Die Wiederauferstehung von TUDOR im Jahr 2012 ist untrennbar mit der ersten Black Bay Heritage und ihrer roten Aluminiumlünette verbunden. Im letzten Jahr hat der Hersteller die dritte Generation dieses Modells auf den Markt gebracht und den Release genutzt, um einen neuen Standard bei den hauseigenen Divern einzuführen. Was es damit auf sich hat und warum die jüngste Black Bay eine Kampfansage an Omega ist, erfährst du im heutigen Review.
Der Aufstieg von TUDOR kann durchaus als kometenhaft bezeichnet werden. Von einer Marke, die kein Standing in der Uhrencommunity besaß und als “poor man´s Rolex” verschrien war, avancierte sie innerhalb von nur einem Jahrzehnt zu einem angesehenen Luxusuhrenhersteller, für dessen zumeist Vintage inspirierte Zeitmesser es schnell Wartelisten gab. Die Black Bay Kollektion ist das Synonym dieses einmaligen Erfolges und verkörpert bis heute wie keine andere Modellreihe die DNA von TUDOR. Das gilt auch für die 2023 vorgestellte Black Bay METAS, die in ganz besonderer Weise symbolisiert, auf welch technischem Niveau die Schweizer mit ihren Manufakturwerken mittlerweile agieren.
Lehrstunde: Zahlen, Daten und Fakten
Uhrwerk
Werk: Automatik
Kaliber: MT5602-U mit METAS-Zertifizierung
Gangreserve: 70 Stunden
Gehäuse
Material: Edelstahl
Durchmesser: 41 mm
Lug-to-Lug: 50 mm
Dicke: 13,6 mm
Gehäuseboden: Edelstahl
Wasserdichtigkeit: 200 Meter
Krone: verschraubt
Lünette: Edelstahl
Glas: Saphirglas
Farbe: schwarz
Stundenskala: Indizes
Zeigermaterial: Edelstahl
Zeigerfarbe: Gelbgold
Material: Edelstahl bzw. Kautschuk
Farbe: Silber bzw. Schwarz
Anstoßbreite: 22 mm
Schließe: „T fit“-Sicherheitsfaltschließe mit Schnellverstellung
Zeitreise: Die Geschichte der TUDOR Black Bay
Bevor wir uns die TUDOR Black Bay METAS im Detail anschauen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Geschichte der Uhr. Diese beginnt, wie bereits erwähnt, im Jahr 2012. Damals überraschte TUDOR die Branche und Sammler gleichermaßen mit einem Zeitmesser, der im wahrsten Sinne des Wortes Feuer entfachte. Mit einer roten Aluminiumlünette und vergoldeten Indizes und Zeigern war die Black Bay Heritage ein Hingucker erster Güte. Für TUDOR kam das von alten Submariner-Referenzen inspirierte Design einem Befreiungsschlag gleich, war die Marke in den Jahren zuvor doch fast komplett in der Versenkung verschwunden. Mit der Black Bay Heritage fand TUDOR zu alter Stärke zurück und besann sich auf die Rolle, die ihr ROLEX-Gründer Hans Wilsdorf einst zugedacht hatte.
So glänzte das Modell (Ref. 79220R) mit einer extrem hochwertigen Verarbeitungsqualität, die der der Schwestermarke um nichts nachstand. Lediglich beim Uhrwerk setzte TUDOR wie üblich auf ein zugekauftes ETA 2824-2. Stilprägend für die erste Generation der Black Bay Heritage war neben der roten Aluminiumlünette die eigentlich längst verschwundene TUDOR-Rose auf dem mattschwarzen Zifferblatt, der “Self-Winding”-Schriftzug, der einem lachenden Smiley glich, sowie die charismatischen Snowflake-Zeiger und die Nieten an den Seiten des Edelstahlarmbandes. Der Listenpreis: um die 3.000 Euro!
2016 kam schließlich die zweite Generation der TUDOR Black Bay Heritage (Ref. 79230R) auf den Markt, die einen Meilenstein in der Geschichte es Herstellers markieren sollte. War die Uhr doch mit dem ersten eigenen Manufakturwerk von TUDOR ausgestattet, das den Namen MT5602 trug, eine COSC-Zertifizierung, eine Siliziumspirale und ganze 70 Stunden Gangreserve besaß. Die rote Aluminiumlünette und die vergoldeten Indizes und Zeiger blieben. Verschwunden war dagegen die TUDOR-Rose auf dem Zifferblatt und der Smiley-Schriftzug. Das Manufakturwerk benötigte zudem mehr Platz, wodurch die Höhe auf stattliche 14,4 Millimeter anwuchs. Derweil blieb der Listenpreis attraktiv, erhöhte er sich trotz Manufakturwerk doch nur um die zehn Prozent.
Nun ist aber Schluss mit den alten Kamellen und wir springen zurück ins Hier und Jetzt. Mit der Black Bay METAS hat TUDOR den nächsten Meilenstein in der Geschichte dieser Modellreihe markiert. Nehmen wir also die dritte Generation einmal genauer unter die Lupe und schauen uns an, was sich verändert hat.
Augenblick: Design und Verarbeitung
Blickt man auf das Design der TUDOR Black Bay METAS so fällt direkt auf, dass die Zähne der einseitig drehbaren Lünette im Vergleich zu denen der Vorgängermodelle ausgeprägter und scharfkantiger sind. Ein Update hat auch die verschraubte Krone erfahren. Sie ist etwas kleiner, ähnlich wie die Lünette scharfkantiger und sitzt zudem näher am Gehäuse, wodurch der rote Tubus der ersten und zweiten Generation überflüssig geworden ist. Das mattschwarze Zifferblatt mit den applizierten goldumrandeten Indizes trägt jetzt den “Master Chronometer”-Schriftzug und bleibt ansonsten unverändert. Dafür setzt TUDOR bei der Black Bay METAS nicht länger auf einen Snowflake-Sekundenzeiger, sondern integriert stattdessen eine Lollipop-Variante.
Geblieben ist das rote Aluminium-Inlay der Lünette, das zusammen mit den vergoldeten Indizes und Zeigern weiterhin für Vintage-Vibes sorgt. Gleiches trifft auch auf das Gehäuse-Finish zu. Die Oberseite ist noch immer satiniert, die Flanken, genauso wie die Kanten, hingegen poliert. Der Hauptkritikpunkt von Uhrenliebhabern war bisher stets die extreme Bauhöhe der TUDOR Black Bay Heritage von 14,4 Millimetern. Bei der dritten Generation hat der Hersteller jedoch seine Hausaufgaben gemacht und dafür gesorgt, dass der Diver nun 0,8 Millimeter flacher daherkommt und nur noch 13,6 Millimeter misst. Ob und wie sich das auf das Tragegefühl am Handgelenk auswirkt, klären wir aber gleich noch ausführlich.
Es gibt aber noch eine andere gute Nachricht: Wer dem Edelstahlarmband im Oyster-Stil wegen den Nieten an den Seiten bisher nichts abgewinnen konnte, der kann sich bei der TUDOR Black Bay METAS über zwei zusätzliche Bandoptionen freuen. Die Uhr ist nun auch an einem schwarzen Kautschukarmband mit einem Endglied aus Edelstahl erhältlich, sowie an einem fünfgliedrigen Edelstahlarmband im Jubilee-Stil mit politierten Mittelgliedern. Egal zu welcher Variante gegriffen wird – die Black Bay METAS macht immer eine gute Figur und überzeugt zudem durch ihre perfekte Verarbeitungsqualität. Dass TUDOR die Schwestermarke von ROLEX ist, wird bei diesem Zeitmesser in jedem Detail deutlich, denn es gibt schlicht keinen nennenswerten Makel.
Unruhstiftung: Das Werk der TUDOR Black Bay METAS
Beim Werk wird es richtig spannend, denn hier kann die TUDOR Black Bay METAS, wie ihr Name schon verrät, auftrumpfen. Das automatische Manufakturkaliber MT5602-U von TUDORs hauseignem Werksproduzenten Kenissi ist vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) zertifiziert. Das ist nicht weniger als eine kleine Sensation, wurde die Zertifizierung doch zusammen mit OMEGA entwickelt, sodass die Konkurrenz diesen Standard bislang als ein Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchte. Das ist nun vorbei, zumal TUDOR 2021 mit einem Sondermodell der Black Bay Keramik schon einmal einen Zeitmesser mit Master Chronometer Zertifizierung herausgebracht hat.
Mit der Black Bay METAS ist dieser Standard in der Uhrenindustrie aber noch einmal viel präsenter geworden. Die Zertifizierung stellt letztendlich die höchste Ganggenauigkeit eines Uhrwerks (0/+5 Sekunden pro Tag) im eingebauten Zustand sicher und sorgt für eine Magnetfeldresistenz von 15.000 Gauss. Alle weiteren technischen Daten sind jedoch identisch zu denen der “normalen” Manufakturwerke von TUDOR mit COSC-Zertifizierung. So bietet auch das MT5602-U eine wochenendsichere Gangreserve von 70 Stunden, arbeitet mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und besitzt eine Siliziumspirale. Die TUDOR Black Bay METAS gilt somit als außerordentlich präzise und zuverlässig, was für eine mechanische Uhr eine gute Grundlage ist, um im Alltag überzeugen zu können.
U(h)rgefühl: So trägt sich die TUDOR Black Bay METAS
Die Tudor Black Bay METAS macht am Handgelenk eine hervorragende Figur, was auch an der geringeren Bauhöhe liegt. Ein Minus von 0,8 Millimetern hört sich zunächst wenig an, im Alltag sorgen sie dann aber doch für einen entscheidenden Unterschied. TUDOR hat damit auf die Kritik der Uhrencommunity gehört und die Black Bay METAS durch eine flachere Gehäusemitte auch für kleinere Handgelenke tragbarer gestaltet. Zugleich sind die alten Stärken geblieben. Nach wie vor zählt die unnachahmliche Lünetten-Action zum besten, was man am Markt bekommen kann. Selbst deutlich teurere Diver von anderen Marken können da nicht mithalten. Die TUDOR Black Bay findet hier lediglich in der ROLEX Submariner ihren Meister.
Überzeugen kann in der Handhabung auch die neu gestaltete Krone, die im Vergleich zu den Vorgängermodellen nun deutlich besser zu greifen ist. Das Aufziehen des Uhrwerkes oder das Stellen der Zeit ist weiterhin ein haptischer Genuss, der sich extrem hochwertig anfühlt und den Perfektionsanspruch von TUDOR nachhaltig unterstreicht. Das gilt mittlerweile auch uneingeschränkt für die “T-Fit”-Schließe. Egal ob du zu einem Edelstahl- oder Kautschukarmband greifst – die hauseigene Feinverstellung auf Knopfdruck ist immer integriert und sorgt für einen gesteigerten Tragekomfort. So lässt sich das Armband in fünf Stufen um bis zu acht Millimeter verlängern oder verkürzen. Kompliment, TUDOR!
-4/+6 Sekunden: Meine Meinung zur TUDOR Black Bay METAS
Jede Generation der TUDOR Black Bay Heritage stand bislang für eine große Innovation und auch die Aktuelle macht da keine Ausnahme. In meinen Augen hat die Schwestermarke von ROLEX mit der Black Bay METAS die beste Taucheruhr in der langen Unternehmensgeschichte hervorgebracht. Dass TUDOR jetzt auf den Master Chronometer Standard setzt und diesen Schritt in Zukunft sicher auch weiter konsequent in anderen Modellen umsetzen wird, darf zudem als Kampfansage an OMEGA verstanden werden. Im Hinblick auf die nahende Watches & Wonders 2024 bleibt es dementsprechend spannend, was TUDOR in diesem Jahr vorstellen wird.
Was mir an der Herangehensweise von TUDOR außerdem gefällt ist die Tatsache, dass die Kritik der Uhrenliebhaber vom Hersteller ernstgenommen wird. Nur so lässt sich das schlankere Gehäuse erklären, das die TUDOR Black Bay METAS auch für Sammler mit schmaleren Handgelenken attraktiver werden lässt. Diese Maßnahme war dringend nötig und ist dementsprechend folgerichtig. Festzuhalten gilt es auch, dass die Uhr allen Anpassungen zum Trotz ihren Vintage-Charme nicht verloren hat und auch die typische DNA von TUDOR erhalten geblieben ist. So geht Evolution richtig – und ich ziehe voller Respekt meinen nicht vorhandenen Hut davor!
Wie gefällt dir die TUDOR Black Bay METAS? Schreib mir deine Meinung unter diesen Beitrag in die Kommentare. Wenn du die Uhr einmal an deinem eigenen Handgelenk erleben möchtest, dann schicke uns eine Email an [email protected]. Die Kolleginnen und Kollegen in Berlin beraten dich gerne persönlich.
Luca Cordes
Kannst du dich noch an deine allererste Armbanduhr erinnern? Bei mir war es eine Scout mit einem wunderschönen blauen Zifferblatt. Ich war vielleicht zwölf oder 13 Jahre alt und liebte diese Uhr. Ich trug sie immer und zu jedem Anlass – bis sie mir während des Sportunterrichts gestohlen wurde. Vielleicht ist in genau diesem Verlust meine spätere Leidenschaft für das Sammeln von mechanischen Uhren begründet. Doch genug mit den Geschichten aus meiner traurigen Kindheit ;-)
Mein Name ist Luca Cordes, ich bin 31 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und lebe seit mittlerweile mehr als sieben Jahren in Berlin. Hier arbeite ich als Business Ghostwriter, Medientrainer, Autor und Berater. Bei ALTHERR bin ich für den Bereich „Text“ verantwortlich und werde dich ab sofort mit erstklassigen Inhalten rund um die Welt der Uhren versorgen. Jede Woche kannst du dich auf Neuvorstellungen, Reviews und viele weitere spannende Themen im ALTHERR Magazin freuen.
Weißt du, worüber ich mich freuen würde? Wenn du einen Kommentar unter meinen Beiträgen hinterlässt, wir in den Austausch treten und auch hier den sowieso schon starken Community-Gedanken von ALTHERR fortführen! Ich empfinde es als großes Glück, unsere Begeisterung für Luxusuhren gemeinsam ausleben zu können. Und wie sagte einst schon der Philosoph Albert Schweitzer: „Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“
In diesem Sinne freue ich mich von dir zu lesen!
Wenn du mehr über meine Arbeit bei ALTHERR erfahren und wissen möchtest, mit welchen spannenden Uhren ich mich gerade beschäftige, dann folge mir auf Instagram @hestyleswatches.
Dein Luca
Ich muss sagen, ich hatte drei Tudor-Uhren und hab die abgegeben, weil ich sie irgendwie immer noch im Schatten der Krone gesehen hab. Mittlerweile find ich Tudor mega und bereue es zumindest bei einem Modell sehr. Besser als das Affentheater um die Krone.
Hey Daniel,
finde ich sehr spannend, wie du die Entwicklung von Tudor auch in deiner eigenen Sammlung miterlebt hast. Mich würde total interessieren, bei welchem Tudor-Modell du den Verkauf mittlerweile bereust. Ich bin gespannt auf deine Antwort!
LG,
Luca