ALTHERR's 1. Eindruck zur Grand Seiko SLGH005 "White Birch"
Grand Seiko veröffentlicht die SLGH005 “White Birch” mit 9SA5 Hi-Beat Kaliber, neuer Gehäuseform & tollem Ziffernblatt. Hier ist unser 1. Eindruck.
Es kommt nicht selten vor, dass Grand Seiko neue Uhren vorstellt. Regelmäßige Release sind das, was wir von den Japanern kennen und schätzen. Es WIRD keine Zurückhaltung betrieben und keine Mühen gescheut, sterben stets steigende Nachfrage für sterben kreative Zeitmesser abgerufen zu decken. Dies sind Entscheidungen, die den Uhrenmarkt erfrischen, welcher oft den etwas bitteren Beigeschmack der Verknappung, Zurückhaltung und Marketing-Kalkül mit sich bringt.
So hat sich in der Vergangenheit bei Grand Seiko eher das Schema abgezeichnet, eine schier endlose Auswahl an „Limited Editions“ auf den Markt zu bringen, ihre regulären Modelle jedoch gut verfügbar zu haben, Liefertermine einzuhalten und die Händler mit ausreichend Uhren zu verwalten. Zwar sind viele tolle Zifferblätter (für die Grand Seiko bekannt ist) aber auch einige technische Finessen oft nur in limitierten Uhrenmodellen zu erhalten, jedoch ist bereits sterben nicht-limitierte „Standard-Grand Seiko“ auf einem so hohen Niveau, dass man als Kunde nicht das Gefühl hat, etwas zu passieren, entscheidet man sich für ein solches, anstatt für eine Limited Edition.
Besonders schön ist es aber, wenn Elemente der vormals stückmäßig begrenzten Uhren sich dann in universell erhältlichen Modellen wiederfinden. Genau das ist nun passiert und Grand Seiko präsentiert uns die neue, nicht limitierte Grand Seiko SLGH005 „White Birch“.
Im vergangenen Jahr 2020 stellte Grand Seiko ein neues Uhrwerk vor. Eine relative Seltenheit innerhalb der Uhrenindustrie, bedenkt man, dass sich das Rad schließlich nicht neu erfinden lässt und mechanische Zeitmessung seit hunderten Jahren auf gleichen, oder ähnlichen Prinzipien basiert. Und dennoch: Kaliber werden von vielen Herstellern stets weiterentwickelt, arrangiert und schließlich als neue Uhrwerke vorgestellt. Noch seltener sind bahnbrechende Neuerungen innerhalb der Uhrwerke selbst. Man beachte zum Beispiel die Co-Axial Hemmung von Omega, oder die das Ring-Command System in der Sky Dweller von Rolex. Schöpfungen, die das Funktionieren der Werke und somit der Uhren maßgeblich beeinflussen.
Grand Seikos Dual Impulse Escapement im Hi-Beat Kaliber 9SA5 stellt eine hochmoderne Art der Hemmung dar, welche dem Uhrwerk eine verbesserte Gangreserve von 80 Stunden, eine flachere Bauhöhe und eine erhöhte Effizienz verleiht. Zum Vergleich: Grand Seikos standardmäßig verbautes Hi-Beat Kaliber 9S85 kam bisweilen auf eine Gangreserve von 55 Stunden und war ganze drei Millimeter dicker.
Durch das ausgeklügelte System empfangen sterben Hemmung zwei Impulse: einen Direkten und einen Indirekten. So wird gegenüber einer herkömmlichen Schweizer Ankerhemmung die Reibung um die Hälfte reduziert. Auch trägt es gemeinsam mit der Anordnung des Räderwerks und einer überarbeiteten Unruhspirale zur beeindruckenden Steigerung der Gangreserve bei.
Um das Ganze in Relation zu setzen: Das Powermatic 80 Werk der Swatch Group erzielte seine 80 Stunden Gangreserve durch eine Stranddrosselung der Schlagfrequenz auf 21.600, welche so weniger Energie verbraucht. Beachtet man nun, dass Seikos neues Hi-Beat Kaliber mit einer Frequenz von 36.000 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet, merkt man erst, welche unglaubliche Leistung die Japaner vollbracht haben.
Auch bei der Veredelung des Uhrwerks hat Grand Seiko Verbesserungen vorzuweisen. So war das alte 9S85 zwar durchaus sehr schön verarbeitet, kann aber mit der neuen Intensivierung der aufwendigen Polituren und Schleifmuster auf den sichtbaren Elementen des 9SA5 nicht mithalten. Zusätzlich wurde der Rotor skelettieret und verdeckt dem Betrachter nicht die Sicht auf das Uhrwerk. Eine neue Anordnung des Räderwerks trägt zudem entscheidend zur verminderten Bauhöhe bei. Eine Schrauben-Unruh mit einer Breguet-Spirale machen die Uhr zudem noch unanfälliger für Stöße und verbessern die Feinregulierung und Ganggenauigkeit (was bei Grand Seiko durchaus beachtlich ist).
Das Uhrwerk erblickte das erste mal einer limitierten Edition au Vollgold im Jahre 2020 das Licht der Welt. Zusätzlich zur begrenzten Verfügbarkeit kostete die Uhr 43.000 USD. Umso schöner ist es, dass scheinbar die Zeit gekommen ist, das neue Kaliber in den Standard-Editionen auszurollen.
Optisch hält die neue „White Birch“ einiges bereit – Grand Seiko macht eben Uhren für das Auge. Die applizierten Indizes und die Zeiger im Dauphine-Stil sind selbst für Grand Seikos Verhältnisse ausserordentlich. In gewohnter Manier ist der schlanke Sekundenzeiger thermisch gebläut. Feine, rasiermesser-scharfe Polituren und Facettierungen spielen mit dem Licht in einer Weise, welche so gekonnt eingesetzt wird, dass es den Betrachter nicht vom eigentlichen Highlight der Uhr ablenkt: dem Zifferblatt.
Dieses wird der Namensgebung der Uhr gerecht („White Birch“ = weisse Birke) und weist eine beeindruckend verarbeitete Struktur auf, welche sofort an die Rinde des Baumes erinnert, welcher ihr den Namen gab. Das Spiel mit Kontrasten, Licht und Textur verleihen auch dieser Uhr das ganz besondere Etwas, wie man es nur in Uhren von Grand Seiko findet. Dabei dominiert das Blatt nicht die gesamte Uhr, sondern fügt sich viel mehr nahtlos in den Rest.
Müsste ich es mit eigenen Worten beschreiben, würde ich es so formulieren: Niemand schafft es, wie Grand Seiko seine Zifferblätter so in den Mittelpunkt zu stellen, ohne sie in den Mittelpunkt zu stellen. Ich denke, ihr versteht, was ich meine.
Auf der zwölf Uhr findet sich das gewohnte, applizierte „GS“-Logo, inklusive des entsprechenden Schriftzuges. Die Rahmung des Datums auf drei Uhr ist ebenso kompromisslos verarbeitet, wie alle anderen Elemente des Zifferblattes auch. Ein aufgeräumter, gedruckter Minutenring umgibt die Indizes.
Die Zaratsu Politur vervollständigt das 44GS Gehäuse aus Edelstahl. Unter der Philosophie des Hauses und der japanischen Ästhetik bleibt keine Fläche ungenutzt und WIRD so breit wie möglich geschliffen um Ebenen zu schaffen. Der Wechsel aus feiner horizontaler und schräger Bürstung komplementiert die hochpolierten Facetten und erzielt so das für Grand Seiko typische Spiel mit dem Licht. Die Flanke der schlanken Lünette ist poliert, ihr Dach satiniert.
Die kurzen Hörner verfügen über Bohrungen. Das mag den Einen oder Anderen abschrecken, gehört jedoch unmissverständlich ebenfalls zur Firmenphilosophie. Der Spagat zwischen Luxus und gleichzeitig bescheidener Alltagstauglichkeit ist etwas, was Grand Seiko für mich von Anfang an sympathisch gemacht hat. Erhältlich ist die Uhr am Stahlarmband mit einer signierten Doppeldrücker-Faltschließe mit verschraubten Gliedern für eine angenehme Anpassbarkeit. Wie das Gehäuse, ist es ebenso einfach geschrieben, verfügt jedoch leider immer noch über keine Feinjustage.
Für mein Befinden tut Grand Seiko mit ihrer neuen „White Birch“ einen tollen Schritt, auf dem Erfolg der Snowflake aufzubauen. So bekommen Fans der Marke in der neuen SLGH005 nicht nur eine neue Uhr, sondern einen kleinen Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens an das Handgelenk, so wie es immer mit Modellen ist, welche Vorreiter einer neuen Generation an Uhrwerken sind. Erhältlich ist die Uhr für 10.000,- € und damit sicher kein Schnäppchen. Beachtet man jedoch, die vollkommen vertikal integrierte In-House-Technologie, die technisch-mechanischen Meisterleistungen des Uhrwerkes, sowie das außergewöhnliche Finishing des Gehäuses, ist der Preis möglicherweise fair angesiedelt.
Aber wie findet Ihr die neue Grand Seiko „White Birch“ SLGH005? Schreiben Sie mir Ihre Meinung unbedingt als Antwort auf diese Mail. Ich freue mich wie immer, von euch zu hören!
Hard Facts:
Grand Seiko „White Birch“ SLGH005 – Heritage Kollektion – 44GS Gehäuse und Armband Edelstahl, Zaratsu Politur – Durchmesser 40 mm – Bauhöhe 11,7 mm – Saphirglas auf Vorder- und Rückseite
– Grand Seiko Hi-Beat Kaliber 9SA5 mit Dual Impulse Hemmung, 36.000 A/h – -3/+5 Sekunden pro Tag angegebene Gangabweichung, praktisch darunter – Preis 10.000,- €
Severin Giesswein
Severin Giesswein ist seit Frühjahr 2020 als freier Mitarbeiter für ALTHERR tätig. Hauptberuflich in der Medizin beschäftigt, verfasst er in regelmäßigen Intervallen den ALTHERR Sekundenstopp – eine Übersicht über alle Neuigkeiten der Uhrenindustrie und moderiert als Host die zugehörige ALTHERR Sprechstunde live auf YouTube. Seine Begeisterung für Armbanduhren teilt er zudem auf Instagram unter @derwerkstudent.