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Flyback-Chronographen: Geschichte, Funktionsweise & Modelle

October 1, 2025 | Lesedauer: 5 Minuten
Autor: Peter Schober | 1 Kommentare | oacsspl

Während ich mir bereits das neueste YouTube Video von Johannes über die neue Longines Spirit Pilot und Spirit Pilot Flyback angesehen habe, kamen mir folgende Fragen in den Sinn: „Was genau ist eigentlich ein Flyback-Chronograph?” und „Wie unterscheidet sich ein Flyback-Chronograph von einem herkömmlichen Chronographen?”

Da sich wahrscheinlich nicht nur mir diese Frage stellt, sondern auch vielen weiteren Uhrenenthusiasten, begab ich mich in die Untiefen des Uhrenkosmos und habe alles, was man über Flyback-Chronographen wissen muss sowie die bekanntesten Flyback-Chronographen, in diesem Beitrag zusammengefasst. Lehnt euch also zurück und lasst euch von der Magie dieser besonderen Chronographen verzaubern.

Die Geschichte des Flyback Chronographen – von den Anfängen in den 1930er-Jahren bis heute

Flyback-Chronographen können mittlerweile auf ein fast 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Bereits in den frühen 1930er-Jahren verlangte die Luftfahrt nach neuen Instrumenten, die eine präzisere Zeitmessung während des Fluges gewährleisteten. 1935 meldete Longines bereits das Patent für das Kaliber L13ZN an, das als erstes dieser Art galt. Ein Jahr später bekam der Schweizer Uhrenhersteller dieses auch offiziell zugeteilt.

Mit dem Kaliber L13ZN hatten die Piloten fortan die Möglichkeit, die Stoppsekunde augenblicklich zurückzustellen und den Chronographen somit komplett neu zu starten. Dies gilt als bahnbrechende Erfindung für die damalige Zeit. Diese besonderen Uhren wurden schnell zum Mittel der Wahl, um auf Langstrecken mehrere Abschnitte präzise zu messen und so auch den Treibstoffvorrat richtig einschätzen zu können. Obwohl Longines das Patent erst in den 1935er Jahren angemeldet hat, wurden 10 Jahre zuvor bereits die ersten Armbanduhren mit dieser Funktionalität von Longines hergestellt.

Longines liegend auf schwarzem Untergrund mit Kaliber L13ZN
Bildquelle: Longines

Während die Flyback-Chronographen zahlreiche Einsätze hinter sich brachten, verschwanden sie einige Zeit später völlig von der Bildfläche. Ein Grund hierfür war unter anderem die Quarzkrise, welche die Welt der Schweizer Uhrenhersteller kurzerhand auf den Kopf stellte. Erst im Jahr 1996 gewannen diese besonderen Chronographen wieder an Beliebtheit, besonders durch die Blancpain 2185 F und die Breguet Type XX Aéronavale. 

Zwar erlebten sie ihr Comeback in den 1990er-Jahren, doch sind sie auch heute eher Nischenmodelle im breiten Angebot an Zeitmessern. Nicht zuletzt auch dadurch, dass die Modelle mit dieser besonderen Komplikation oft über der magischen Einstiegshürde von 5.000 Euro liegen. Obwohl das Angebot an Flyback-Chronographen auch heute noch sehr überschaubar ist, hält ihr Mythos nach wie vor an, und sie genießen einen ganz besonderen Status bei vielen Uhrenenthusiasten.

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Die Unterschiede eines Flyback- zum normalen Chronographen

Kommen wir nun zur entscheidenden Frage: “Wie unterscheidet sich ein Flyback-Chronograph von einem herkömmlichen Chronographen?” Ein normaler Stoppvorgang lässt sich bei einem herkömmlichen Chronographen ohne Flyback-Funktion wie folgt schildern:

  1. Schritt: Für den Start des Chronographen wird der Start-/Stopp-Drücker auf der 2-Uhr-Position betätigt.
  2. Schritt: Zum Stoppen des Chronographen muss derselbe Drücker noch einmal gedrückt werden.
  3. Schritt: Um den Chronographen wieder in die „Nullstellung“ zu bringen, muss der zweite Drücker betätigt werden. Nun kann wieder mit Schritt 1 begonnen werden.

Wie du siehst, ist dieses Prozedere nicht nur sehr langwierig, sondern führt vor allem beim Messen mehrerer aufeinanderfolgender Streckenmessungen zu starken Gesamtverzerrungen. An dieser Stelle kommt der Flyback-Chronograph ins Spiel.

Die OMEGA Speedmaster First OMEGA in Space mit dunkelblauem Zifferblatt am Edelstahlarmband liegend vor schwarzem Hintergrund
Bildquelle: ALTHERR

Während herkömmliche Chronographen für den gesamten Vorgang drei Tastendrücke benötigen, geschieht dies bei Flyback-Chronographen in zwei Schritten. Sobald bei einer Uhr mit Flyback-Funktion die Nullstellung betätigt wird, springt der Sekundenzähler in die Ausgangsposition zurück. Wird nun der Daumen vom Drücker genommen, beginnt die Zeitmessung erneut. Dies bietet dem Träger nicht nur eine einfachere Handhabung, sondern gewährleistet auch eine weniger fehleranfällige und exaktere Zeitmessung. Eine Messung mittels Flyback-Chronograph, lässt sich also wie folgt darstellen:

  1. Schritt: Für den Start des Chronographen wird der Start-/Stopp-Drücker auf der 2-Uhr-Position betätigt. 
  2. Schritt: Um den Chronographen wieder in die „Nullstellung“ zu bringen, muss der zweite Drücker (4-Uhr-Position) betätigt werden. Dies kann bei einem Flyback-Chronographen jedoch ausgeführt werden, ohne die Messung zu stoppen.
  3. Schritt: Wird nun der Daumen vom Drücker genommen, startet die Messung erneut.
Bildquelle ALTHERR

Die bekanntesten Flyback-Chronographen

Wenn man von den bekanntesten Flyback-Chronographen spricht, kommt man um eine Marke bzw. ein ganz besonderes Modell nicht herum – die Breguet Type XX. Ursprünglich wurde dieses Modell in den 1950er-Jahren für die französische Luftwaffe entworfen und hat nicht nur Luftfahrtgeschichte begleitet, sondern auch selbst Geschichte geschrieben. Heute ist sie fest innerhalb der Breguet-Kollektion verankert und wird als zivile bzw. militärische Version angeboten.

Breguet Type XX liegend auf Tisch mit schwarzem Zifferblatt in Nahaufnahme
Bildquelle Breguet
Zenith Pilot Flyback in schwarzem Keramikgehäuse
Bildquelle: Zenith

Von Breguet geht es nun zum Schweizer Uhrenhersteller Zenith. Dieser bietet mit der Pilot Big Date Flyback nicht nur einen Zeitmesser mit besonderer Komplikation, sondern auch mit besonderem Gehäuse. So wurde das 42,5 Millimeter Gehäuse der schwarzen Zenith aus mikrogestrahler Keramik hergestellt. Dies sorgt nicht nur für einen einzigartigen Look, sondern auch für eine extreme Widerstandsfähigkeit gegenüber Kratzern. Das Modell selbst arbeitet mit einer Frequenz von 5 Hz bzw. 36.000 Halbschwingungen pro Stunde und bietet eine Gangautonomie von 60 Stunden.

Zenith El Primero Flyback Kaliber in Nahaufnahme vor schwarzem Hintergrund
Bildquelle Zenith
A.Lange und Söhne 1815 Chronograph in Nahaufnahme
Bildquelle: A.Lange und Söhne

Neben den verschiedenen Herstellern aus der Schweiz, bietet unter anderem auch der deutsche Uhrenhersteller A. Lange und Söhne einen Chronographen mit Flyback-Funktion an. So findet sich in dessem Sortiment der berühmte 1815 Chronograph. Dieser beeindruckende Zeitmesser wird per Hand aufgezogen und bietet bei Vollaufzug eine Gangreserve von 60 Stunden. Das atemberaubend finissierte Werk ist durch das Saphirglas-Sichtfenster im Gehäuseboden zu bewundern. Der 1815 selbst ist in drei verschiedenen Ausführungen erhältlich –  Weißgold, Rotgold mit schwarzem Zifferblatt oder Rotgold mit weißem Zifferblatt.

Aktuelle Flyback-Chronographen bei ALTHERR

Dass es sich bei dieser Komplikation um ganz besondere und spezielle Modelle handelt, spiegelt sich auch im Angebot bei ALTHERR wider. Während wir aktuell ein sehr breites Angebot von über 500 Chronographen aufweisen, gibt es lediglich eine sehr begrenzte Anzahl an Modellen mit einer Flyback-Funktion. Dazu zählen unter anderem die bereits erwähnte Zenith Pilot Big Date Flyback und die neue Longines Spirit Flyback. Wer mehr zur Longines Spirit Flyback erfahren möchte, findet an dieser Stelle den passenden Beitrag.

Bildquelle: ALTHERR
Longines Hydroconquest
beworbener Magazin-Beitrag

Mein Fazit zur Geschichte der Flyback-Chronographen

Ursprünglich dazu geschaffen, um den strengen Anforderungen von Piloten gerecht zu werden, können Flyback-Chronographen heute nicht nur auf eine sehr traditionsreiche Geschichte zurückblicken, sondern genießen auch einen gewissen Status in der modernen Uhrenindustrie. Flyback-Modelle überzeugen nicht nur mit einer einzigartigen Komplikation, sondern auch mit einem gewissen Seltenheitswert, der von Sammlern direkt erkannt und hoch geschätzt wird. Flyback-Chronographen bieten heute nicht nur die Möglichkeit, die eigene Sammlung um das Besondere zu erweitern, sondern auch ein Stück Luftfahrt- und Uhrengeschichte.

Obwohl ich aktuell keinen Chronographen in meiner persönlichen Sammlung besitze, kommt eine Uhr mit dieser einzigartigen Komplikation aus heutiger Sicht nicht in Frage. Nicht, dass ich kein passendes Modell wüsste (eine Breguet würde mir schon gefallen), aber mein Fokus liegt aktuell eher auf anderen Uhrenmodellen. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich sie dezidiert ausschließe. 😉 Im Endeffekt ist es wohl wie so oft: „Die Zeit wird es weisen“ und „Es kommt immer anders, als man denkt.“

Jetzt bist du dran: Was hältst du von Flyback-Chronographen? Hast du ein Modell mit dieser besonderen Komplikation in der Sammlung? Schreib’s mir gerne in die Kommentare – ich bin gespannt auf deine Meinung!

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Peter Schober

Hallo zusammen, mein Name ist Peter, und ich liebe es, in die faszinierende Welt der Uhren einzutauchen. Uhren sind für mich nicht nur schlichte Zeitmesser; vielmehr vereinen sie für mich die perfekte Symbiose aus Kunst, Technik und persönlichem Stil.

Ob es sich um Vintage-Modelle mit ihrem nostalgischen Charme handelt oder um moderne Kreationen, die Innovation und Ästhetik verbinden – jede Uhr erzählt ihre eigene Geschichte. Die Handwerkskunst, die in der Herstellung steckt, fasziniert mich genauso sehr wie die Vielfalt der Designs.

Uhren sind für mich nicht nur Accessoires; sie sind Zeitzeugen unseres Lebens. Der Blick auf mein Handgelenk erinnert mich nicht nur an die Tageszeit, sondern auch an besondere Momente, die ich mit bestimmten Uhren verbinde. Diese emotionale Verbindung vertieft meine Leidenschaft für Uhren noch mehr.

One comment

  1. Hi Peter,

    so wie es unterschiedliche Funktionsweisen bei den GMT Uhren gibt (Office-/Traverler-GMT) so ist auch bekannt das es bei den Chronographen unterschiedliche Ausführungen gibt. Von den mir bekannten 3 Varianten „Normal“/Flyback/Schlappzeiger ist mir der Flyback auch die liebste Variante.
    Schließlich ist diese Variante auch in meiner Grail enthalten.
    Man möge mich an dieser Stelle korrigieren, aber ich habe bisher nicht gehört, das es auch einen Flyback mit Schleppzeigerfunktion gibt. Ich wüste auch nicht wie man dies umsetzten könnte, mit nur 2 Drückern.
    Was von 100 Jahren da von Longines für die Piloten entwickelt wurde, kommt auch in der Schifffahrt (hier oft bei U-Booten) zum Einsatz, da die Grundsätzlichen Vorteile des Flyback, für beides Anwendung findet.

    Welche der drei Varianten man benötig ist die eine Sache die man für sich selber beantworten muss, die andere ist, brauche ich überhaupt noch einen Chronographen? Beides kann nur jeder für sich beantworten und ich habe dies getan und habe einige Chronos. Was mir noch fehlt ist besagter Schleppzeiger-Chrono. Da bin ich noch etwas am Suchen, was wohl am besten zu mir passen tät und irgendwie habe ich auch das Gefühl, das dieser eher seltener gebaut wird.

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