Also, was sind nun die sieben Dinge, die man wissen sollte bevor man sich eine Fliegeruhr kauft?
1 | Die Geschichte
Den Anfang macht die Geschichte der Fliegeruhr – Die Geschichte der Fliegeruhr ist tatsächlich auch gleich die Geschichte der Armbanduhr für Herren. Denn um 1900 herum gab es einen brasilianischen Flugpionier namens Alberto Santos Dumont. Dieser hat in Frankreich gelebt und hatte das große Problem, dass er es während seiner ersten Flugversuche sehr kompliziert fand, mit seiner Taschenuhr die Zeit zu messen. Daraufhin hat er sich bei seinem Freund Louis Cartier beschwert und gesagt: „Das, was wir aktuell haben ist keine Lösung.“ Also hat Louis Cartier sich entschlossen, eine Uhr für Herren – genauer gesagt eine Armbanduhr für Herren – zu entwerfen.
So ist die erste Fliegeruhr entstanden und so ist tatsächlich auch die erste Armbanduhr für Herren auf den Markt gekommen. Bis dahin war die Armbanduhr eher ein Damenschmuckstück gewesen. Die Cartier Santos war also damit die erste Fliegeruhr und wurde 1904 vorgestellt. Am 23. Oktober 1906 hat Alberto Santos Dumont es dann tatsächlich geschafft den ersten motorisierten Flug zu machen und hat damit Geschichte geschrieben. Die Geschichte der Fliegeruhren, auch die der Cartier Santos, ging dann aber noch weiter. Erst 1911 ist die Uhr in Serienproduktion gegangen und dem Markt verfügbar gemacht worden. In den Folgejahren hat sich natürlich viel wieder entwickelt.
Der Erste Weltkrieg war ein Einsatzort für viele Fliegeruhren. Da wurden sich vor allem Taschenuhren mit einem Lederetui um den Arm gebunden. Und erst im Zweiten Weltkrieg wurde es dann so richtig gängig, dass Flieger und Piloten – der Luftwaffe zum Beispiel – klassische Fliegeruhren getragen haben. Da die Flugdistanzen immer länger wurden und die Anforderungen immer größer, wurden auch die Uhren immer komplexer, sodass Kompassuhren oder Sextanten-Uhren entwickelt wurden, die den Piloten dabei geholfen haben ihre Flugmanöver zu vollziehen. Vor allem der Zweite Weltkrieg war ein großer Anlass für viele Uhrenhersteller ihre Produktion auf Fliegeruhren umzustellen. Denn zu der Zeit war nunmal der größte Bedarf. Vor allem die deutsche Luftwaffe hat sich dann bei vielen Herstellern, wie zum Beispiel Laco, STOWA, Wempe oder IWC, gemeldet und diese gebeten, Uhren für die Luftwaffe zu produzieren. Das hat dann natürlich viele Kapazitäten gebunden, aber auch Innovationen reingebracht und den Ball so richtig ins Rollen gebracht. Das, was die meisten heute unter Fliegeruhren verstehen, würde man eigentlich eine Beobachtungsuhr nennen.
Der Mythos ist, dass die Piloten tatsächlich diese Beobachtungsuhren getragen haben – das stimmt aber nicht ganz, sondern es waren die Co-Piloten, die diese Uhren getragen haben. Piloten hatten meistens eher Chronographen am Handgelenk, weil Chronographen potenziell ausfallende Bordinstrumente besser ersetzen konnten. Mit der fortschreitenden Technik der Bordinstrumente von Flugzeugen sind diese Charakteristika und die Eigenschaften der Fliegeruhren heutzutage eigentlich gar nicht mehr wirklich nötig. Sie haben trotzdem dieses unvergleichliche Flair und das Gefühl von Freiheit & Unabhängigkeit, was viele Menschen mit einer heutigen Fliegeruhr eben verbinden.
2 | Die Anforderungen
Unser zweiter Punkt sind die Anforderungen – Was muss eine Uhr mitbringen, um sich Fliegeruhr nennen zu dürfen?
Als Erstes fällt die Größe auf. Viele Fliegeruhren sind sehr groß, um eine gute und einfache Lesbarkeit zu bieten. Das Reichsluftfahrtministerium hat damals sogar festgelegt, dass eine Fliegeruhr 55 Millimeter im Durchmesser haben muss, was natürlich extrem groß ist, aber für die intuitive Ablesbarkeit eben auch sehr vorteilhaft sein kann. Außerdem haben wir auf dem Zifferblatt einen starken Kontrast – das heißt meistens ein dunkles, mattes Zifferblatt mit weißen Applikationen oder mit weißen Ziffern darauf.
Sowohl eine hohe Ganggenauigkeit, als auch eine lange Gangreserve sind sehr wichtig, denn in den meisten Fällen waren die Fliegeruhren tatsächlich Handaufzug Uhren bzw. Handaufzug Chronographen. Natürlich muss eine Fliegeruhr aber auch stoßfest sein, denn die G-Kräfte, die in den Flugzeugen wirken, haben natürlich einen enormen Einfluss auf das Uhrwerk, welches sowas dann schon ohne Probleme mitmachen muss.
Ein Aspekt, der nicht so wichtig ist, und daher bei Fliegeruhren auch mal des Öfteren vernachlässigt wird, ist die Wasserdichtigkeit. Denn die Uhren sind natürlich für die Luft gemacht und nicht für das Wasser, sodass Wasserdichtigkeit schon seit jeher eigentlich keine große Rolle bei Fliegeruhren gespielt hat.
3 | Das Design
Der dritte Punkt ist das Design – Das geht Hand in Hand mit den Anforderungen, aber führt dann doch dazu, dass wir heute eine eigene Designsprache für Fliegeruhren haben. Dazu zählt zum Beispiel das Dreieck auf 12 Uhr, was ganz bekannt ist. Wir haben in vielerlei Hinsicht ein Dreieck mit zwei Punkten, was auch hier die die Richtung für den Piloten darstellen soll. Das heißt, dass er immer weiß, wo oben und wo unten ist. In vielen Fällen haben wir ein Dreieck mit zwei Punkten auf 12 Uhr und dann von 1- bis 11 Uhr die arabischen Ziffern oder teilweise auch Indizes.
Ein weiteres Designmerkmal sind definitiv die Zeiger. Fliegeruhren haben ihre eigene Art die Zeiger zu präsentieren. Grundsätzlich sollen sie ebenfalls einen gute und einfache Ablesbarkeit gewähren. Sie sind daher meistens verhältnismäßig groß und zudem mit viel Leuchtmasse belegt, denn auch im Dunkeln wird natürlich geflogen. Das kontrastreiche Zifferblatt und die matten Farben sind vor allem auch deshalb gewählt, um einfallendes Sonnenlicht nicht zur Reflexion zu bringen. Natürlich sollte auch das Glas antireflektiv bearbeitet sein, so dass auch hier kein Risiko entsteht.
Auch heute haben Fliegeruhren einen relativ großen Durchmesser und außerdem erkennt man viele Modelle an dem Design der Krone – denn da diese auch mit Handschuhen betätigt werden soll, sind die meistens sehr groß und haben eine Zwiebelform. Da ist zum Beispiel die Zenith Pilot ein ganz klassisches Beispiel für eine Uhr mit einer großen Zwiebelkrone. Das ist ein sehr typisches Designmerkmal bei Fliegeruhren.
Zu guter Letzt haben wir noch das Armband – auch die Armbänder sind meistens fliegertypisch sehr lang, damit die Piloten sie auch über der schweren Pilotenjacke tragen können. Sie haben oft einen Lederstil, der eigentlich unverkennbar ist und auch sehr gut zu den typischen Fliegeruhren passt.
4 | Die Komplikationen
Unser vierter Punkt sind die Komplikationen einer Fliegeruhr – Über die Jahre hinweg haben sich auch da die Anforderungen vehement verändert. Zu Beginn war der Chronograph essenziell und kaum wegdenkbar. Obwohl man sich das Ziel gesetzt hat die Uhr aufs Wesentliche zu reduzieren, sodass sie gut abgelesen werden kann, bringt der Chronograph natürlich eine Funktionalität mit, die die Uhr im Ausfall der Bordinstrumente des Flugzeugs als vollwertigen Ersatz darstellen lässt.
Des Weiteren haben wir die Kompass-Lünette. Auch da ist es natürlich extrem hilfreich, wenn man die Himmelsrichtungen identifizieren- und die Uhr somit als Kompass nutzen kann.
Vor allem in den 60er und 70er Jahren, als die zivile Luftfahrt gewachsen ist, kamen dann auch immer mehr Nachfragen für Modelle, die über eine GMT-Funktion verfügen. Da hat natürlich vor allem die Rolex GMT-Master die Lanze gebrochen, die damals für die Pan American Airlines entwickelt wurde und den Piloten dabei geholfen hat, eine weitere Zeitzone zu erfassen. Heutzutage gibt es sogar schon die Möglichkeit eine dritte Zeitzone zu erfassen.
Eine weitere sehr nützliche Funktion – die vor allem bei einer ganz bekannten Fliegeruhr, und zwar die Breitling Navitimer, bekannt geworden ist – ist der Rechenschieber. Der Rechenschieber erlaubt es den Piloten schnelle Kalkulationen, wie zum Beispiel Multiplikation, durchzuführen, und so den Treibstoffverbrauch im Blick zu haben und verlässliche Berechnungen schnell durchzuführen.
Neben den Komplikationen ist es natürlich auch von großer Bedeutung, dass die Uhren eine hohe Ganggenauigkeit haben und zudem auch noch eine möglichst lange Gangreserve bieten. Breitling hat hier damals den Standard gesetzt, dass Bordinstrumente von Flugzeugen mindestens acht Tage Gangreserve haben müssen. Deswegen das Huit Department – „Huit“, auf französisch „acht“, also acht Tage. Das war damals der Standard.
5 | Der Standard
Es war aber erst in 2012, als sich das erste Mal über einen richtigen Fliegeruhren-Standard unterhalten wurde. Damals hat die FH Aachen, gemeinsam mit Sinn Spezialuhren, an einem Standard getüftelt, der dann später auch in eine DIN-Norm übernommen wurde. Der technische Standard für Fliegeruhren – auch TESTAF genannt – qualifiziert eine Uhr für den Einsatz an Bord eines Flugzeuges. Der Standard soll garantieren, dass auch beim Ausfall der digitalen Medien an Bord eines Flugzeuges, das Flugzeug weiter manövrierfähig ist und der Pilot einen durchweg sicheren Flug garantieren kann.
Dieses TESTAF-Zertifikat wurde dann ab 2013 durch das Deutsche Institut für Normung überdacht und dann später – im Jahr 2016 – auch als DIN-Norm eingeführt. Die ersten Uhren, die dann anschließend der DIN-Norm 8230 entsprachen, waren einmal die 857 UTC von Sinn und die Flieger DIN Professional von STOWA.
6 | Das Preisspektrum
In unserem sechsten Punkt geht es um das Preisspektrum – Das klingt jetzt nach vielen Anforderungen und lässt darauf spekulieren, die Uhr teuer anzubieten, das ist aber nicht so. Fliegeruhren sind sehr vielfältig und tatsächlich in jedem Budget erhältlich. Sie sind der perfekte Einstieg in die Welt der Luxusuhren sowie der mechanischen Uhren und bieten ein durchweg zeitloses Design.
Ein paar Beispiele, die ich für euch mitgebracht habe, sind zum Beispiel Laco Uhren, gerade Laco bietet einen super Einstieg mit der Laco Dortmund oder mit der Laco Ulm. Das sind echt hervorragende Uhren für den Einstieg, die einen klassischen Flieger-, bzw. Beobachterstil mit sich bringen und eigentlich in jeder Sammlung einen Platz finden.
Wie bereits erwähnt, ist natürlich auch Sinn Spezialuhren ein Vorreiter, was Fliegeruhren angeht. Hier sind vor allem die Chronographen sehr interessant und bieten zudem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Breitling Navitimer B01 mit dem Manufakturkaliber ist eigentlich die Fliegeruhr schlechthin und daher auch die Fliegeruhr, die zu ihrer Zeit an das Handgelenk von jedem Piloten gehört hat. Das praktische Rechnen mit dem Rechenschieber und das auffällige Design verkörpern diesen Fliegerstil einfach perfekt und untermalen den Ikonen-Status, den diese Uhr unter Uhren-Enthusiasten völlig zurecht genießt.
Schaut gerne mal bei uns im Shop nach, es gibt viele coole Brands. Laco, Breitling aber auch FORTIS hat zum Beispiel neue Fliegeruhren vorgestellt. Oder auch Longines mit der Spirit. Die Auswahl ist sehr breit, viele Hersteller bieten da was an und ich bin gespannt, welche Fliegeruhr euch am besten gefällt.
7 | Bekannte Modelle
Unser siebter und letzter Punkt sind die bekanntesten Fliegeruhren, die heute wahrscheinlich die meisten von euch bereits kennen dürften.
Angefangen mit der Cartier Santos, die damals erste Fliegeruhr. Sie wird heute noch gebaut und wird immer wieder von Cartier weiterentwickelt. Eine echt schicke Uhr, die man eigentlich zu jedem Anlass tragen kann.
Aber auch die Breitling Navitimer ist natürlich eine absolute Ikone und hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern, als eine der wohl bekanntesten Fliegeruhren überhaupt.
Die Zenith Pilot, wie eben erwähnt, ist ebenfalls eine hervorragende Fliegeruhr. Sie war geschichtlich auch sehr relevant und ist zudem tatsächlich die einzige Uhr, die das Wort Pilot auf das Zifferblatt schreiben darf. Eine Variante dieser Uhr war sogar bei der allerersten Überquerung des Ärmelkanals am Handgelenk des Piloten.
Des Weiteren ist die bereits erwähnte Rolex GMT-Master eine weitere ikonische Fliegeruhr, die vor allem für die zivile Luftfahrt steht und dort einen maßgeblichen Meilenstein gesetzt hat.
Die Chronomat von Breitling – damals eigentlich als Chronograph für Mathematiker entwickelt – wurde immer mehr von den Piloten übernommen und hat dann in den 80er Jahren für die Frecce Tricolori, eine Kunstflugstaffel in Italien, wirklich für Aufsehen gesorgt. Und auch die im letzten Jahr neu vorgestellte Variante, ist eine Uhr, die definitiv jeder auf dem Schirm haben sollte.
Die letzte Uhr kommt von IWC – einer Marke, die auch sehr stark für Fliegeruhren steht. Bei der Uhr handelt es sich um die Big Pilot. Die Big Pilot wurde 1940 vorgestellt und hat seitdem ein relativ klassisches Design, ist heute sehr beliebt und vor allem für diejenigen, die vielleicht den zweiten oder dritten Schritt in ihrer Sammlung gehen möchte, eine sehr empfehlenswerte Option.
Das waren unsere sieben Faktoren, die ihr auf jeden Fall auf dem Schirm haben solltet, wenn ihr euch für Fliegeruhren interessiert oder wenn ihr euch eine Fliegeruhr kaufen möchtet. Welche Fliegeruhr gefällt euch am besten?
Benedict Schweiger
Hey Freunde! Mein Name ist Benedict und ich verantworte seit 2020, als ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, das Marketing beim Juwelier ALTHERR. Zusammen mit meinem Team versuche ich tagtäglich Mehrwert für Uhrenenthusiasten zu schaffen und mehr Uhrenfans für ALTHERR zu begeistern. Dabei trage ich meist OMEGA, Tudor oder Cartier am Handgelenk.