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Warum diese Cartier Santos-Dumont nach Aufmerksamkeit schreit

June 18, 2025 | Lesedauer: 6 Minuten
Autor: Harald Saller | 4 Kommentare | oacsspl

Manche Uhren wollen gar nicht jedem gefallen. Und genau das macht sie so spannend. Die Cartier Santos-Dumont mit der Referenz WGSA0098 ist so ein Fall. Sie ist schlank, auffällig und mit einer gewissen Extravaganz. Roségold, blaue Lünette, arabische Ziffern. Diese Uhr ist kein stiller Mitläufer, sondern ein eleganter Gesprächsstarter fürs Handgelenk. Diese Uhr verlangt einen extrovertierten Charakter, der in der Uhrenwelt leider viel zu selten vorkommt. 

Ich habe das gute Stück selbst getestet und mir dabei Zeit für jedes Detail Zeit genommen. Vom Sonnenschliff-Zifferblatt bis zum ultraflachen Handaufzugskaliber. In diesem Artikel verrate ich euch meine persönlichen Vor- und Nachteile dieser kompakten Dresswatch.

Blick auf die Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098 auf einem männlichen Handgelenk.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Zahlen, Daten und Fakten

Nahaufnahme der Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098 zwischen den Fingern eines Mannes.
Bildquelle: ALTHERR / Saller
  • Referenznummer: WGSA0098
  • Werk: Cartier 430 MC Aufzugskaliber
  • Gangreserve: Rund 38 Stunden
  • Material: 750er Roségold
  • Glas: Saphirglas
  • Durchmesser: 31 Millimeter
  • Lug-to-Lug: 43,5 Millimeter
  • Höhe: 7,3 Millimeter
  • Wasserdichtigkeit: 30 Meter 
  • Band: Lederband mit Dornschließe aus Gold
  • Preis: 17.300 Euro (Stand Mai 2025)

Ein Modell mit großer Geschichte

Die Cartier Santos-Dumont ist eine der bedeutendsten Uhren der Geschichte und gilt als eine der ersten modernen Armbanduhren für Herren. Sie wurde 1904 von Louis Cartier für den brasilianischen Flugpionier Alberto Santos-Dumont entworfen, der sich eine tragbare Uhr wünschte, die er während seiner Flüge leicht ablesen konnte. Es war ein revolutionärer Schritt in einer Zeit, in der Taschenuhren die Norm waren. Ihr ikonisches Design mit rechteckigem Gehäuse, sichtbaren Schrauben, römischen Ziffern und flachem Profil ist auch nach 120 Jahren nahezu unverändert. Diese Uhr verkörpert eine perfekte Symbiose aus Technik und Eleganz und wurde zum Vorbild für viele spätere Modelle.

Bis heute bleibt die Santos-Dumont ein zentrales Modell im Portfolio von Cartier und erscheint regelmäßig in neuen Varianten, darunter Versionen aus Edelstahl, Gold oder Platin sowie mit Quarz-, Handaufzugs- oder Automatikwerken wie dem Micro-Rotor. Sie spricht vor allem Liebhaber klassischer Uhrmacherkunst an, die Wert auf stilvolle Zurückhaltung und historische Bedeutung legen. Die Santos-Dumont ist nicht nur ein elegantes Accessoire, sondern auch ein Stück lebendige Uhrengeschichte und ein Symbol für Pioniergeist und Innovation.

Nahaufnahme von einer der ersten Cartier Santos Modelle.
Bildquelle: Cartier

Aufgeräumtes Zifferblatt mit charaktervoller Typografie

Das Gehäuse der Santos-Dumont WGSA0098 besteht aus 750er Roségold und ist an den Ecken abgerundet. Das Zifferblatt wirkt aufgeräumt und hat einen wunderschönen Sonnenschliff, der je nach Lichteinstrahlung von Hell- zu Dunkelblau wechselt. Die Eisenbahn-Minuterie ist ein klassisches Merkmal der Uhren von Cartier. Das Team der Ingenieure hinter diesem Modell verzichtet bewusst auf einen Sekundenzeiger, um der Uhr einen noch dressigeren Touch zu verleihen.

Die Schriftart der goldenen, applizierten Ziffern ist ebenfalls Cartier-spezifisch. Es handelt sich entweder um eine interne und exklusive Hausschrift oder um eine stark modifizierte Version einer bestehenden Art-Déco-Schrift. Meine Recherchen dahingehend haben nichts Konkretes ergeben. Diese besondere Schrift verleiht der Uhr eine zusätzliche Eleganz und einen dezenten Vintage-Charme.

 

Seitlicher Blick auf die Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098, die an einen Gegenstand gelehnt ist.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Die goldenen acht Schrauben auf der Lünette mit ihren grünen Streifen haben auch einen praktischen Nutzen, da dadurch die Lünette am Gehäuse befestigt wird. Das beweist auch die unterschiedliche Ausrichtung der Schraubenschlitze, also nichts für sogenannte „Schrauben-Aligner“, bei denen alle Schlitze exakt gleich ausgerichtet sein müssen. Abgerundet wird das elegante Erscheinungsbild durch die legendäre perlenförmige Krone mit dem berühmten Saphircabochon. Sie unterstreicht die luxuriöse Handschrift des Maison Cartier, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel Liebe in die Umsetzung der Details stecken.

Nahaufnahme des blauen Zifferblattes der Cartier Santos-Dumont WGSA0098, die auf eine Computer-Maus der Marke Logitech gelehnt ist.
Bildquelle: ALTHERR / Saller
Nahaufnahme des blauen Zifferblattes der Cartier Santos-Dumont WGSA0098.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Ein äußerst angenehmer Tragekomfort

Mit einem Gehäusedurchmesser von 31,4 × 43,5 Millimetern und einer Höhe von nur 7,3 Millimetern trägt sich die Santos-Dumont sehr angenehm und diskret. Die kompakte Bauweise bevorzugt schlankere Handgelenke. Dieses Modell passt sowohl zu männlichen als auch weiblichen Trägern, ohne dass es sich eindeutig einem Geschlecht zuordnen lässt. Die Wasserdichtigkeit von nur 30 Metern macht die Santos-Dumont zu einer echten Dresswatch. Cartier möchte wohl gar nicht, dass diese Uhr außerhalb feierlicher Anlässe getragen wird.

Abgerundet wird der Tragekomfort durch ein feines Lederband, das direkt ans Gehäuse anschließt und mit einem Schnellwechselsystem ausgestattet ist. Doch ganz ehrlich: Das Band passt perfekt zu dieser Uhr, sowohl farblich als auch haptisch. Lediglich die Lederbänder von Grand Seiko geben mir persönlich ein noch feineres Tragegefühl. Die goldene Dornschließe rundet den Charakter der Uhr ab.

Wer sich für diese Uhr entscheidet, muss einen extrovertierten Charakter haben. Diese Santos-Dumont schreit förmlich nach Aufmerksamkeit und kann in vielen Situationen als Gesprächsstarter dienen.

Seitlicher Blick auf die Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098, die an einen Gegenstand gelehnt ist.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Das Herzstück: Das ultraflache Kaliber 430 MC

Das Cartier Kaliber 430 MC ist ein ultraflaches, mechanisches Handaufzugswerk. Es basiert auf Piagets Kaliber 430P und wurde von Cartier adaptiert. Dieses Uhrwerk ist für seine elegante Konstruktion und kompakte Bauweise bekannt. Mit nur circa 2,1 Millimetern Bauhöhe und einem Durchmesser von 20,5 Millimetern eignet sich das 430 MC ideal für elegante Dressuhren. Es arbeitet mit einer Frequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde (3 Hz), besitzt 18 Lagersteine und bietet eine Gangreserve von etwa 36 bis 38 Stunden. Die Reduktion auf die Anzeige von Stunden und Minuten erlaubt eine minimalistische Bauweise.

Das Kaliber wird von Cartier seit vielen Jahren in besonders flachen Modellen eingesetzt und überzeugt durch seine Zuverlässigkeit und hohe Verarbeitungsqualität. Obwohl die Gangreserve im Vergleich zu moderneren Kalibern eher begrenzt ist, stellt sie einen bewussten Kompromiss dar, um das extrem flache Profil zu ermöglichen. Cartier hat dieses Werk in Kooperation mit Piaget so veredelt, dass es heutigen Standards an Präzision, Stoßfestigkeit und magnetischer Resistenz gerecht wird.

Blick von hinten auf die Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098, die auf einem Holztisch liegt.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Überzeugende Werte auf der Zeitwaage

Die Gangwerte dieser Santos-Dumont konnten ebenfalls überzeugen und haben mich sogar ein wenig überrascht. Nach dem Anschließen an den Weishi No. 1000 Timegrapher mit einer Hebelwirkung von 50 zeigte das Uhrwerk sofort beeindruckende Zahlen: 0 Sekunden Abweichung pro Tag, eine Amplitude von 269 Grad und ein Beat Error von glatten 0 Millisekunden. Ein richtig starkes Ergebnis.

Blick auf eine Zeitwage, die die Ganggenauigkeit der Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098 auf einem gelben Tischchen misst.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Nach einer kleinen Positionsänderung stieg die Amplitude auf 299 Grad und die Abweichung lag bei akzeptablen +6 Sekunden pro Tag, weiterhin mit perfektem Schlagfehler. Für ein schlichtes Handaufzugswerk in einer so flachen Dresswatch hätte ich das ehrlich gesagt nicht erwartet. Cartier hat hier offenbar nicht nur auf Stil, sondern auch auf feine Regulierung gesetzt. Es freut mich, wenn eine Uhr nicht nur gut aussieht, sondern im Inneren ebenso überzeugt. Ach ja: Ich bitte die Unschärfe der Uhr beim zweiten Foto zu entschuldigen, hier lag der Fehler eindeutig hinter der Kamera. Mea culpa.

Blick auf eine Zeitwage, die die Ganggenauigkeit der Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098 auf einem gelben Tischchen misst.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Fazit: Starke Stilikone mit Schwächen

Kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen. Die Cartier Santos-Dumont WGSA0098 verbindet klassische Eleganz mit kunstvollem Design. Ihr ultraflaches Roségold-Gehäuse, kombiniert mit Lederband, sorgt für ein edles und gleichzeitig charakterstarkes Auftreten. Das blaue Sonnenschliff-Zifferblatt mit arabischen Ziffern im Art-Déco-Stil hebt sie stilistisch von den traditionelleren Santos-Modellen mit römischen Ziffern ab.

Im Inneren arbeitet das ultraflache Handaufzugskaliber 430 MC, bekannt für seine Zuverlässigkeit und Feinmechanik. In Kombination mit der limitierten Verfügbarkeit und der typischen Cartier-Verarbeitungsqualität ergibt sich eine Uhr, die nicht nur ein Blickfang, sondern auch ein wertstabiles Sammlerstück ist. Hinzu kommt eine erweiterte Garantie von acht Jahren. 

Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Der Preis liegt aktuell (Mai 2025) bei 17.300 Euro, was diese Santos-Dumont klar im oberen Luxussegment positioniert. Es ist viel Geld für eine Uhr, die weder ein Automatikwerk noch Komplikationen bietet. Das Handaufzugskaliber erfordert tägliches Aufziehen, was nicht jedem liegt, und die Gangreserve ist mit etwa 38 Stunden recht knapp bemessen.

Die Wasserdichtigkeit von nur 30 Metern beschränkt die Alltagstauglichkeit deutlich, und die bewusst unregelmäßig ausgerichteten Schrauben auf der Lünette können für detailverliebte Perfektionisten irritierend wirken. Auch wenn sie durch ihre flache Bauweise begeistert, ist sie eher eine elegante Dresswatch als eine vielseitige Alltagsträgerin.

Nahaufnahme des Zifferblattes der Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098.
Bildquelle: ALTHERR / Saller
Nahaufnahme der Rückseite der Cartier Santos Dumont mit der Referenz WGSA0098.
Bildquelle: ALTHERR / Saller

Deine Meinung ist gefragt!

Wie gefällt dir diese Cartier Santos-Dumont? Wäre sie mit dem nötigen Kleingeld eine Option für dich? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen. Ich bin gespannt auf deine Meinung!

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Harald Saller

Mein Einstieg in die Welt der Uhren verdanke ich einem Film. Als Kind war ich fasziniert von dem actionreichen Streifen "Le Mans" mit Steve McQueen. Dank ihm wurde die Heuer Monaco zu einer Ikone in der Uhrenwelt. Dieses Modell markierte 2009 meinen Einstieg in die Welt der Premium- und Luxusuhren.

In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich intensiv mit Uhren, ihren Techniken und Geschichten auseinandergesetzt. Ich schaue vor allem gerne hinter die Kulissen.

Aber was ist eigentlich das Faszinierende an Uhren? Ich könnte jetzt eine lange Liste erstellen, um zu erklären, warum Uhren ein tolles Hobby sind. Letztendlich sind es jedoch die positiven Emotionen, die Armbanduhren in mir auslösen. Als Journalist versuche ich, diese Emotionen in meinen Texten unseren Leserinnen und Lesern näherzubringen.

4 Comments

  1. vielen Danke für den detaillierten Bericht über die Cartier Santos-Dumont. Ch bin eigentlich ein Fan der Cartier Santos de Cartier mit blauem Zifferblatt und Lünette. Daher würde mich der Unterschied der beiden Varianten interessieren, da der nicht so einfach zu entdecken ist.

    • Hey Martin! Also ich sehe da schon viele Unterschiede. Die Santos de Cartier ist sehr sportlich, vor allem mit dem Stahlband. Ist auch robuster gebaut aus meiner Sicht und was ein großer Unterschied ist, ist die Wasserdichtigkeit, die bei der Santos de Cartier bei 100 Meter liegt. Für mich vereint die Santos de Cartier das Beste beider Welten, während die Dumont vor allem auch durch ihre Größe eine reine Dressuhr ist.

    • Hey Daniel Da hast du vollkommen Recht. Ich finde es ja schade, dass es Cartier nicht schafft, die Modelle ordentlich zu fotografieren. Die Dumont sieht auf meinen Fotos und in echt viel besser aus als auf diesen Renderings.

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