Wer sein Wissen über prestigeträchtige Chronographenkaliber erweitern oder vervollständigen möchte, wird um eine Marke insbesondere nicht herumkommen: Longines.
Heute Teil der Swatch Group zählte der Hersteller gerade zu Beginn der 1930er Jahre bereits zu den großen Namen der Uhrmacherei. Insbesondere Chronographenwerke von Longines waren den Kalibern der Konkurrenz im punkto Technik, Finesse und Präzision häufig weit überlegen.
Betrachtet man das Logo von Longines – die geflügelte Sanduhr – wird schnell klar, woher der Antrieb kam, gerade im Bereich der Chronographen die Entwicklung voranzutreiben.
1919 zum offiziellen Lieferanten der IAF (International Aeronautical Federation) ernannt, wurde Longines Partner vieler offizieller Expeditionen und Luftfahrtabenteuer. Das Berühmteste war mitunter der Solo-NonStop-Flug von Charles Lindbergh von New York nach Paris im Jahre 1927.
Auch die Rolle Longines’ als offizieller Zeitnehmer zahlreicher Sportevents legten die Produktion hochpräziser Zeitstopper nah.
Während Longines im Laufe seiner Geschichte auch viele elegante und klassische Dreizeiger entwickelte, lag der Schwerpunkt für “komplizierte” Uhren eindeutig auf Chronographen. Bedenkt man, dass Longines bis Ende der 1950er Jahre keine Taucheruhren oder Uhren mit einer Mondphasenkomplikation entwickelt hat, wird diese Ausrichtung klar.
Das Kaliber 13.33Z
Besonders hervorzuheben ist das Kaliber 13.33Z. Das erste Chronographenwerk, welches jemals für eine Armbanduhr entwickelt wurde.
Das Kaliber 13.33Z wurde im Jahre 1913 entwickelt und verfügte über 18 Juwelen, einen Durchmesser von 13 Linen (29 mm) und eine Bauhöhe von 6 mm. Es vibrierte mit 18.000 Vph und verwendete eine Breguet-Spirale für mehr Genauigkeit. Zudem war es ein Monodrücker-Chronographenwerk. Das heisst, eine Krone, die zum Aufziehen der Uhr verwendet wurde, diente zeitgleich als Drücker für den Chronographen. Drückte man einmal startete der Chronograph, ein zweites Drücken stoppte ihn und ein drittes Mal setzte ihn zurück.
In den früheren Versionen des Uhrwerks konnte die Krone nicht in ihrer Endposition verwendet werden – das Betätigen eines Drückers bei zwei Uhr schaltete die Funktionen der Krone um, so dass es möglich wurde, die Zeit zu verstellen. Während die meisten 13.33Z-Uhrwerke diesen integrierten Drücker auf der 3-Uhr-Position hatten, gab es auch die selteneren Variationen, die über einen Drücker bei der 2-Uhr-Position verfügten.
Da vor 1913 Chronographenfunktionen ausschließlich auf Taschenuhren beschränkt waren, war dieses Kaliber nicht nur für Longines, sondern für die gesamte Uhrenindustrie ein wahrer Meilenstein und von großer Bedeutung.
In den früheren Versionen des Uhrwerks konnte die Krone nicht in ihrer Endposition verwendet werden – das Betätigen eines Drückers bei zwei Uhr schaltete die Funktionen der Krone um, so dass es möglich wurde, die Zeit zu verstellen. Während die meisten 13.33Z-Uhrwerke diesen integrierten Drücker auf der 3-Uhr-Position hatten, gab es auch die selteneren Variationen, die über einen Drücker bei der 2-Uhr-Position verfügten.
Da vor 1913 Chronographenfunktionen ausschließlich auf Taschenuhren beschränkt waren, war dieses Kaliber nicht nur für Longines, sondern für die gesamte Uhrenindustrie ein wahrer Meilenstein und von großer Bedeutung.
Zum überwiegenden Teil aus Stahl und Gold gefertigt, fanden sich die wunderschönen 13.33Z Kaliber vorrangig unter Emaille-Zifferblättern in Blau- und Rottönen. Emaille ist ein hervorhebenswerter Werkstoff. Es ist zwar anfällig für Risse, übersteht die Jahre aber tatsächlich deutlich besser als herkömmliche Zifferblätter.
Im Vergleich zu diesen, welche leichter oxidieren, bildet sich in der Regel sehr wenig “Patina” auf dem Emaille. Daher bleiben viele dieser Uhren von den frühen 1910er bis in die 1930er Jahren tatsächlich in einem absolut bemerkenswerten Zustand – insbesondere wenn man bedenkt, dass sie fast 100 Jahre alt sind.
Ob Tachymeter, Pulsometer oder Telemeter-Skala – viele verschiedene Ausführungen dieser Zifferblätter wurden zu jener Zeit gefertigt. Das dahinter befindliche Uhrwerk war jedoch nicht sichtbar, da es sich hinter einem massiven Gehäuseboden verbarg. Sichtböden sind tendenziell eher eine Entwicklung der jüngeren Vergangenheit.
Das Kaliber 13ZN
Nach einer etwa 23-jährigen Produktionsperiode des 13.33Z-Chronographenwerks begann Longines 1936, eines der damals technologisch fortschrittlichsten Chronographenkaliber herzustellen – das Kaliber 13ZN.
Wie bereits eingangs erwähnt, entwickelte Longines den ersten Chronographen für die Armbanduhr – den 13.33Z -, aber nun präsentierte sich das Kaliber 13ZN mit dem ersten Chronographenmechanismus, der mit der Flyback-Funktion ausgestattet war.
Das 13ZN hatte 17 Juwelen; einen Durchmesser von 29,80 mm und eine Höhe von 6,05 mm, vibrierte mit 18.000 Vph und war ebenfalls mit einer Breguet-Unruhspirale ausgestattet. Die Unruh war zudem schraubenreguliert.
Einen Chronographen zu entwickeln, der das Zurücksetzen auf Null aus der laufenden Funktion heraus ermöglicht, war zu jener Zeit eine wahre Meisterleistung. Selbst heute sind Chronographen mit Flyback-Funktion meist nur in Uhrwerken gehobener Hersteller zu finden.
Die spannende Komplikation ermöglicht ein verlustfreies Zurücksetzen der Zeit, möchte man zwei Zeitlich unmittelbar aufeinander folgende Events timen.
Verbaut wurden die 13ZN-Werke in einer Vielzahl verschiedenartig ausgeführter Uhren. Stahl oder Gold, 34 mm oder 38 mm, zahlreiche Zifferblattvariationen. Selbst in wasserdichten Gehäusen mit verschraubtem Massivboden kamen sie zum Einsatz. Auch finden sich Varianten ohne den berühmten Flyback-Mechanismus.
An dieser Stelle schweifen wir kurz zu einem der begehrtesten Longines-Kaliber der Sammlerwelt – dem Kaliber 13ZN-12. Dies ist im wesentlichen ein Kaliber 13ZN, aber ein Stundenregister tritt an die Stelle des Minutenregister auf der 3-Uhr-Position. Der Minutenzähler umfasst jetzt zentral montiert das gesamte Zifferblatt, während ein separater Zeiger die verstrichenen Minuten präzise nachhält. Anstatt lediglich zwei Zähler im 13ZN zurückzusetzen, muss das Uhrwerk jetzt drei Zähler zurücksetzen – die Sekunde, die Minute und die Stunde. Dies erhöht den Grad der Komplikation im Uhrwerk enorm und ist ein Grund, warum diese Uhren besonderen Sammlerwert haben.
Wer sich also auf die Suche nach einem Zeitmesser mit einem 13ZN begibt, dem bieten sich viele Möglichkeiten umfangreich zu stöbern.
Besonders hilfreich ist dabei der exzellente Kundenservice von Longines, welcher Vintage-Sammler:innen mit Rat und Tat zur Seite steht. In der Regel innerhalb von 48 h werden von Seiten Longines detaillierte Informationen aus dem hauseigenen Archiv zur Verfügung gestellt, wenn man diese mit einer spezifischen Seriennummer anfragt. Zu diesen Informationen gehören beispielsweise Baujahr, exakte Informationen über das Uhrwerk, Verkaufsort, sowie Datum des Verkaufs. So lässt sich die Historie der Zeitmesser präzise nachverfolgen und macht die Reise durch den Vintage-Katalog von Longines noch um einiges spannender.
Severin Giesswein
Severin Giesswein ist seit Frühjahr 2020 als freier Mitarbeiter für ALTHERR tätig. Hauptberuflich in der Medizin beschäftigt, verfasst er in regelmäßigen Intervallen den ALTHERR Sekundenstopp – eine Übersicht über alle Neuigkeiten der Uhrenindustrie und moderiert als Host die zugehörige ALTHERR Sprechstunde live auf YouTube. Seine Begeisterung für Armbanduhren teilt er zudem auf Instagram unter @derwerkstudent.