der vom Neuchatel-Observatorium vergeben wurde. Die Uhr gilt bis heute als der erste Hochfrequenz-Armbandchronometer weltweit.
Diesen Standard toppte Longines im Jahr 1967 selbst – mit der Vorstellung einer Uhr, die den Namen Ultra-Chron trug. In ihr arbeitete ebenfalls das Hochfrequenz-Kaliber 360, doch war sie noch einmal genauer als ein Chronometer. Mit einer maximalen Gangabweichung von zwei Sekunden pro Tag machte sie den damaligen elektronischen Stimmgabel-Uhren Konkurrenz.
1969 präsentierte Longines mit der Ultra-Quartz die erste eigene Quarzuhr, für die der Hersteller extra ein Werk entwickelte.
Longines und die Zeitmessung im Sport
- Erinnerst du dich an den Taschenchronographen aus dem Jahr 1878, der eine Gravierung besaß, die das Motiv eines Jockeys auf einem Pferd zeigte? Schon damals offenbarte Longines eine enge Verbundenheit zum Reitsport. Diese setzte sich im Jahr 1912 fort, als der Uhrenhersteller eine Partnerschaft mit einem Springreitturnier in Lissabon einging. Seit 2013 ist Longines zudem offizieller Zeitnehmer und offizielle Uhr des internationalen Reitsportverbands FEI (Fédération Equestre Internationale).
- Im Skisport ist Longines seit 1924 aktiv, als die Marke zur Zeitmessung bei einem Skirennen in der Schweiz eingesetzt wurde. Es folgte ein Engagement bei den Skiweltmeisterschaften in Chamonix in Frankreich, sowie eine Partnerschaft als offizieller Zeitnehmer des Internationalen Skiverbandes (FIS) ab 2006. Bis heute verantwortet Longines die Zeitmessung bei allen Ski Alpin Weltcups und Weltmeisterschaften.
- Den Rennsport revolutionierte Longines im Jahr 1949 mit der Erfindung eines vollautomatischen Instruments, das laut des Herstellers selbst “fotografierte Zeiten anzeigte und bis auf die Hundertstelsekunde genau messen konnte.” 1950 wurde dieses Tool sogar vom Internationalen Automobilverband zertifiziert. Im gleichen Jahr stoppte Longines zudem die Zeit beim Formel 1 Grand Prix von Monaco. Es war die Eröffnungssaison dieser Klasse und es sollte nicht das letzte Rennen sein, in das die Uhrenmarke involviert war. So entwickelte man in den 1980er-Jahren neue Instrumente zur Zeitmessung, die es ermöglichten, jeden Teilnehmer individuell zu erfassen. Für Longines war dieser Schritt die Eintrittskarte, um von 1982 bis 1992 als offizieller Zeitnehmer aller Formel-1-Rennen zu fungieren.
- Ab 1949 war Longines beeindruckende 30 Jahre für die Zeitmessung bei der Rallye Monte-Carlo zuständig. Zudem entwickelte der Hersteller 1955 ein Stanzgerät mit dem Namen “Printogines”, mit dessen Hilfe die Teilnehmer an jedem Kontrollpunkt ihre eigenen Kontrollkarte lochen konnten. So konnten die offiziellen Siegerzeiten präzise ermittelt werden. Schnell kam das Gerät bei allen großen Rallyes zum Einsatz und sorgte dafür, dass Longines bis 1985 bei zahlreichen Rallyes im Boot war.
- 1951 übernahm Longines erstmals die Zeitmessung bei der Tour de France. Um bei dem schnellen Radrennen präzise einen Sieger ermitteln zu können, entwickelte die Manufaktur verschiedene Geräte auf Basis der Fotofinish-Technologie. Seit 35 Jahren ist Longines nun offizieller Zeitnehmer des wichtigsten Radrennens überhaupt.
Du kennst jetzt die Gründungsgeschichte von Longines, weißt alles über die relevanten Modelle und Meilensteine, sowie das Engagement der Marke im Sport. Was denkst du über die älteste Uhrenmarke schlechthin? Haben dich einige Fakten in diesem Beitrag überrascht, oder wusstest du das Meiste schon vorher? Schreib mir deine Meinung unter diesen Beitrag in die Kommentare. Wenn du eine Longines einmal an deinem eigenen Handgelenk erleben möchtest, dann schicke uns eine Email an [email protected]. Die Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Köln beraten dich gerne.
Luca Cordes
Kannst du dich noch an deine allererste Armbanduhr erinnern? Bei mir war es eine Scout mit einem wunderschönen blauen Zifferblatt. Ich war vielleicht zwölf oder 13 Jahre alt und liebte diese Uhr. Ich trug sie immer und zu jedem Anlass – bis sie mir während des Sportunterrichts gestohlen wurde. Vielleicht ist in genau diesem Verlust meine spätere Leidenschaft für das Sammeln von mechanischen Uhren begründet. Doch genug mit den Geschichten aus meiner traurigen Kindheit ;-)
Mein Name ist Luca Cordes, ich bin 31 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und lebe seit mittlerweile mehr als sieben Jahren in Berlin. Hier arbeite ich als Business Ghostwriter, Medientrainer, Autor und Berater. Bei ALTHERR bin ich für den Bereich „Text“ verantwortlich und werde dich ab sofort mit erstklassigen Inhalten rund um die Welt der Uhren versorgen. Jede Woche kannst du dich auf Neuvorstellungen, Reviews und viele weitere spannende Themen im ALTHERR Magazin freuen.
Weißt du, worüber ich mich freuen würde? Wenn du einen Kommentar unter meinen Beiträgen hinterlässt, wir in den Austausch treten und auch hier den sowieso schon starken Community-Gedanken von ALTHERR fortführen! Ich empfinde es als großes Glück, unsere Begeisterung für Luxusuhren gemeinsam ausleben zu können. Und wie sagte einst schon der Philosoph Albert Schweitzer: „Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“
In diesem Sinne freue ich mich von dir zu lesen!
Wenn du mehr über meine Arbeit bei ALTHERR erfahren und wissen möchtest, mit welchen spannenden Uhren ich mich gerade beschäftige, dann folge mir auf Instagram @hestyleswatches.
Dein Luca
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Ich liebe die alten Chronos aus den 30ern und die modernen Legend Diver