Der frühe Erfolg von Grand Seiko kommt nicht von ungefähr. Um die Entstehungsgeschichte der japanischen Uhrenmanufaktur ranken sich Mythen, die spannender nicht sein könnten. Dabei spielt auch die Zeitepoche eine entscheidende Rolle, denn Grand Seiko ist nicht einfach von heute auf morgen entstanden. Im Jahre 1937 wird zunächst die Firma Daini Seikosha in Kameido, einem Bezirk von Tokio, gegründet. Dort werden Armbanduhren von Seikosha produziert, während das Unternehmen Seikosha selbst Wanduhren fertigt.
Dann beginnt jedoch der Zweite Weltkrieg, Daini Seikosha muss Kameido verlassen und an einen anderen Standort fernab der Hauptstadt evakuiert werden. Durch den Bombenbeschuss ist das Werk in Kameido so sehr zerstört worden, dass dort selbst nach Kriegsende lange keine Armbanduhren mehr hergestellt werden können. Die Produktion soll aber wieder hochgefahren werden, und so kommt es, dass der Evakuierungsstandort Suwa von Daini Seikosha zu einem relevanten Player in der Herstellung von Armbanduhren wird. Das Werk in Kameido opfert man allerdings nicht und baut es im Laufe der Jahre wieder auf. Das Unternehmen Daini Seikosha hat plötzlich also zwei Standorte, an denen Armbanduhren hergestellt werden.
Suwa-Werk präsentiert erste Uhr unter dem Namen Grand Seiko
Nach Kriegsende lässt vor allem das Suwa-Werk mit der Produktion von Erfolgsmodellen wie der Marvel, der Lord Marvel und der Crown aufhorchen. Mit dem Fokus auf hochpräzise Herrenarmbanduhren ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass Suwa Seikosha den ersten Zeitmesser unter dem Namen Grand Seiko präsentiert. Ende der 1960er-Jahre stellen dann beide Standorte Grand Seiko Armbanduhren her. Es gibt jedoch keine einheitlichen Arbeitsprozesse, Methoden und Strukturen. Sowohl in Suwa, als auch in Kameido herrschen eigene Produktionsverfahren, Designs und Kulturen vor. So entsteht eine freundschaftliche Rivalität zwischen den beiden Teams, die zu besseren Leistungen, Technologien und Qualitätsstandards führt. Dieser interne Wettbewerb ist eines der wesentlichen Geheimnisse hinter dem Erfolg der Marke Grand Seiko, die schon nach wenigen Jahren zu den führenden Uhrenherstellern gehört.
Heute stellt das japanische Unternehmen an den zwei Standorten Shinshu und Shizukuishi Zeitmesser her. In Shinshu widmet man sich der exklusiven Produktion von Uhren mit Quarz- und Spring-Drive-Kalibern. Voller Stolz heißt es auf der Unternehmenswebsite: „Spring Drive ist das Kronjuwel des Shinshu Uhrenstudios. Es dauerte fast dreißig Jahre von der Idee eines jungen Ingenieurs […] bis zur Herstellung einer Spring Drive Uhr, die dem Namen Grand Seiko gerecht wird.“ Vor Ort ist aber auch das Snowflake-Zifferblatt kreiert worden und die Sonnenschliff-Blätter stammen ebenfalls aus Shinshu. Bearbeitet werden diese einzeln und von Hand, was auch bei der Qualitätsprüfung der Fall ist. Denn nur so lässt sich der Perfektionsanspruch von Grand Seiko permanent realisieren.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Zaratsu-Politur des dortigen Studios. „Während das Gehäuse gegen die rotierende Scheibe gedrückt wird, spüren die mit dieser Aufgabe betrauten Handwerkerinnen und Handwerker nur mit ihren Augen und dem Gefühl in den Fingerspitzen den genauen Winkel und den erforderlichen Druck.“ So wird in Shinshu aus meisterhaftem Handwerk eine eigene Kunst.
In Shinzukuishi ist das legendäre 9S-Automatikkaliber entstanden
In der Präfektur Iwate befindet sich das Grand Seiko Studio Shizukuishi, wo die mechanischen Werke und Uhren entstehen. „Hier wird jeder Aspekt […] vom Design über die Herstellung der Uhrwerkskomponenten bis hin zur Montage, Justierung und Inspektion kompletter Uhren, von Grand Seikos eigenen Handwerkern und Handwerkerinnen ausgeführt.“ Im Jahr 1998 erblickt in Shinzukuishi auch das legendäre 9S-Automatikkaliber das Licht der Welt. Auf die Uhrwerke von Grand Seiko gehen wir aber in Teil 4 genauer ein. Laut eigenen Angaben sei in Shinzukuishi der neue Standard von Grand Seiko definiert worden, der die besonderen Ansprüche der Uhrenindustrie übertreffe.
Mehr über die Uhrwerke von Grand Seiko erfährst du in einem weiteren Beitrag, der schon bald hier im Magazin veröffentlicht wird. Hinterlasse gerne einen Kommentar und teile deine Meinung zu Grand Seiko mit der ALTHERR-Community und mir.
Luca Cordes
Kannst du dich noch an deine allererste Armbanduhr erinnern? Bei mir war es eine Scout mit einem wunderschönen blauen Zifferblatt. Ich war vielleicht zwölf oder 13 Jahre alt und liebte diese Uhr. Ich trug sie immer und zu jedem Anlass – bis sie mir während des Sportunterrichts gestohlen wurde. Vielleicht ist in genau diesem Verlust meine spätere Leidenschaft für das Sammeln von mechanischen Uhren begründet. Doch genug mit den Geschichten aus meiner traurigen Kindheit ;-)
Mein Name ist Luca Cordes, ich bin 31 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen und lebe seit mittlerweile mehr als sieben Jahren in Berlin. Hier arbeite ich als Business Ghostwriter, Medientrainer, Autor und Berater. Bei ALTHERR bin ich für den Bereich „Text“ verantwortlich und werde dich ab sofort mit erstklassigen Inhalten rund um die Welt der Uhren versorgen. Jede Woche kannst du dich auf Neuvorstellungen, Reviews und viele weitere spannende Themen im ALTHERR Magazin freuen.
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Dein Luca