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Breitlings Ursprung: Der rasche Aufstieg in der Flugindustrie

September 11, 2024 | Lesedauer: 5 Minuten
Autor: Harald Saller | 0 Kommentare | oacsspl

Wir schreiben das Jahr 1884. Die Schweiz befand sich in turbulenten Zeiten. Die Industrialisierung war im vollen Gange. Besonders in den Bereichen Textilindustrie, Maschinenbau und Chemie gab es bedeutende Fortschritte. Doch auch die Uhrenindustrie spielte eine immer wichtigere Rolle, die weltweit Fuß fasste. 

In diesem Jahr gründete der Schweizer Uhrmacher Léon Breitling in Saint-Imier im Kanton Bern seine gleichnamige Uhrenmarke. Vorerst handelte es sich lediglich um ein Atelier, in dem der damals 24-Jährige seine ersten Modelle entwickelte. Schon bald sollte das Unternehmen wachsen und zu einer der bedeutendsten Uhrenmarke werden. 

Wenige Jahre nach der Gründung übersiedelte Breitling mit seinem Unternehmen von seinem kleinen Atelier in ein größeres Gebäude nach La Chaux-de-Fonds. Dieser Ort befindet sich im Schweizer Karton Neuenburg und galt damals als eine der Hauptstädte der Schweizer Uhrenmarken. 

Aufnahme von Saint-Imier, wo die Uhrenmarke Breitling gegründet wurde.
Leon Breitling (kleines Bild) gründete in Saint-Imier seine Firma. Bildquellen: Wikipedia, Breitling

Breitlings Chronographen erobern die Sportwelt

Léon Breitling war aber nicht nur Uhrmacher, sondern auch vom Sport begeistert. Der Motor- und Leichtathletiksport übten eine große Faszination auf ihn aus. Diese Sportarten steckten allerdings noch in den Kinderschuhen. Die Zeitmessung war eine der größten Herausforderungen. Das erkannt Leon Breitling und konzentrierte sich auf die Konzeption von Chronographen, die schon bald für Begeisterung unter den Fachleuten und den Uhrenfans sorgten. 

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden seine Chronographen, die in Form von Taschenuhren hergestellt wurden, bei zahlreichen Sportveranstaltungen auf der ganzen Welt verwendet. 1905 reichte Breitling ein Patent für einen Taschenuhr-Tachymeter ein, der ein Vorläufer des heutigen Fahrzeugtachos war.  Dem Benutzer war es möglich, mit Hilfe von mehreren Skalen jede Geschwindigkeit zwischen 15 und 150 km/h zu messen. 

Bildquelle: Breitling
Bildquelle: Breitling

Léon Breitling, der Marketingstratege

Viele Jahre vor Rolex verstand es Léon Breitling, wie wichtig kommerzielle Werbung für sein Unternehmen war, um an Bekanntheit zu gewinnen. Daher schaltete er in der Erstausgabe der Revue Internationale de L’horlogerie eine Werbung für seine Chronographen. Zur Ausstattung dieses Modells gehörten ein Schleppzeiger zur Zeitmessung von zwei Ereignissen gleichzeitig sowie die neu lancierte Acht-Tage-Gangreserve, mit der eine Tischuhr über eine Woche lang ohne Aufziehen betrieben werden konnte.

Bildquelle: Breitling

Diese Marketingstrategie sollte sich als voller Erfolg herausstellen. Im ersten Jahrzehnt nach der Übersiedlung nach La Chaux-de-Fonds verkaufte Breitling rund 100.000 Einheiten. Zu diesem Zeitpunkt konnten sich nur wenige Menschen eine Taschenuhr leisten, obendrein mit solchen Funktionen wie jene von Breitling. 

In dieser Zeit erreichte Breitling einen weiteren Meilenstein: Einen Chronographen mit einer noch nie da gewesenen Ganggenauigkeit von zwei Fünftelsekunden. 

Tod des Firmengründers und weitere Innovationen

Am 11. August 1914 verstarb Firmengründer Léon Breitling im Alter von 54 Jahren. Genauere Umstände, die zu seinem Tod geführt haben, sind nicht bekannt. Sein Sohn Gaston führte das Unternehmen fort. Unter seiner Regie veröffentlichten die Schweizer Uhrenmanufaktur präsentierte im Jahr 1915 den ersten Chronographen für das Handgelenk. Daher verfügte über einem speziellen Drücker oberhalb der Aufzugskrone. 

1923 sorgte das Unternehmen für Aufsehen mit der Einführung der ersten Uhr mit zwei unabhängigen Chronographen-Drückern, die es den Benutzern ermöglichten, mehrere Zeiten hintereinander zu messen. Ebenfalls in dieser Zeit erschien der Familienname Breitling auf den Zifferblättern der Uhren. Es war damals üblich, stattdessen den Namen des Kunden oder andere Logos hinzuzufügen. 

Ein Porträtfoto von Gast Breitling.
Bildquelle: Breitling
Frontansicht des ersten Chronographen von Breitling für das Handgelenk.
Bildquelle: Breitling
Breitling Avenger

Der Teenager übernimmt Breitling

Doch auch Gaston Breitling sollte kein langes Leben zuteil werden. Der Sohn des Firmengründers verstarb am 30. Juli 1927 im Alter von nur 41 Jahren. Sein einziges Kind, Sohn Willy Breitling war zu diesem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt. Daher führte ein Team aus Experten das Unternehmen durch die turbulenten Zeiten des Wall-Street-Crashs von 1929 und der darauffolgenden globalen Wirtschaftskrise. Der erst 19-jährige Willy Breitling übernahm 1932 die Führung des Unternehmens.

 

Große Erfolge auf dem Uhrenmarkt ließen die Kritiker verstummen, die Willy Breitling nicht zugetraut hatten, das Unternehmen auf Kurs zu halten. Breitling hatte sich zu einem dominierenden Akteur in der aufstrebenden Luftfahrtindustrie entwickelt und bot über 40 verschiedene Modelle von Chronographen an, die speziell für Flieger entwickelt wurden, entweder am Handgelenk getragen oder im Cockpit montiert wurden.

1934 ließ Willy Breitling eine weitere  bahnbrechende Chronographenfunktion patentieren. Dabei handelte es sich um einen einen zweiten Drücker bei 4 Uhr, der ausschliesslich dazu diente, den Chronographen auf Null zurückzustellen.

Ein Porträtfoto von Willy Breitling.
Bildquelle: Breitling

Filmreife Übergabe der Bordinstrumente

Die 1930er Jahre waren geprägt von wirtschaftlichen Turbulenzen und weltweiten Auseinandersetzen. 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Ein Jahr zuvor hatte Breitling das “Huit Aviation Department” gegründet, da die Nachfrage nach zuverlässigen Bordinstrumenten sowohl in der zivilen als auch in der militärischen Luftfahrt zugenommen hatte. Die Ingenieure setzten den Werken hohe Ansprüche. Dafür wurde ein Prüflabor errichtet. Dort konnten Temperaturen von -40 bis 100 Grad Celsius simuliert werden. Hinzu kamen Mikro-Oszillographen zur radioelektrischen Überprüfung der Uhrwerke. 

 

Schon bald kam das britische Luftfahrtministerium auf Willy Breitling zu, um eine große Bestellung von Bordchronographen für die Royal Air Force zu machen. Die Übergabe dieser Produkte erfolgte in den Feldern  in Les Franches-Montagnes. Die Piloten nutzten die Scheinwerfer der Autos von Breitling und seinen Kollegen, um ihr Flugzeug zu landen, zu beladen und so schnell wie möglich wieder abzuheben. Danach gingen Breitling und seine Kollegen in eine Bar in Neuchâtel, um mit ihrer dortigen Anwesenheit keinen Verdacht zu erregen.

 

Bildquelle: Breitling

Kurze Zeit darauf  ließ sich Breitling einen innovativen kreisförmigen Rechenschieber an einem Chronographen patentieren. Das System ermöglichte die einfache Handhabung zahlreicher mathematischer Operationen mit Tachymeter-, Telemeter- und Pulsometer-Funktion, Multiplikation, Division und Dreisatz, Fertigungskalkulationen und mehr. Die Chronomat, eine einprägsame Abkürzung von “Chronographe-Mathematique, war nicht nur funktionell, sondern hatte  eine eleganten Linien mit  einem ausgewogenen Zifferblatt. Diese Uhr wurde schon bald  zum Liebling von Experten in Sport, Industrie und Technik. 

Der zweite Teil der Geschichte von Breitling wird sich dem gesellschaftlichen Aufstieg und dem Fall der Marke in der Quarz-Krise widmen.  

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Harald Saller

Mein Einstieg in die Welt der Uhren verdanke ich einem Film. Als Kind war ich fasziniert von dem actionreichen Streifen "Le Mans" mit Steve McQueen. Dank ihm wurde die Heuer Monaco zu einer Ikone in der Uhrenwelt. Dieses Modell markierte 2009 meinen Einstieg in die Welt der Premium- und Luxusuhren.

In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich intensiv mit Uhren, ihren Techniken und Geschichten auseinandergesetzt. Ich schaue vor allem gerne hinter die Kulissen.

Aber was ist eigentlich das Faszinierende an Uhren? Ich könnte jetzt eine lange Liste erstellen, um zu erklären, warum Uhren ein tolles Hobby sind. Letztendlich sind es jedoch die positiven Emotionen, die Armbanduhren in mir auslösen. Als Journalist versuche ich, diese Emotionen in meinen Texten unseren Leserinnen und Lesern näherzubringen.

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