In dieser Ausgabe beleuchten wir nun die verschiedenen Arten der Armbanduhren, besprechen, zu welchem Zweck sie ursprünglich konzipiert wurden und erhalten Einblicke in die populärsten Vertreterinnen der jeweiligen Genres. Auch gebe ich euch eine praktische Beratung an die Hand, an welcher ihr festmachen könnt, welche Uhr am besten zu euch passt. Also lasst uns loslegen!
Die Taucheruhr – robust und sportlich
Taucheruhren haben sich in den vergangenen Jahren zur beliebtesten Katgorie innerhalb der Sportuhren gemausert. Und das, obwohl nur die allerwenigsten Träger professionellen Tauchsport betreiben – wenn überhaupt. Wieso also das Ganze?
Es ist unumstritten, dass insbesondere die Rolex Submariner einen maßgeblichen Anteil an der Beliebtheit von Taucheruhren hat. Am Arm von James Bond erlange sie ihre breitere Bekanntheit, auch wenn 007 ab Mitte der 90er Jahre lieber auf Omega setzte. Doch auch dann sah man mit der Omega Seamaster Professional Diver 300M eine Taucheruhr an seinem Handgelenk.
Bond bewies: Egal ob zur Hemdmanschette oder zum T-Shirt und egal ob am Schreibtisch oder bei waghalsigen Abenteuern zu Lande, im Wasser oder in der Luft – eine Taucheruhr ist (vielleicht mit Ausnahme des Smokings) niemals deplatziert.
Heutzutage sind sich Hersteller dessen durchaus bewusst und designen ihre Diver mehr als universelle Alltagsmodelle, als als Hardcore-Tauchinstrumente. Davon profitieren wir Uhrenfans und die Sparte erfreut sich eines schier unerschöpflichen Angebots, welches ausnahmslos alle Preisklassen umspannt – einige populäre Vertreterinnen nenne ich euch am Ende dieses Absatzes.
Was zeichnet eine Taucheruhr aus? Da wäre zunächst die Optik. Markant ist der einseitig benutzbare Drehring – Lünette genannt – welcher dank eines skalierten Inlays das Nachhalten der Tauchzeit ermöglicht. Im Regelfall zählt die Skala von null bis 60 Minuten. Ein Marker auf der Nullposition wird zu Beginn der Zeitmessung am Minutenzeiger ausgerichtet und schon lässt sich präzise und unkompliziert die verstrichene Zeit nachhalten.
Ob ein tatsächlicher Tauchgang oder die Minuten bis zum perfekten Frühstücksei – fast jeder findet im Alltag Applikation zum Stoppen kürzerer Zeitintervalle. Ich persönlich bevorzuge Taucher-Lünetten über mechanischen Chronographen (Stoppuhren), da sie deutlich einfacher in der Handhabung und zudem günstiger im Preis und in der Wartung sind. Schließlich ist die Lünette völlig unabhängig vom verbauten Uhrwerk.
Ein weiteres Merkmal von Taucheruhren ist ihre kompromisslose Ablesbarkeit. Dazu verwenden Hersteller eindeutige Kontraste, breite Zeiger und Indizes (Stundenmarkierungen), sowie jede Menge Leuchtmasse, die die Uhren auch im Dunkeln problemlos ablesbar macht.
Wie es die Funktion verlangt, ist ein ausreichendes Maß an Wasserdichtigkeit ein absolutes Muss. Verschraubte Kronen, verschraubte Gehäuseböden und robuste Dichtungen gewährleisten, dass keine Feuchtigkeit in das Innenleben der Uhren eindringt. Auch sind die Werke in der Regel durch ihre Architektur besonders zuverlässig vor Stößen geschützt.
Getragen werden Taucheruhren an Massiv- oder Kautschukbändern. Wasserfestigkeit ist hierbei das A und O. Seltener finden sich NATO-Straps (Textilbänder, welche durch die Nutzung durch das Militär Beliebtheit erlangten) oder Nylonbänder. Lederbänder sind in der Regel fehl am Platz. Im Normalfall bestehen die Gehäuse aus Edelstahl oder anderen robusten Materialien wie Titan oder Keramik.
Als Sub-Kategorie sind die sogenannten „Dive-Style-Watches“ zu nennen. Sie leihen sich die optischen Merkmale klassischer Taucheruhren, gehen aber in punkto Robustheit des Materials, maximale Wasserdichtigkeit oder bei der Wahl der Armbänder Kompromisse ein. Sie eignen sich für alle, die gerne die Optik eines waschechten Divers am Handgelenk genießen, ihren Zeitmessern jedoch keine kompromisslose Funktionalität abverlangen.
Interessant zu wissen ist, dass Uhren ein ISO-Zertifikat benötigen um als wahrhaftige Tauchinstrumente verkauft werden zu dürfen, von welchen im Zweifel das Leben der Unterwassersportler abhängt. Die zu erfüllenden DIN-8306 Kriterien sind: 1. Geprüfte Wasserdichtigkeit bis 20 bar, entsprechend 190 Meter Tauchtiefe, 2. Klare Ablesbarkeit aus 25 cm Entfernung von Uhrzeit, gewählter Tauchzeit, Funktionieren der Uhr – auch bei Dunkelheit und 3. Möglichkeit zur Vorwahl einer Zeitspanne (Timer oder Lünette).
Neben der genannten Rolex Submariner und der Omega Seamaster Professional Diver 300M ist die Blancpain Fifty Fathoms zu nennen. Sie war damals die erste Uhr, die als moderne Taucheruhr einzuordnen war und legte den Grundstein für die fortwährende Beliebtheit des Genres. Andere Taucheruhren, die sich bei uns – dem Juwelier ALTHERR – großer Beliebtheit erfreuen sind die Black Bay Modelle der Rolextochter Tudor, die Breitling SuperOcean, die Oris Aquis oder das Line-Up der Mido Ocean Star, sowie die Certina DS Action Diver Kollektion.
Das Dreizeiger-Sportmodell – die Alleskönnerin
Patek Philippe Nautilus, Audemars Piguet Royal Oak, Omega Constellation, Vacheron Constantin Overseas, IWC Ingenieur. Dies sind einige Namen der bekanntesten Vertreterinnen dieses Genres. Was alle diese Zeitmesser gemeinsam haben, ist ein vordergründig simples und sportliches Design, robuste Materialien und Uhrwerke, ein gewisses Maß an Wasserdichtigkeit, eine flache Bauweise und eine „No-Nonsense“-Optik – kurz: sie sind die perfekte Alltagsuhr!
Lediglich die Anzeige der Zeit (und allenfalls eines Datums) macht diese Uhren zu optimalen Allroundern. Sportlich oder schick, sie passen sich problemlos jeder Situation an – und genau as macht sie so unglaublich beliebt. Auch hat sich ein nahtlos in das Gehäuse übergehendes Armband als Charakteristikum etabliert (auch wenn dies kein absolutes Muss ist).
So ist es nicht verwunderlich, dass viele Hersteller inzwischen sportliche Dreizeiger im Sortiment führen. Das macht die Auswahl groß und alle Preissegmente sind abgedeckt. Preislich sehr attraktive Vertreterinnen sind so beispielsweise die Tissot PRX, die Frederique Constant High Life, die Tudor Royal oder die Cartier Santos, aber auch Bell&Ross, Zenith oder Bvlgari mischen ganz oben mit. Ihr merkt: die Auswahl ist schier endlos!
Begründer dieses Genres sind die Uhren aus der Feder Gerald Gentas. Zu einer Zeit, in welcher mechanische Armbanduhren in den 1970er Jahren in einer tiefen Krise – der Quarzkrise – steckten, heuerten einige Marken den ehemaligen Schmuckdesigner an, welcher durch industrielle und futuristische Designs den klassischen Uhrenmarkt revolutionierte und so für neuen Aufschwung sorgte.
Jede Sammlung wird von einer Dreizeiger-Sportuhr perfekt abgerundet und selbst, wer nur eine einzige Uhr in der Sammlung wünscht, ist mit einer solchen bestens beraten.
Klammert man das an das Gehäuse integrierte Armband aus, so würde sich das Subgenre noch unendlich weiter spinnen lassen. Uhren, wie die Rolex Datejust würden ebenfalls ihren würdigen Platz bekommen.
Der vordergründige Reiz dieser Zeitmesser ist augenscheinlich ihre Vielseitigkeit. Auch, wenn sich die Uhren oft an Lederbändern tragen ließen, so ist ihr vollkommener und nahtloser Look am mitgelieferten Stahlband das, was sie auszeichnet. Regen, Schweiss, Händewaschen und Duschen sind somit kein Problem.
Dank der Stoßsicherung der Uhrwerke lassen sich die meisten sportlichen Aktivitäten ohne zu gravierende Schläge und Stöße problemlos ausführen. Ob unter der Hemdmanschette, zum Gym-Outfit oder bei der Gartenarbeit, die Uhr kann anbehalten werden.
Über die Farbe ihrer Zifferblätter heben sich die meisten dieser Uhren hervor. Soll es klassisch Schwarz, Silber oder Weiß sein? Oder soll ein Klecks Farbe für einen sportlichen und ungezwungenen Akzent sorgen? Für alles ist gesorgt!
Keep it simple ist das vereinende Motto dieser Zeitmesser und gerade dies perfekt auf den Punkt zu bringen, ist die hohe Kunst und der Anspruch der Hersteller innerhalb des Genres der sportlichen Alleskönner für jeden Tag!
Die Dress Watch – stilsicher und klassisch
Kaum eine andere Art der Uhr passt so gut zum klassischen Gentleman wie eine Dresswatch. Was sie auszeichnet ist eine simple Optik, welche sind an der traditionellen Uhrmacherei orientiert.
Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung ist die klassische Armbanduhr für den Mann eher auf der kleineren Seite zu finden. Ein Gentleman zeigte früher nicht, dass er eine Uhr trug. Er wusste um den Umstand, die Zeit ablesen zu können, wenn es nötig war.
Tatsächlich wurde es früher als unhöflich gedeutet, die Uhrzeit allzeit sichtbar am Handgelenk zu haben. Es symbolisierte Langeweile und Ungeduld. Als Randnotiz waren eben deshalb die ersten Armbanduhren für den Herren nicht mit einem Sekundenzeiger ausgestattet. Es ziemte sich nicht, die Sekunden zu zählen.
So gelten 36 mm bis 39 mm als typische Gehäusegröße für eine Dresswatch. Aufgrund der Tendenz in Richtung größerer Uhren, welche sich insbesondere zwischen 2000 und 2015 etabliert hatte, sind jedoch inzwischen 40 mm oder gar 41 mm messende Gehäuse keine Seltenheit mehr. Im Zweifel zählt ohnehin nur, wie die Proportionen am individuellen Handgelenk gefallen.
Die Gehäuse klassischer Armbanduhren sind in der Regel flach. Der Hintergedanke ist, dass sie problemlos unter einer Hemdmanschette verschwinden sollen. Wer aber schon jetzt denkt, dass Dresswatches langweilige Uhren sind, den wissen viele Hersteller in ihrer Gehäusearchitektur vom Gegenteil zu überzeugen. Oft finden sich elegante Linien, lange und anmutig geschwungene Hörner und markante Profile.
Diese werden oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, aber auch das gehört zum Understatement-Charakter einer traditionellen Dresswatch. Hier trennt sich zudem die Spreu vom Weizen. Gerade mit moderner Technologie sind Zifferblätter auch in niedrigen Preissegmenten wunderbar und klassisch herzustellen. Komplexe, schlanke Gehäuse zu fertigen und zu veredeln, ist jedoch eine Klasse für sich.
Als Material findet sich zwar oft Edelstahl, Edelmetalle finden jedoch in der Kategorie der Dresswatches überproportional mehr Verwendung, als in irgendeiner anderen Kategorie der Armbanduhren. Auch dies hat etwas mit der Tradition und dem Charakter dieser Zeitmesser zu tun.
Typisch für das Zifferblatt einer klassischen Uhr ist seine Aufgeräumtheit. Lediglich von einer zarten Lünette gerahmt, werden in der Regel ein schlanker Zeigersatz und passende, schlichte Indizes gewählt. Leuchtmasse findet sich im Regelfall nicht, wobei Ausnahmen in modernen Zeiten die Regel bestätigen.
Auch wird von allzu progressiven Experimenten in der Farbgebung der Zifferblätter abgesehen. Weiß, Creme, Schwarz oder Grau dominieren. Ab und an finden sich klassische Farben wie Rot oder Blau. Das Motto ist „reduzierte Ästhetik“.
Getragen werden Dresswatches am Lederband. Kalbsleder, Krokodilleder, Straussenleder. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Armbandwahl an einer Dresswatch „can make it or break it“. Denn im Gegensatz zu Bändern aus Edelstahl, welche sich in ihrer Sportlichkeit doch alle sehr ähnlich sind, muss es Lederbändern gelingen, den Charakter des Zifferblattes und des Gehäuses aufzugreifen und fortzuführen. Dies geschieht unter anderem über aufwändige Färbungen, die Applikation von Ziernähten oder einem sich verjüngenden Zuschnitt.
Jedoch können auch einige Stahlbänder, insbesondere solche mit mehreren Gliedern oder Milanaise-Bänder durchaus ein dressiges Appeal haben. Wer also einen kleinen Hauch Sportlichkeit hinzufügen möchte, dem sei dies so ohne Probleme möglich.
Die verbauten Uhrwerke sind traditionellerweise solche mit Handaufzug. Diese erlauben eine kompaktere Bauweise aufgrund des fehlenden Aufzugsrotors. Moderne Uhren erlauben oft das Betrachten durch einen geöffneten Gehäuseboden, sodass man einen uneingeschränkten Blick in die Schönheit des traditionellen Uhrmacherhandwerks erhaschen kann. Jedoch sind transparente Gehäuseböden eher ein Produkt der Neuzeit.
Kommen wir nun zu den offensichtlichen Nachteilen einer Dresswatch. Selten sind sie mehr als 50 m wasserdicht und damit lediglich spritzwassergeschützt (wir erinnern uns: Erst ab einer bescheinigten Wasserdichtigkeit von 100 m gilt eine Uhr als wirklich Wasserdicht, erst ab 200 m inklusive Schraubkrone als tauchsicher). Ihre Kronen sind meistens gesteckt, anstatt verschraubt zu sein und ihre filigranen Uhrwerke sind nicht sonderlich stoßfest.
Auch sind traditionelle Handaufzüge – und im Umkehrschluss das Fehlen eines automatischen Aufzugs – nicht gerade ein Sinnbild der Sportlichkeit. Was die Bänder betrifft, so eignen sich Lederbänder ebenfalls nicht wirklich gut für sportliche Aktivitäten. Sie nehmen Gerüche an und verfärben beim Kontakt zu Wasser oder Schweiss.
Es ist jedoch wichtig hinzuzufügen, dass es in der modernen Zeit kaum möglich ist, Dresswatches streng zu kategorisieren. Es existieren durchaus Zeitmesser mit Schraubkrone, 100 m Wasserdichtigkeit oder automatischen, stoßgesicherten Uhrwerken, welche rein optisch den Dresswatches zuzuordnen sind und somit die Alltagstauglichkeit signifikant erhöhen.
Populäre klassische Vertreterinnen der Dresswatches sind die Patek Philippe Calatrava, die Breguet Classique oder die Vacheron Constantin Traditionelle. Diese sind im oberen Luxussegment angesiedelt. Manufakturen verschiedener Budgets sind beispielsweise Omega (De Ville), Rolex (Perpetual 1908) oder IWC (Portugieser). Junghans, Nomos, Glashütte Original, Seiko und Grand Seiko, aber auch kleinere Hersteller der Swatch Group, wie Tissot oder Certina haben allesamt tolle Dresswatches im Sortiment.
Die Fliegeruhr – maskulin und ikonisch
Wusstet ihr, dass die erste Armbanduhr für Herren eine Fliegeruhr war? Das ist wahr!
Im Jahre 1906 erhob sich Alberto Santos-Dumont vor den staunenden Augen der Weltöffentlichkeit mit seinem Flugapparat in die Lüfte. An seinem Arm: Eine eckige Uhr von Cartier, welche sein Freund und Vertrauter Louis Cartier für ihn entworfen hatte.
Die damals noch üblichen Taschenuhren waren beim beidhändigen Steuern eines Flugzeuges nämlich nicht nur unpraktisch, nein – sogar absolut unbrauchbar. So entwickelte Cartier die erste Armbanduhr für den Mann, welche – wie es der Zufall wollte – zeitgleich die erste Fliegeruhr war. Übrigens: Alle Modelle von Cartier, welche Santos oder Santos-Dumont im Namen tragen, sind in ihrem Design an diese erste, ikonische Uhr von 1906 angelehnt.
Wie so oft war auch in der Fliegerei Krieg der Schlüssel zum Fortschritt. Aus Weiterentwicklung der flugfähigen Apparate bis hin zu dem, was man ein Flugzeug nennt, sowie neuen Erkenntnissen zu Navigation und Technologie, erwuchs der Berufsstand des Piloten. Lange bevor Passagierflüge unternommen wurden, wurden Flugzeuge als Kriegsmaschinerie eingesetzt.
Die Bedeutung an Zeitmessern für die Luftfahrt nahm schlagartig zu und das Luftfahrtsministerium des deutschen Reiches im zweiten Weltkrieg spielte dabei eine entscheidende Rolle. Es erlegte den Herstellern Vorgaben auf, anhand derer Pilotenuhren und Beobachtungsuhren (sogenannte B-Uhren) entworfen und gebaut werden mussten.
Zusammengefasst mussten sie: Eins von zwei vorgegebenen Layouts auf dem Zifferblatt verwenden (Baumuster A oder Baumuster B), jederzeit und kompromisslos ablesbar sein, ein Dreieck auf zwölf Uhr besitzen, welches die Orientierung der Uhr bei Dunkelheit erlaubt und über ein übergroßes Gehäuse mit einer übergroßen Krone verfügen, welche sich auch mit Fliegerhandschuhen problemlos bedienen ließ. Wasserdichtigkeit spielte hingegen keine große Rolle. Auch heute gelten diese als Kriterien als Wiedererkennungsmerkmale von Fliegeruhren.
Anfangs wurden die Uhren über den Fliegerjacken getragen, was sowohl ihre großen Gehäuse, als auch ihre überlangen Lederbänder nicht zum Problem werden ließ. Im Gegenteil, es trug entscheidend zur Praktikabilität bei. Heute definieren vorallem genietete Lederbänder den Look von Fliegeruhren.
Viele Hersteller bauten zu Kriegszeiten Uhren für das Militär und viele davon nahezu ausschließlich Fliegeruhren. Heutzutage haben jedoch viele Hersteller Fliegeruhren um Portfolio, weil diese spezielle Sparte sich – insbesondere bei den Herren – großer Beliebtheit erfreut. Der stille Traum vom Fliegen und der Kinderwunsch, Pilot zu sein, ist wohl doch in vielen Köpfen nachhaltig verankert.
Der wohl bekannteste Vertreter des Genres – und eine der gefragtesten Marken beim Juwelier ALTHERR – ist IWC Schaffhausen. Ihre Pilot’s Watch Kollektion leiht sich die Ästhetik und das Know-How, welches IWC aus alter Tradition zieht und ist für viele der Inbegriff einer modernen Fliegeruhr geworden. Der Navitimer von Breitling ist ebenfalls in diesem Atemzug zu nennen. Die Nation, welche jedoch insbesondere für ihre Fliegeruhren bekannt ist, ist spannenderweise Deutschland. Populäre Vertreter sind hier Sinn Spezialuhren, Laco, Stowa, Hanhart und Tutima.
Dehnt man den Begriff der Fliegeruhr etwas weiter, so wurde insbesondere mit Zunahme ziviler Passagierflüge weniger wert auf oben genannte Kriterien gelegt. Piloten konnten bequem, Hemd und Jacket tragend in einem beheizten und beleuchteten Cockpit platznehmen und so ganz herkömmliche Armbanduhren tragen. Trotzdem stellten sich einige Komplikationen, wie zum Beispiel das Anzeigen einer zweiten Zeitzone, als überaus nützlich heraus. So gelangte beispielsweise die Rolex GMT Master, als Pilotenuhr für PAN American Airlines zu Bekanntheit.
Nice to know: Den heutigen Standard für Fliegeruhren legte das TESTAF fest, welche unter angezogenen Kriterien im Jahre 2013 zur DIN-8330 wurde. Ähnlich der DIN-Norm für Taucheruhren, werden so die Anforderungen an und für Fluginstrumente standardisiert. Im Arbeitskreis für diese Entwicklung vertreten sind die FH Aachen, DNV GL (vormals Germanischer Lloyd), Sinn Spezialuhren, Stowa, Hanhart, Laco, Glashütte Original und Lufthansa Cargo. Seit März 2016 ist die DIN-8330 offiziell in Kraft und zertifizierte Zeitmesser sind verfügbar.
Die Fieldwatch – das Abenteuer ruft
Ähnlich der Fliegeruhren wurden auch Fieldwatches für das Militär entwickelt. Dem Namen kann jedoch entnommen werfen, dass sie sich primär an die Bodentruppen richteten und somit andere Anforderungen zu erfüllen hatten.
Klein und kompakt fanden sie an den Handgelenken der Soldatinnen und Soldaten Platz. Auch bei ihnen war bedingungslose Ablesbarkeit ein wichtiger – wenn nicht sogar der wichtigste – Aspekt. Die Zifferblätter verfügten über hohe Kontraste und so wenig Ablenkung wie möglich. Ein Datum findet sich deswegen typischerweise nicht, die Funktionalität ist lediglich auf drei, manchmal auch nur zwei Zeiger reduziert.
Die Gehäuse der Uhren sind meist matt-gebürstet und auf Armbänder aus Metall wird verzichtet. Dies hat den Hintergrund, dass folglich Reflexionen der Sonne oder von Scheinwerferlicht verhindert wurden, welche unter Umständen die Positionen der Träger preisgegeben hätten.
Anstelle von Metall- oder auch Lederbändern fanden und finden sich an Fieldwatches sogenannte NATO-Bänder. Diese boten gleich mehrere Vorteile und sind typisch für Fieldwatches geworden. Aufgrund ihrer Beschaffenheit aus Textil sind sie enorm widerstandsfähig. Zudem sind die atmungsaktiv, leicht und komfortabel. Sie lassen sich aufgrund ihrer schnellen Verstellmöglichkeit sowohl über, als auch unter der Kleidung gut tragen.
Der wohl aber wichtigste Aspekt ergibt sich aus der Art der Anwendung eines NATO-Bandes. Es wird jeweils zwischen den Hörnern um beide Federstege geschlungen und unter dem Gehäuseboden entlang geführt. So hat das Metall des Gehäuses niemals direkten Kontakt zur Haut. Dies wiederum eliminiert die Gefahr von Verbrennungen, ist die Uhr sengender Sonne und extremer Hitze ausgesetzt und heizt sich auf. Sollte außerdem einer der Federstege nachgeben, ist die Uhr weiterhin zumindest halbwegs sicher am Handgelenk fixiert.
Als Aushängeschild der Fieldwatches hat sich die Khaki Field-Kollektion von Hamilton etabliert. Wer die kultigen Zeitmesser betrachtet, bekommt alle Charakteristika einer klassischen Fieldwatch auf einem Blick präsentiert. Typisch sind eine flache Bauweise und kompakte Dimensionen. Diese bewegen sich im Regelfall zwischen 36 mm und 39 mm. Sowohl automatische Aufzüge als auch Handaufzüge haben sich bewährt.
Wie in vielen weiteren Teilen der modernen Welt haben Uhren mit automatischem Aufzug im Militär an Bedeutung verloren. Elektronik ist vielseitiger, verlässlicher und bietet mehr Integration in die vorhandene Ausstattung. Dies gilt für Fieldwatches ebenso wie für beispielsweise Flieger- oder Taucheruhren.
Es geht beim Uhrensammeln jedoch vorrangig um Emotion und Romantik, weswegen wir dieses schöne Hobby auch abseits der Rationalität so lieben. Zudem ergänzen Fieldwatches als „Abenteueruhren“ viele Sammlungen und bieten aufgrund ihrer, auf die Essenz reduzierten Funktion eine im Vergleich preislich sehr attraktive Gelegenheit, in den Besitz einer tollen Armbanduhr mit hohem Alltagsnutzen zu kommen.
Und damit sind wir am Ende der heutigen Ausgabe. Wie immer hoffe ich, dass sie euch gefallen hat und ich freue mich bereits auf die nächste, in welcher wir die wichtigsten und bekanntesten Komplikationen in mechanischen Armbanduhren besprechen.
Bis dahin, macht’s gut
Euer Severin
(Zuerst erschienen im Gentleman-Blog!)
Severin Giesswein
Severin Giesswein ist seit Frühjahr 2020 als freier Mitarbeiter für ALTHERR tätig. Hauptberuflich in der Medizin beschäftigt, verfasst er in regelmäßigen Intervallen den ALTHERR Sekundenstopp – eine Übersicht über alle Neuigkeiten der Uhrenindustrie und moderiert als Host die zugehörige ALTHERR Sprechstunde live auf YouTube. Seine Begeisterung für Armbanduhren teilt er zudem auf Instagram unter @derwerkstudent.