„Ich wechsle natürlich jeden Tag meine Uhr. Manchmal wähle ich sogar zuerst die Uhr aus und erst danach mein Outfit“, antwortet Breitling-CEO Georges Kern auf die erste Frage der ALTHERR-Redaktion, wie oft er seine Uhr wechsle. Seit sieben Jahren leitet er mit großem Erfolg das Uhrenunternehmen aus Grenchen. Zu unserem Treffen in der Breitling Boutique auf der diesjährigen Watches & Wonders trägt er eine stilvolle Chronomat mit Kupferzifferblatt am Handgelenk, die er als eine seiner Lieblingslinien bezeichnet.
„Die Geschichte muss glaubwürdig sein“
Als Kern vor sieben Jahren das Unternehmen Breitling übernommen hatte, war ihm vor allem eines bewusst: Uhren werden mit Geschichten und Emotionen verbunden. Vor allem 1952 sei für Breitling ein zukunftsweisendes Jahr gewesen. Damals stellte der Geschäftsführer Willy Breitling (1912 – 1979) zum ersten Mal die Navitimer vor. „Es ist unser ikonisches Produkt mit einem enormen Wiedererkennungswert. Das ist die Uhr der zivilen Luftfahrt. Ich denke, die Leute verbinden Breitling vor allem mit der Navitimer“, sagt der 59-Jährige.
Für Georges Kern hat Willy Breitling damals den Startschuss in ein neues Zeitalter gegeben, nicht nur funktionale Uhren für den professionellen Einsatz anzubieten, sondern auch schicke Modelle zu entwerfen, die ihre eigene Geschichte entwickeln. „Man kann sich nur als Generalist bezeichnen, wenn das Teil der eigenen Geschichte ist. Nur dann ist die Marke auch glaubwürdig. In den vergangenen sieben Jahren haben wir versucht, diese reiche Geschichte hervorzuheben.“ Ein Blick auf die Zahlen bestätigt den Erfolg. 2023 lag der Umsatz bei 870 Millionen Schweizer Franken. Zwei Jahre zuvor waren es noch 680 Millionen Franken. Der Weg führt klar nach oben.
„Navitimer war eine ästhetische Herausforderung“
Eine der größten Herausforderung in den vergangenen Jahren war der Relaunch der Navitimer. „Für mich war es wichtig, die Uhr flacher zu machen. Es war eine große ästhetische Herausforderung, wir mussten unter anderem Elemente in der Gehäusekonstruktion ändern. Ich kann und darf sagen, dass wir in den vergangenen Jahren neben der neuen Navitimer die schönsten Modelle in der Branche eingeführt haben“, so Kern.
Breitling geht in der Werbung einen eigenen Weg
Es sei auch wichtig, junge Leute und Neueinsteiger für die Marke zu begeistern. „Wir sind die coole Alternative zu den traditionellen und zum Teil verstaubten Uhrenmarken in der Schweiz.“ Der Stil von Breitling sei Modern-Retro, modern in der Technologie, im Design aber in einem klaren Stil mit Elementen von früher. Bei den Werbepartnerschaften geht Breitling ebenfalls einen anderen Weg. „Wir sind nicht in den traditionellen Sportarten wie Golf oder Tennis. Wir sind beim Surfen dabei, wir machen Triathlon und spielen Rugby. Wir sind entspannter und das macht unsere Marke nahbarer.“
Doch ausgerechnet bei der eigenen Kundschaft gibt es noch Aufholbedarf. „Unser Problem ist, dass 85 Prozent unserer Käufer noch das alte Breitling im Kopf haben. Wenn wir aber Leuten von diesen 85 Prozent unsere neuen Produkte zeigen, dann sind sie begeistert und zumindest eine Linie in unseren neuen Kollektionen finden sie dann ausgesprochen schön“, sagt Georges Kern und ergänzt: „Für die Sichtbarkeit der heutigen Ausprägung von Breitling können wir jedoch noch mehr tun.“
Hitzige Diskussionen rund um das Logo
In der Uhren-Community wird immer wieder über das Logo von Breitling diskutiert. Es gibt viele Fans, die das neue Logo in Form eines geschwungenen „B“ ablehnen und für die die Flügel das einzig wahre Logo ist. Zu diesem Thema hat der CEO ebenfalls eine klare Meinung: „Vor sieben Jahren haben wir uns entschieden, wieder eine Generalisten-Marke zu werden, die unserer Geschichte entspricht. Dahingehend konnten wir natürlich nicht unsere Taucheruhren oder die Premier-Modelle mit Flügeln versehen. Das jetzige Logo ist historisch gesehen das ursprüngliche Logo.“
Zudem habe Breitling jedes Jahr 70 bis 75 Prozent Neukunden. „Und diese Käufer führen diese Diskussion nicht. Die bestehenden Kunden sind sehr zufrieden, weil sie so viele verschiedene Produktgruppen zur Auswahl haben. Man entscheidet sich zuerst emotional für die Marke und erst dann für das Design und die Technologie. Es muss alles zusammenpassen und wir haben großen Erfolg damit“, erklärt Kern.
Neues Modell mit neuem Werk kommt
Beim Thema Technologie verrät der Breitling-CEO ebenfalls eine Neuigkeit. „Anfang des nächsten Jahres kommt ein neues Produkt mit unserem neuen Automatikwerk auf den Markt. Danach werden wir das Werk schrittweise in weiteren Produkten einführen. Wir können natürlich nicht von 0 auf 100.000 Werke starten, daher haben wir uns zunächst auf ein ganz neues Produkt geeinigt.“
Für Kern spielt Kontinuität eine entscheidende Rolle: „Wir müssen konsequent mehr vom Gleichen anbieten, das allerdings ständig verbessern. So baut man über die Jahrzehnte eine Ikone auf. Natürlich werden wir unsere Marke beleben mit limitierten Auflagen oder mit Farbgebungen, wir können aber auch technologisch auf unseren eigenen Werken aufbauen und uns weiterentwickeln.“ Es werde keine Revolutionen geben, „weil die Leute gut finden, was wir anbieten“, so der CEO.
Große Zuversicht für die Zukunft
Zum Abschluss unseres Treffens in der Breitling Boutique Genf gab Georges Kern auch einen wirtschaftlichen Ausblick. „Die Preise unserer Modelle liegen im Schnitt zwischen 4.500 und 20.000 Euro, die Uhren aus Gold kosten natürlich mehr. Unser Sweetspot liegt bei rund 7.000 Euro. Ich denke, dass wir beim Umsatz noch stark wachsen können, ohne dadurch an Exklusivität zu verlieren. Wenn wir unsere Marke in allen Bereichen noch herausragender machen, auch im Service, in den Boutiquen sowie in der Zusammenarbeit mit unseren Verkaufspartnern, dann wird uns das auch gelingen“, sagt Kern mit großer Zuversicht.
Harald Saller
Mein Einstieg in die Welt der Uhren verdanke ich einem Film. Als Kind war ich fasziniert von dem actionreichen Streifen "Le Mans" mit Steve McQueen. Dank ihm wurde die Heuer Monaco zu einer Ikone in der Uhrenwelt. Dieses Modell markierte 2009 meinen Einstieg in die Welt der Premium- und Luxusuhren.
In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich intensiv mit Uhren, ihren Techniken und Geschichten auseinandergesetzt. Ich schaue vor allem gerne hinter die Kulissen.
Aber was ist eigentlich das Faszinierende an Uhren? Ich könnte jetzt eine lange Liste erstellen, um zu erklären, warum Uhren ein tolles Hobby sind. Letztendlich sind es jedoch die positiven Emotionen, die Armbanduhren in mir auslösen. Als Journalist versuche ich, diese Emotionen in meinen Texten unseren Leserinnen und Lesern näherzubringen.
Super spannendes Interview! Auf das neue Modell mit neuem Werk bin ich sehr gespannt.